Am 15.September 2008 kollabierte der Investment-Banker Lehman Brothers in den USA.
Bereits einen Tag später sprach Georg Funke bei der BaFin vor, der Behörde für Finanzdienstleister, der Deutschen Bankenaufsicht also, und beklagte sich, dass seine HRE, die Münchner Hypo Real Estate, Deutschlands Pedant zu Lehman Brothers, keine Liquidität mehr auf dem Bankenparkett erhalte. Was nichts anderes bedeutete, als dass, die HRE ohne Geldspritze, egal woher, pleite wäre.
Eilig zusammen getrommelte Politiker, Bankenaufseher und Banker entwickelten dann in Stunden einen Rettungsschirm, den Funke dann am Abend Analysten und Investoren als Riesending verkaufte. Heute den Kopf schüttelnd, berichten einige der damals von Funke Informierten, dass der damals so getan habe, als hätte er einen Zukauf zum Schnäppchenpreis bekannt zu geben. Funke, scheinbar vergessend, das sein Finanz-Institut soeben Freund Hein von der Schüppe gesprungen war, prahlte damit, dass er soeben einen innovativen Ansatz gefunden habe, der das Institut in die Lage versetze, allen Verwerfungen auf dem Internationalen Finanzmarkt zu begegnen. Die Kenner und Skeptiker der Branche konnten es nicht recht glauben. Einigen gruselte es bereits!
Doch in Wirklichkeit handelte es sich um die ersten 35 von noch reichlich weiteren, folgenden Milliarden EUR, die Funkes Hypo Real Estate vor dem Sturz ins selbst gebuddelte Loch bewahrte.
Am Beispiel HRE lässt sich gut erkennen, wie dieser Markt des Schnellen Geldes funktioniert, in dem die Gier von scheinbar sich selbst zu wichtig nehmenden Leitenden Angestellten der Geldhäuser, die Regeln schafft, nach denen letztendlich auch die Politiker und damit wir alle zu ticken haben.
Am Mittwoch dem 26. Januar zieht Herr Georg Funke, der vormalige Chef der Hypo Real Estate Group, vor das Landgericht in München, um gegen seinen Rauswurf als Chef dieses Institut zu klagen.
Es geht ihm um nicht weniger als 680.000EUR Ruhegeld im Jahr!
Funke hat das vollbracht, was heute unter dem Kürzel HRE zu verstehen ist. Eine Bude, die ganz plötzlich das Geld des Bundesdeutschen Steuerzahlers verschlingt.
Bis zu seinem Rausschmiss wurden dem Steuerzahler in Deutschland schon reichlich Milliarden aus dem Portemonai geklaubt. Der scheinbar immer klamme Finanzminister, versprach aus Angst vor dem ganz großen Knall, diesem Geldinstitut die Stange zu halten.
Der ganz große Knall wäre es gewesen, diese Bude nach dem Vorbild der Amerikaner einfach abzuwickeln. Den Laden zu schließen, den Schlüssel wegzuschmeißen und wieder von vorne anzufangen.
Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen, dass ein kleiner Manager, die ganze Polit-Elite zum Schwitzen bringen ließ?
Im Jahre 2003 hatte die HVB (HypoVereinsBank), ein auf Immobilien-Kredite spezialisiertes Unternehmen, plötzlich große Probleme. Der Aktienkurs drohte zu versacken. Der Kurssturz war auf hochspekulative Geschäfte zurück zu führen, bei denen sich die Münchner grob verspekuliert hatten.
Die pfundigen Bajowaren hatten eine grandiose Idee: Eine „bad bank“ musste her! Ein Institut, welches die faulen Kredite aufkaufen sollte, um beim Mutterunternehmen die Bilanzen gut aussehen zu lassen.
Als eigenständiges Unternehmen wurde dieser Mülleimer (hier wurden die Schrottwerte geparkt) an die Börse gebracht.
Der Mann aus dem Ruhrgebiet, Georg Funke, der vorher für eine Immobilienbude gewerkelt hatte, wurde Chef der Immobilien-Holding Hypo Real Estate, mit Sitz in München.
Der Mann, der zuletzt bei der HVB in der zweite Reihe auf eine Chance gewartet hatte, sah nun seine ganz große Chance bei diesem ungeliebten Kind.
Mit einer Kriegskasse von einigen hundert Millionen EUR zog er ins Irische Dublin, um Steuern zu sparen.
Dann fand er Finanzinvestoren, die ihm höchst riskante, im Grunde schon abgeschriebene Kredite für vier Milliarden EUR abnahmen.
Auf den Geschmack gekommen, und der Erfolg schien ihm Recht zu geben, wollte er immer noch mehr und sein Unternehmen auf eine gute Basis zu stellen.
Er kaufte 2005 die Würtembergische Hypothekenbank zu 100 %.
Die Stuttgarter galten als Trendsetter in Sachen Pfandbrief-Triefnasen. Hypothekenbanker galten als überaus unbeweglich und verschnarcht! Funke wurde plötzlich zum Überflieger.
Die Schwaben hatten schon sehr früh erkannt, dass das große Business im Internationalen Geschäft wartete.
2004 wickelten die Stuttgarter 60% der Immobilienfinanzierungen ins Europäische Ausland ab.
Nun stockte die Rendite plötzlich und die Würtemberger schauten fasziniert zur Wallstreet! Dort wurde viel Geld mit Ramschkrediten verdient, die in kleine und kleinste Einheiten verpackt, unter das Volk gebracht wurden.
Über eine klitzekleine Bude im Westfälischen Dortmund, die Collineo, die extra für diesen Zweck eingekauft wurde, konnten nun riskante US-Hypotheken verwaltet werden, ohne die eigenen Bilanzen zu versauen.
Funke funkelte! Risiko? Null Problemo! USA-Immobilienpleite? Noch nichtmal zu erahnen!
Ende 2005 stieg die HRE in den Olymp auf! Sie fanden sich auf einmal in der Gemeinschaft der 30 stärksten Unternehmen des Landes, im DAX 30 wieder!
Fortsetzung folgt!
Antoine Susini Februar 2009