Über den Neid

Nichts ist so menschlich wie der Neid.
Kain erschlug seinen Bruder Abel.
Aus Neid auf dessen Beliebtheit.
Und weil er ein wenig mehr Glück hatte.
Und Gott sein Tun mit Wohlgefallen betrachtete.
Die Strafe blieb nicht aus.
Für den Brudermord.
Weiß das Alte Testament zu berichten.
Kain musste fliehen.
In Schimpf und Schande.
Und woanders ein neues Leben beginnen…

Was ist Neid eigentlich?
Im Lexikon gibt es einige gute Definitionen.
Neid oder auch Missgunst genannt.
Ist ein ethisch verwerfbarer, emotionaler Ausdruck des Unbehagens.
Über die Besserstellung anderer.
Neidisch ist also jeder.
Den ein Besitztum oder eine Besserstellung anderer kränkt.
Ein Neider versucht sein Manko auszugleichen.
Neid entsteht also aufgrund eines Minderwertigkeitsgefühles.

Neid mag durchaus seinen Sinn haben.
Etwa im Wettbewerb.
Im Sport.
Oder im Verkauf.
Berechtigt ist er aber sicher nicht immer.
Vor allem aber nicht seine Ausgrenzung des Beneideten.
Auswüchse.
Kranke Auswüchse zum Teil.
Die in unserer modernen Welt sehr negativ ausfallen können.
Ein Beispiel dafür ist Mobbing.
Gegen Neidgefühle kann man sich aber oft selber nicht wehren.
Manchmal ist man sich dieses Gefühls gar nicht wirklich bewusst.
Aber es nagt an einem.
Fügt Narben an der Seele zu.
Was aber all die schlimmen Auswüchse nicht entschuldigt.
Neid ist dann okay.
Wenn man dazu steht.
Wenn man ihn hinterfragt.
Und ihn vielleicht als Ansporn nutzen kann.

In der Bibel galt Neid als eine der sieben Todsünden.
Moralisch zutiefst verwerflich.
Was natürlich das Dilemma der Neider erhöhte.
Die sich nichts eingestehen wollten.
Und durften.
Und doch so sehr litten.
Unter der Zurückstellung.
Unter einem Erfolgsdruck.
Was auch immer.
Heute kann man nur sagen.
Neid ist im Grunde völlig normal.
Jeder ist auf irgendwen neidig.
Irgendwann einmal.
Aus den unterschiedlichsten Gründen.
Inakzeptabel wird Neid nur dann.
Wenn man ihn auf das Projekt der Begierde projiziert.
Und diesem die eigenen Schuldgefühle anhängen möchte.
Dagegen muss man sich wehren.
Der Mensch trachtet immer danach der Beste zu sein.
Von Natur aus.
Logisch dass sich schnell Wettkämpfe entwickelten.
Auch Kriege wurden unter diesem Aspekt ausgelöst.
Neid kann einem helfen besser zu werden.
Sich selbst zu steigern.
Oder sich zu verbessern.
Aber auch mehr an sich zu arbeiten.

Neid sollte aber nicht genutzt werden jemanden zu mobben.
Oder auszugrenzen.
Dem Begehrten gewissermaßen einen Makel anzuhängen.
Weil er erfolgreich ist.
Oder einfach begünstigt.
Nur Derartiges ist wirklich verwerflich.
Wer Neid hat, muss sich nicht schämen.
Sich aber bewusst sein.
Der Beneidete ist kein Teufel.
Sondern hat nur einige Vorteile auf seiner Seite.
Im Moment zumindest.
Das kann sich aber wieder ändern.
Es liegt auch an einem selbst.
Einen Rückstand auszugleichen.
Wichtig ist.
Am Ball bleiben.
Seine Möglichkeiten nutzen.
Und nicht lamentieren oder schimpfen.
Man hat es selber in der Hand, seine Situation zu verbessern.
Öfter als man glaubt…
Dann ist Neid eine echte Chance…

© Vivienne

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