Sprung ins Ungewisse – Teil 12

Manfred putzte sich die Zähne.
Er und Geli hatten bis weit nach Mitternacht in einem Gastgarten verbracht.
Pizza und Rotwein.
Geli war sehr still gewesen.
Manchmal war sie ihm ein wenig abwesend vorgekommen.
Gegen 18:00 Uhr war sie vor seiner Wohnung gestanden.
Mit einer kleinen Tasche.
Sie hatte etwas unruhig gewirkt.
Er hatte ihr einen Kaffee hingestellt.
Und zu reden angefangen.
Über alles Mögliche.
Geli war einsilbig geblieben.
Und im Lokal war auch keine besondere Stimmung aufgekommen.
Er hatte sich den Mund fusselig geredet.
Aber Geli hatte nur in den Himmel gestarrt.
Sie sah sehr hübsch aus an dem Abend.
Aber auch unnahbar.
Nur einmal hatte sie kurz gelächelt.
Ist das nicht eine wunderbare Nacht?
Sie war nicht bei hm.
Er spürte es genau.
An wen sie wohl dachte?

Gegen zwei Uhr morgens waren sie heimgekommen.
Zu Fuß.
Manfreds Stammitaliener tischte nicht weit weg von seiner Wohnung auf.
Daheim war Geli gleich unter die Dusche gegangen.
Manfred hatte fieberhaft nachgedacht, was nun wohl sein würde.
Er lüftete im Schlafzimmer.
Und starrte in die Nacht hinaus.
Grübelte.
Irgendwann musste er wieder an Geli denken.
Er lief ins Bad.
Es war schon leer.
Geli lag auf der Couch.
Zugedeckt.
Eingerollt wie eine Katze.
Nur ihr Lockenkopf war sichtbar von ihr.
Sie schlief…
Manfred ging in die Küche.
Setzte sich auf einen Stuhl.
Trank ein Glas Cola.
Und dann noch eins.
Was machte er eigentlich falsch?
Natürlich hatte er nicht von Sex gesprochen als er sie eingeladen hatte.
Aber wenn sie schon kam…
Lag das nicht auf der Hand?
Keine Einladung ohne…?

Du bist ein Idiot.
Die Stimme in ihm formuliert unmissverständlich.
Du stehst auf eine Frau, die liebesgeschädigt ist.
Ganz einfach.
Die ganz sicher andere Sorgen hat.
Andere Sorgen, als mit dir ins Bett zu gehen.
Hast du das nicht den ganzen Abend gesehen?
Entweder du wartest ab…
Oder du solltest sie vergessen.
Und selbst wenn du abwartest…
Es könnte umsonst sein.
Du bist vielleicht nur eine Übergangshilfe für sie.
Nicht mehr.
Manfred zog sich aus.
Stellte sich unter die Dusche.
Drehte das Wasser auf.
Eiskalt.
Er war aufgewühlt.
Und wenn er ehrlich war.
Er hatte sich einfach zu viel erwartet.
Für diesen Abend.
Seine Triebe waren nur auf diese Weise zu besänftigen…

Gegen Mittag wurde Manfred wach.
Sein Kopf dröhnte.
Doch ein bisschen zu viel Wein gestern.
Er ging ins Bad.
Putze sich die Zähne.
Dann erst fiel ihm Geli wieder ein.
Sie schlief noch immer.
Sie blinzelte ihn an als er an die Couch trat.
Hast du gut geschlafen?
Geli nickte.
Und verschwand ihrerseits im Bad.
Manfred nahm die Kaffeemaschine in Betrieb.
Stellte Butter und Marmelade auf den Tisch.
Geli setzte sich nach einer Weile zu ihm.
Sie trug einen Bademantel.
Und ein Handtuch um die frisch gewaschenen Haare.
Langsam kam die Unterhaltung in Gang.
Geli sprach plötzlich.
Mehr als am vorigen Tag.
Die Türglocke unterbrach die beiden.

Manfred ging zur Tür.
Ärgerlich.
Öffnete.
Britta stand vor der Tür.
Seine Ex-Frau.
Kann ich mal kurz reinkommen?
Ich muss mit dir reden.
Manfred starrte sie mit offenem Mund an.
Ich habe Besuch!
Wie stellst du dir das vor?
Kannst du nicht anrufen wie jeder andere auch?
Manfred hielt inne.
Er war verdammt unhöflich.
Das war ihm gerade bewusst geworden.
Britta konnte schließlich nichts von Geli ahnen…
Seine Ex-Frau überblickte die Szene mit einem Blick.
Musterte Geli im Schlafmantel intensiv.
Da schau her.
Du bist nicht allein.
Also stören wollte ich nicht…
Ist nicht wichtig!
Manfred schloss die Tür wieder.
Britta und ihr Timing…
Tut mit leid, Geli.
Geli schenkte sich noch ein Tasse Kaffee ein.
Ihre Stimme war unerwartet laut.
Sie glaubt, dass ich deine Freundin bin.
Nicht wahr?

© Vivienne

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