Sprung ins Ungewisse – Teil 19

Alexa saß verunsichert vor ihrem Schreibtisch.
Hannes hatte sie links liegen lassen.
War völlig kalt gewesen.
Seit jenem Freitagnachmittag.
Hatte sie nicht mehr geküsst.
Hatte sie nicht mehr angefasst.
Ab und zu.
Wenn sie mal allein im Büro waren.
Oder in der Betriebsküche.
Hatte er sie angesehen.
Und gelacht.
Vergiss nicht.
Du musst mir deine Liebe erst beweisen.
Bald…
Was meinte er damit?
Was konnte sie schon mehr tun für ihn?
Als mit ihm schlafen?
Für ihn da sein?
Aber er ließ sie gar nicht mehr an sich heran.
Und selbst neulich…
Als er sie auf dem Schreibtisch gevögelt hatte.
Freitagnachmittag im Büro.
Er war nicht bei ihr gewesen.
Nicht mit dem Kopf.
Nicht der Hannes, den sie kannte.
Und liebte.
Alexa verkrampfte die Hände.
Warum verhielt er sich so unnahbar?
Die Steyrer wollte er auf Händen tragen.
Das Telefon riss sie aus den Gedanken.
Sie nahm den Hörer ab.

Hannes beobachtet Geli.
Mit verhaltener Wut.
Sie war also zu ihrem Freund gezogen.
Offiziell jetzt.
Manfred hieß der Typ also wirklich.
Aber das war nebensächlich.
Das Miststück würde ihn kennen lernen.
Nächste Woche war sein Tag.
Der Tag seiner Revanche.
Er würde sie fertig machen.
Nicht offiziell.
Sondern die Fäden im Verborgenen ziehen.
Und Alexa würde ihm dabei helfen.
Sie hatte gar keine Wahl.
Er grinste hart.
Das dumme Mädel war Wachs in seinen Händen.
Sie würde alles für ihn tun.
Da gab es keinen Zweifel.
Er warf einen verächtlichen Blick in Richtung seiner Kollegin.
Es würde nicht schwer sein.
Sie danach wieder loszuwerden.
Alexa war ja so naiv.

Hannes blickte auf den Kalender.
Dienstag.
Dienstag würde Alexa Dr. Schießer vormittags zu einem Meeting begleiten.
Für ein paar Stunden.
Dann würde der Chef nach Berlin fliegen.
Zu einem Treff mit einem wichtigen Kunden.
Mit seiner Sekretärin.
Alexa würde wieder ins Büro kommen.
Und in der Zwischenzeit…
Niemandem würde es auffallen.
Die kleine Diskrepanz.
Er, Hannes, würde schon dafür sorgen.
Dass das niemandem auffiel.
Sondern nur die Ungeheuerlichkeit.
Die er Geli unterschieben würde.
Und Alexa würde diese Arbeit für ihn erledigen.
Alles genau überlegt.
Alles ausgeklügelt.
Geli hatte gar keine Chance.
Sie würde fristlos entlassen werden.
Hannes ballte die Faust.
Sein Blick war hasserfüllt.
Du hattest die Chance.
Ich hätte alles für dich getan.
Alles.
Aber du wolltest mich nicht.
Sondern diesen anderen!
Und das zahl ich dir heim!

Kollege Meier stand neben Geli.
Danke für den Bericht.
Ich habe ihn eben durchgefaxt.
Ist sich noch ausgegangen.
Er lächelte sie an.
Und?
Wo wohnst du jetzt?
Und wann kann man deine alte Wohnung haben?
Ich wüsste da jemanden, der Interesse hat.
Geli blickte auf.
Wirklich?
Das wäre toll.
Ich muss nämlich sonst noch bis Ende des Monats Miete zahlen.
Ein Freund von dir?
Gib ihm doch meine Telefonnummer!
Meier nickte.
Danke.
Aber sag mal…
Er beugte sich vorsichtig zu Geli.
Der Hannes ist aber jetzt ziemlich aufgebracht über dich.
Man merkt es.
Wenn er mit dir mal was redet.
Dienstlich.
Der würde dich auffressen.
Wenn er könnte!
Geli lachte.
Ich würde ihm wohl im Hals stecken bleiben!
Aber du hast Recht.
Sie sah den Kollegen nachdenklich an.
Ich weiß nicht, was er hat.
Warum er sich aufregt.
Ich wollte nie etwas von ihm.
Keiner soll behaupten ich hätte es ihm nicht deutlich gesagt.
Immer wieder.
Aber weißt du…
Sie grinste schelmisch.
So sind Männer halt!

© Vivienne

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