So sieht man uns Österreicher.
Wir sind Lamentierer.
Jammerer.
Die immer ein Haar in der Suppe finden.
Wir schreien immer gleich „au“.
Schon bevor wir uns einschränken müssen!
Denn eines sollte klar sein:
Uns geht es ja so gut…
Erst kürzlich wieder gehört.
Von einer prominenten Dame.
Auf dem Sofa eines großen Möbelkonzerns…
Wie soll ich das kommentieren?
Nun.
Es geht uns gut.
Sicher.
In einer gewissen Art und Weise.
Denken wir etwa an das Ende des 2. Weltkrieges…
Aber das war jetzt wohl etwas zynisch.
Oder?
Materiell brauchen sich aber viele Menschen kaum Gedanken machen.
Das stimmt.
Was man zum Beispiel bei mir in der Umgebung so alles entdeckt.
Lauter Häuslbauer.
Sie alle müssen finanzielle Reserven haben.
Sonst würden sie einen Hausbau nicht in Angriff nehmen.
Aber es gibt auch viel Armut.
Viel verstecktes Leid.
Aus Scham verschwiegen.
Leid, das die prominente Dame nicht kennt.
Es sei ihr verziehen…
Substandardwohnungen.
Kaum Geld für das Nötigste.
Alleinerzieherinnen.
Die oft nicht wissen, wie sie die Familie durchbringen sollen.
Ich könnte endlos aufzählen…
Keine Frage.
Es gibt viele Möglichkeiten bei uns.
Menschen wieder auf die Beine zu helfen.
Wir sind ein Sozialstaat.
Aber das Netz ist trotzdem noch zu weitmaschig.
Es ist viel zu einfach zu sagen.
Es geht uns allen ja so gut…
Kommt’s.
Jammert’s nicht.
Gebt’s ein bissl was von eurem Luxus ab!
Das tut euch nicht weh!
Solche Worte.
Klingen oft wie Hohn in den Ohren wirklich Bedürftiger.
Die nicht auf der Butterseite des Lebens zu liegen gekommen sind.
Der Masse mag es gut gehen.
Laut Statistiken…
Aber was sagen Statistiken schon wirklich aus?
Nichts.
Absolut nichts über den einzelnen Menschen.
Und wie es in seinem konkreten Fall aussieht.
Und in ihm selbst…
Ein interessanter Ansatz.
Manch einer hat alles, was gut und schön ist.
Und ist trotzdem todunglücklich.
Es geht ihm ganz schlecht.
Was er bräuchte wäre Zuneigung.
Liebe.
Wärme.
Menschliche Nähe.
Geld allein gibt ihm das nicht.
Geld macht nicht glücklich.
Geld trocknet keine versteckten Tränen.
Und schenkt dem Einsamen keine Liebe.
Uns geht es gut?
Vielleicht.
Vor allem materiell.
Aber ob unsere Seele dazu lacht…
Das steht auf einem anderen Blatt Papier.
Je mehr Geld wir haben.
Desto einsamer werden wir oft.
Kinder werden bis zum overkill in Spielzeug erstickt.
Manchmal.
Was sie aber am meisten bräuchten wäre Zuneigung…
Paare trennen sich im Disput.
Weil sie nicht mehr miteinander reden können.
Weil sie sich entglitten sind.
Im Laufe einer Beziehung.
Uns geht es also gut.
Toll.
Ich würde gerne wissen.
Wer kann das für sich wirklich unterschreiben?
© Vivienne