Beleidigtsein? – Toni’s O-Ton

Man stelle es sich vor: Einer beleidigt den Anderen oder, besser ausgedrückt, der fühlt sich beleidigt durch den Einen.
Wenn man Bibel und Koran aufmerksam durchblättert,wird immer nur auf den Gläubigen abgezielt. Der Gläubige wird darin aufgefordert, dieses zu tun, anderes zu lassen!
In beiden Büchern werden also alle Ratschläge immer nur dem zuteil, der kräftig glaubt.
Der Ungläubige wird direkt gar nicht angesprochen, noch nicht einmal allzusehr verunglimpft. Wenn er denn mal vorkommt, was relativ selten der Fall ist, dann als mögliches Opfer, aber immer nur seines Unglaubens wegen.

Die fünf Säulen des Islam und die zehn Gebote der Christenheit sind also immer nur für das gläubige Volk verbindlich, andere Völker sind scheinbar zu unbedeutend um ihnen gute Verhaltensweisen ans Herz zu legen.
Wie kann es also kommen, dass sich ein Glaubender oder wie er sich selber sieht, ein Gläubiger, von einem Ungläubigen beleidigt fühlt?

Kardinal Höffner im Heiligen Köln hatte seinerzeit Zeter und Mordio geschrien, als ihm zu Ohren kam, dass irgendwelche bösen Ungläubigen die Geschichte Christi Geburt im Radio durch „unflätige Worte in den Dreck“ getreten hätten.
Die Männer, die im Berlin der 80er als „Die Drei Tornados“ die Szenelokalitäten mit ihren immer sehr unterhaltenden Comedy-Kabarett-Sketchen aufmischten, fühlten sich dabei völlig unschuldig, hatten sie doch tatsächlich gegen keine der, natürlich auch nur Gläubigen vorbehaltenen Gesetze oder Regeln verstoßen. Konnten sie, als nicht glaubende gar nicht.
Sie glaubten ja nicht!

Der Glaubende hat also gewisse Verpflichtungen und Verbote zu beachten, die für den Nichtglaubenden auch nicht zu gelten haben, da er ja nicht glaubt!

Bei den jetzt erfolgten Terrorakten in Paris stellt sich bei genauer Betrachtung, wenn auch mit ganz anderer schrecklicherer Konsequenz, daher nicht in der Wirkung vergleichbar, eine ähnliche Situation ein.
Da bildet ein Blatt einen vorgeblichen Mohammed ab, in dem nicht Wenige ihren Profeten und Religionsgründer sehen wollen. Da aber im Islam schon seit hunderten von Jahren ein Abbild-Verbot besteht, welches auf einen Satz im Koran berufen wird, wird den Blattmachern vorgeworfen, den Porträtierten nicht nur portraittiert zu haben, sondern auch noch im hohen Maße verunglimpft!
Da haben wir wieder das böse Wort „Beleidigtsein“!

Wie kann denn Mohammed von einem der ihn gar nicht als seinen Glaubensverkünder anerkennt, beleidigt werden? Für ihn gilt doch das Gesetz der Treue zum Islam und das Abbildverbot gar nicht!
Wie kann denn Einer, der, laut Allah (und der Erzengel hat es dem Mohammed ja schließlich als Text des Allah diktiert) sich die Gestalt Gottes gar nicht vorstellen kann und soll, so plötzlich in einer Zeichnung den Einen, den er sich ja gar nicht vorstellen soll und kann, erkennen und damit selber gegen das Abbildverbot verstoßen?

Ist es denn nicht schon ein Abbilden, wenn ich ihn mir nur aufgrund einer Karikatur als den, der er ja wohl auch sein soll, vor meinem geistigen Auge präsentiere?

Also, noch einmal gerafft, Gott, Mohammed oder Allah,Jehowa oder „Ich bin der, der ich bin!“, also der Namenlose Gott der Juden, kann doch von einem Ungläubigen gar nicht beleidigt werden! Das kann doch immer nur derjenige, der an ihn glaubt!

In meiner bayrischen Heimat hängen in sämtlichen Amtsstuben des Freistaates diese stets selbigen Kruzifixe.
Ich, als in bayrischer Tradition Gestählter, habe mich bis zur Kehrtwende in Religiöser Überzeugtheit, gar nicht einmal so sehr darüber gewundert. Nur, heute wurmt es mich.

Da wird ein folkloristisches Figurlein beinahe selbstverständlich von den Dienern der Republik vereinnahmt, wie früher nur das Bildnis des Kaisers, Führers oder des jeweiligen Bundespräsidenten oder Kanzlers/der Kanzlerin!

Nein, das „Herrgottlein“ gehört da nicht hin! Aber, soll ich nun beleidigt sein, weil kein Mensch auf mich hört?
Bei der Großmutter im Stuberl, Gott hab sie selig (gehört sich im Bayernland so!), gabs eine Hergottsecke und das Großmütterchen hats geliebt das geschundene Kerlchen, doch wer war denn ich damals?
Bedauert hab ichs, wie es da hing mit schmerzverzerrtem Grinsen. Aber, ich und beleidigt? Durch seine Anwesenheit gestört?

Nein, ich wusste wohl da schon, dass dieses Grinsen nicht mir galt, höchstens dem ganzen Rest der gestörten und daher so bigotten Volksscharen nördlich der Alpenregion.

Ich hab ihn sogar bewundert, den Leidensmenschen, den Opfertoten auf Gottes Geheiß. Nur den Herrgott, der da droben herrscht und solches fordert, habe ich gehasst. Wie konnte er so eine Schandtat fordern von seine Leut`?

Chefschlumpf Januar 2015, einige Tage nach Paris

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen)

Schreibe einen Kommentar