Billie Joel – Rock- und Pop-Lexikon

Billy Joel war in den 80er Jahren, also vor einer kleinen Ewigkeit, eines meiner größten Idole – ich liebte seine sanfte Stimme und zugegebenermaßen auch den „Dackelblick“ (wie ich es damals nannte), den er gekonnt aufsetzen konnte. Mit seinen früheren Songs aus den 70er Jahren habe ich mich erst relativ spät auseinandergesetzt um festzustellen, dass der US-Superstar bei weitem mehr kann als „nur“ Balladen oder nette Liedchen („Uptown Girl“) zu trällern. Und das es etwas auf sich hat, wenn ein Mann so einfühlsam Klavier spielen kann…

Der US-Sänger und Songwriter wurde am 9. Mai 1949 in der New Yorker Bronx als William Martin Joel geboren. Weniger bekannt sind die österreichischen Wurzeln seiner Familie, die vor den Nazis flüchten und das Familiengeschäft um einen Spottpreis verkaufen mussten. Der spätere Besitzer machte daraus den bekannten Neckermann-Konzern… Joels Vater hingegen wanderte in die USA aus, wo Billy zur Welt kam, kehrte aber später der „Neuen Welt“ wieder den Rücken. Heute lebt Joel senior in Wien, sein zweiter Sohn ist in Deutschland als Pianist und Dirigent tätig. Mit ein Grund, warum Joel sich immer wieder gern für Familientreffs in Wien aufhält und dieser Stadt auch einen wunderschönen Song gewidmet hat: „Vienna waits for you“…

Die Joels sind allesamt geniale Pianisten, das lässt sich nicht von der Hand weisen, und auch Billy selber soll schon mit fünf Jahren gelernt haben Klavier zu spielen. Mit fünfzehn hatte Billy seine erste eigene Band, die sich „The Echoes“ nannte, sich aber später in „The Lost Souls“ umbenannte. Einige Jahre später, mit zweiundzwanzig, wechselte Joel zu der Band „The Hassels“ mit der er die erste Platte aufnahm. Mit Jon Small, dem Schlagzeuger der Hassels, wandte sich Billy schließlich dem Hardrock zu, die Gruppe „Attila“ und ein weiteres Album entstanden – ohne großen Erfolg.

Billy Joel disponierte erneut um und bekam einen Solo-Plattenvertrag. „Cold Spring Harbor“ kam heraus. Bevor er allerdings mit seiner Band wie geplant auf Welttournee gehen konnte, überwarf er sich mit dem Plattenlabel. Er legte daraufhin den Plan wieder auf Eis und begann tatsächlich als „Piano Man“ in Bars aufzutreten: Sein Pseudonym: Billy Martin… Dank eines Radiosenders in Philadelphia kam seine Solokarriere doch noch in Schwung. Dort wurde nämlich seinen Song „Captain Jack“ ständig gespielt und darum dauerte es nicht sehr lange, bis ihm wieder ein Plattenvertrag angeboten wurde. Clive Davis nahm ihn für Columbia unter Vertrag. Kurz darauf erschien das Album „Piano Man“ mit dem mittlerweile legendären Titelsong – der Rest ist Geschichte. Das Album war das erste in einer langen Reihe von Gold- und Platin-Platten, die Billy Joel erreichte.

Joel war immer sehr von der Musik der Beatles beeinflusst gewesen, aber in „Piano Man“ ging er bereits in eine andere Richtung. Das charakteristische Klavierspiel wurde zum Markenzeichen Joels, genau wie seine Vorliebe für sentimentale gefühlvolle Balladen und Geschichten aus der Großstadt. Es dauerte aber noch bis zum Album „Turnstiles“, bis Joel seinen eigenen Stil wirklich umsetzen konnte. Mit dem Album „The Stranger“ und seinem Klassiker „Movin‘ Out“ schaffte er schließlich den endgültigen Durchbruch und den Aufstieg in den Pop-Olymp, der ihm bis heute nicht mehr streitig gemacht wurde. Jede Menge Klassiker entstanden in Folge („Uptown-Girl“, „We didn’t start the Fire“, „Leningrad“, „Innocent man“, „It’s still Rock’n Roll to me“, …), die Joel unsterblich gemacht haben. Privat machte der Musiker auch Schlagzeilen durch seine Ehe mit dem Modell Christine Brinkley, mit der er eine Tochter hat. Die Ehe wurde später wieder geschieden.

Im März 1999 wurde Billy Joel in die Hall of Fame aufgenommen. Auch wenn ihn Alkohol- und Drogenprobleme zeitweise ein wenig außer Tritt brachten – er ist mit Leib und Seele Musiker geblieben, was er auch mit seiner aktuellen Europatournee wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt. Seine Fans haben ihm die eine oder andere Eskapade längst verziehen…

Vivienne

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