Tränen.
Salzige Körperflüssigkeit.
Wasser mit Salz.
Sekret des Auges.
Weinen kann befreien.
Von großem Schmerz heilen.
Kann ein Ventil sein.
Wenn die Situation es verlangt.
Wenn wir es zulassen.
Man fühlt sich danach leichter.
Sehr oft.
Dem Kummer wurde Stimme gegeben.
Und angemessener Raum.
Man lernt mit der schlimmen Situation umzugehen.
Nach und nach…
Tränen können aber Schmerz noch verstärken.
Wenn das Leid ein bodenloses Fass ist.
Ohne Hoffnung.
Ohne Perspektive.
Tränen, die immer wieder kommen.
Leid vergrößern.
Statt zu heilen.
Und man sinkt immer tiefer in den Sumpf…
Am schlimmsten sind aber die ungeweinten Tränen.
Die, die nicht mehr fließen können.
Weil man innerlich tot ist.
Erfroren.
Das Leid hat gesiegt.
Tränenlos.
Das ist wie trockener Husten.
Der nicht herauskommen kann.
Der furchtbar schmerzt.
Und sich doch nicht lösen kann.
Es ist einem nach Ersticken.
Aber das Leben geht weiter.
Und mit jedem Tag.
Mit jeder Stunde.
Stirbt ein wenig von einem selbst.
Stirbt die Bereitschaft zu leben…
Tränenlos.
Namenloses Unglück.
Das kein Ventil mehr findet.
Das nur mehr tötet.
Und die Seele zerstört.
Tränen befreien so oft.
Tränen machen manches leichter.
Tränen sind auch Symbol.
Symbol für Gefühle.
Emotionen.
Heftig und negativ zwar.
Aber voller Leben.
Sie können Kummer und Leid hinwegspülen.
Wie eine Mure.
Die den Weg versperrt.
Uns am Weiterkommen hindert.
Lassen wir Tränen zu.
Wir müssen uns unserer Tränen nicht schämen.
Tränen sind menschlich.
Wir zeigen Gefühle.
Die echt und authentisch sind.
Uns selbst zeigen.
Verzweifelt.
Aber lebendig.
Keine Larve.
Sondern einen Menschen.
Wer nicht mehr weinen kann, hat aufgegeben.
Resigniert.
Den Kampf verloren.
Und somit das Leben.
Bevor es eigentlich vorbei ist.
Nur ein Stein weint nicht.
Weil er tot ist.
Ohne Leben.
Ohne Sinn…
Für V.J.
© Vivienne