Aus dem Alltag einer fast perfekten Hausfrau, Teil 5

Es war an einem Sonntag, als es zu Mittag bei uns Putenroller gab, im eigenen Bratensaft. Nachdem wir ordentlich zugelangt hatten, packte ich die Reste samt dem guten Bratensaft in eine Porzellanschüssel und schützte das ganze mit Frischhaltefolie. Leider war der Kühlschrank vom Einkauf am Vortag – für eine 5-köpfige Familie – ziemlich voll. So stellte ich die Schüssel nichtsahnend auf ein Sackerl mit Karotten. Das ganze schien mir sicher und stabil zu sein.

Doch oh je, falsch gedacht! Als ich am nächsten Morgen den Kühlschrank öffnete, traf mich fast der Schlag! Jemand – wohl eins oder mehrere der Kinder – war wohl an den Karotten gewesen. Der Sack war aufgerissen, und die übrigen Karotten lagen so wüst darin, dass meine Schüssel mit dem Putenroller samt Saft gerade noch ganz schief darauf stand. Dadurch war jede Menge Bratensaft ausgelaufen und hatte sich im ganzen Kühlschrank verteilt!

Typisch, das musste wieder mir passieren! Mehr als eine halbe Stunde putzte ich dann in meinem Kühlschrank herum, um das fettige Zeug auch von all den Lebensmitteln abzubekommen. Während dieser Zeit überlegte ich so herum, dass es ein ganz schöner Energieverbrauch wäre, wenn ich so die ganze Zeit am offenen und eingeschalteten Kühlschrank hantiere. So beschloss ich, ihn auszuschalten, mit dem Hintergedanken, dass ich ja nicht vergessen dürfte, ihn wieder einzuschalten.

Nach vollendeter Arbeit, bei der ich genug Zeit gehabt hatte, mich über mich selbst zu ärgern, entsorgte ich das blöde Essen, das das Unglück im Kühlschrank verursacht hatte, und versuchte, die blöde Sache zu vergessen.

Doch wider Erwarten wurde ich fast 3 Tage später wieder daran erinnert. Denn als ich mir ein Butterbrot schmieren wollte, musste ich mich darüber wundern, warum diese so ungewöhnlich weich war. Wahrscheinlich hatte ich mich schon ein paar mal darüber gewundert, ohne den Gedanken weiterzuspinnen. Doch diesmal fiel der Groschen, und ich dachte an den Vorfall vom Sonntag. Sofort kontrollierte ich den Kühlschrank – er war auf null eingestellt, einzig das Licht leuchtete, um Leute wie mich zu irritieren und Glauben zu machen, der Kühlschrank wäre eingeschaltet und würde auch kühlen!

Im Endeffekt musste ich alle offenen Nahrungsmittel, an denen fast Zimmertemperatur herrschte und diese nicht spurlos vorüber gegangen war, wegwerfen! Das hatte sich ja doppelt ausgezahlt!

Doch nicht genug. Dieser Tage war bei mir Großputz angesagt. Als ich in der Küche gerade schrubbte und nun zum Kühlschrank übergehen wollte, um diesen gründlich zu reinigen, musste ich unwillkürlich an das Unglück denken, nach dem ich den halben Kühlschrankinhalt entsorgen hatte müssen. Ich beschloss, nun endlich diese Geschichte niederzuschreiben und der Bohnenzeitung zu überlassen, gleich am nächsten Tag würde ich mir die Zeit dafür nehmen!

Wieder sann ich zuerst darauf, den Kühlschrank nicht während des Putzens sinnlos kühlen zu lassen. Wieder schaltete ich das Thermostat auf null und bemerkte etwas verärgert, dass das Licht dabei nicht ausging, um mich im Falle, dass ich das Einschalten vergesse, sofort beim nächsten Öffnen daran zu erinnern. Es war wohl vom Hersteller absichtlich so gedacht, um Licht beim Putzen zu geben. Ausstecken war mir nicht wirklich möglich, da die Steckdose unzugänglich hinter dem Gerät verborgen lag und ich mir die Mühe nicht antun wollte, das Gerät auch noch mühevoll wegzuschieben.

So beschloss ich ganz fest, diesmal nicht zu vergessen und im übrigen am nächsten Morgen endlich die Geschichte für die Bohnenzeitung zu schreiben. Doch die späte Stunde – es war nach 22 Uhr, als sich beim Großputz in der Küche ein Ende abzeichnete – hatte wohl doch schon an meinem Gedächtnis genagt. Nach getaner Arbeit streckte ich ausgelaugt alle Viere von mir – anstatt den Kühlschrank einzuschalten!

Doch einen Trumpf hatte ich noch im Ärmel, denn die Geschichte für die Bohnenzeitung zu schreiben, hatte ich nicht vergessen. Zu lange hatte ich es schon hinausgeschoben, weil bisher immer etwas anderes wichtiger oder dringender gewesen war.

Prompt am nächsten, diesem, Morgen, als ich mich mit meinem Frühstück – eine Tasse heißer Tee und eine Banane, etwas ungewöhnlich vielleicht, aber für mich lecker – an den Tisch setzte, schaltete ich gleich, mich an mein Vorhaben erinnernd – den Computer ein und schrieb schon in Gedanken diese Zeilen nieder. Gleichzeitig musste ich an meine Putzarbeit vom Vortag denken, sprang auf, lief zum Kühlschrank – und schaltete ihn ein!

Ich muss dringend zum Arzt, um abklären zu lassen, ob ich Altzheimer habe…

ABER so lange ich für die Bohnenzeitung schreibe, kann mir Derartiges nicht mehr passieren….

© Sarkastika

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