Was ist Schicksal?

Um es vorweg zu nehmen.
Ich glaube nicht an das „blinde Schicksal“.
An eine Macht, die austeilt.
Mal hier, mal da.
Und nach Belieben.
Je nachdem.
Und dass wir keine Chance haben etwas dagegen zu tun.
Das wäre etwas zu einfach.
Zu simpel.
Es obliegt uns unser Leben frei zu gestalten.
In einem gewissen Rahmen.
Nicht jeder kann ein zweiter Tom Cruise werden.
Nicht jeder der unschlagbare Sportstar.
Aber wir haben unsere Möglichkeiten.
In jedem Fall.
In dem Bereich, der uns gegeben ist, etwas zu schaffen.
Etwas Besonderes…

Wenn wir unser Leben betrachten.
Mancher Faux pas ist eindeutig hausgemacht.
Den hätten wir vermeiden können.
Das alkoholisierte Lenken eines Fahrzeuges etwa.
Führerschein weg.
Und die große Frage:
Wie komme ich jetzt in die Arbeit?
Aber auch die Chance etwas zu lernen.
Das vermeide ich in Zukunft!
Anderen Gegebenheiten sind wir wieder hilflos ausgeliefert.
Fast hilflos.
Eine schwere Krankheit zum Beispiel.
Herzinfarkt.
Natürlich auch selbstverschuldet.
Durch ungesunden Lebensstil.
Aber nicht jeder fällt deswegen mit Vierzig um…
Am schlimmsten aber sind Ereignisse.
Bei denen wir schuldlos zum Handkuss kommen.
Ein Geisterfahrer auf der Autobahn.
Der uns in einen Unfall verwickelt.
Ein Amokläufer, der um sich schießt.
Ein Busfahrer, der am Steuer einschläft.
Eine lange unentdeckte Erbkrankheit.
Ein Kind, das unerwartet ins Auto läuft.

Wer kann da etwas dafür?
Hätten wir besser aufpassen können?
Nein.
Das ist Schicksal.
Das, was ich Schicksal nenne.
Dinge, gegen die wir machtlos sind.
In allen Konsequenzen.
Kleinigkeiten entscheiden zu oder gegen unseren Gunsten.
Wir können vieles in unserem Leben selber beeinflussen.
Wir können Acht geben.
Unser ganzes Leben lang.
Für uns und andere Sorge tragen.
Auf alle möglichen Eventualitäten aufpassen.
Und doch sind wir gegen solche Ereignisse nicht gefeit.
Manche Dinge müssen passieren.
So hart es klingt.
Sie haben einen verborgenen Sinn.
Der sich uns nicht immer eröffnet.
In unserer beschränkten Wahrnehmung.
Auch wenn sie viel Leid und Kummer mit sich bringen.

Manche Mitmenschen urteilen da hart.
Sie sind sich sicher.
Es gibt keine Zufälle.
Und jeder muss seine Verantwortung tragen.
Für das, was er getan hat.
Aus Unachtsamkeit…
Aber noch einmal.
Nicht jeder ist wirklich fahrlässig.
Der in eine üble Situation gerät.
Hunderte Dinge könnten einem selber passieren.
Jeden Tag.
Weil wir nicht ganz bei der Sache sind.
Oder mit offenen Augen träumen.
Aber einmal passiert etwas.
Ein einziges Mal.
Das ein Loch in unser Leben reißt.
Vielleicht, weil es einfach sein sollte…
Wir leben unser Leben in einem Rahmen.
Der uns nicht immer viel Beweglichkeit lässt.
Manchmal.
Und diesen Rahmen nenne ich Schicksal.
Er zeigt unsere Möglichkeiten auf.
Aber auch ihre Grenzen.
In jedem Fall eine Chance.
Schlimme Schicksalsschläge zu verwinden.
Irgendwann einmal.
Sich selbst zu vergeben…

© Vivienne

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