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10.04.2005, © Vivienne
Der Rosenkrieg
Wie ein Blitz schlägt die Liebe ein der Donner folgt erst nach ein paar Jahren Dieser Kalenderblattspruch könnte in gewisser Weise die Produzenten des Erfolgsfilmes aus dem Jahr 1989 (The War of Roses) inspiriert haben. Der Film lief kürzlich wieder im Fernsehen und ist nach wie vor mehr als nur sehenswert daher an dieser Stelle eine Rezension zu diesem Streifen, den man auch frei nach Ingmar Bergmann durchaus mit Szenen einer Scheidung betiteln könnte. Und zweifelsfrei ist diese Persiflage auf Spießbürgertum und den American Way of Life aktueller denn je
Staranwalt Gavin (Danny de Vito), auf Scheidungen spezialisiert, begrüßt einen neuen Klienten in seiner Kanzlei, der sich von seiner Frau trennen möchte. Bevor dieser jedoch dazu kommt, die genauen Umstände zu schildern, erteilt ihm Gavin einen wohlgemerkt kostenlosen Exkurs in Sachen Scheidungskrieg. Einen Scheidungskrieg, den er uns und seinem Klienten aus seiner Sichtweise schildert geht es dabei doch um seine Freunde Oliver (Michael Douglas) und Barbara Rose (Kathleen Turner)
Der Blitz trifft also die beiden und sie heiraten. Oliver ist ein fast mittelloser Jussudent und Barbara muss die beiden zunächst ernähren. Bis Oliver Schritt für Schritt die Karriereleiter erklimmt. Barbara muss auf einmal nicht mehr arbeiten gehen und beginnt sich zu langweilen, da ihr Mann nur mehr seinen Job kennt. Die Erziehung der beiden mittlerweile geborenen Kinder füllt sie nicht aus. Schließlich eröffnet sie ein Partyservice und Oliver lässt sie gewähren. Barbara hat, unterstützt von ihrer Haushälterin Susan (Marianne Sägebrecht), rasch Erfolg. Der Knackpunkt der Beziehung von Oliver und Barbara kommt nach achtzehn Jahren Ehe. Oliver wird mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Spital eingeliefert, aber seine Frau besucht ihn nicht ein einziges Mal.
Der Herzinfarkt entpuppt sich schließlich als etwas Harmloseres als ursprünglich angenommen und Barbara gesteht, dass sich mit Olivers Krankheit Verwirrung bei ihr eingestellt hat. Verwirrung über die Freude, er könnte womöglich sterben Barbara will die Scheidung, sie liebt Oliver nicht mehr. Oliver willigt aber nicht ein. Erstens will er ihr die gemeinsame Villa, auf die sie Anspruch erhebt, nicht kampflos überlassen, außerdem begehrt er sie noch immer. Was folgt, ist der irrwitzigste Scheidungskrieg, den die Kinowelt je gesehen hat. Oliver und Barbara bleiben sich nichts schuldig vom Biss in den Penis über den zerstörten Wagen bis hin zum überpinkelten Fischgericht für die Freunde.
Weder Gavin noch Susan können des grande finale verhindern, auf das der Ehekrieg unaufhaltsam zusteuert. Gemeinsam stürzen Oliver und Barbara mit dem großen Luster von der Decke. Noch im Sterben sorgt Barbara für klare Verhältnisse: mit letzter Kraft legt ihr Oliver seine Hand auf die Schulter, aber Barbara stößt ihn weg. Ein wahrhaft königliches Finale für einen Streifen, der seinen Titel nicht zufällig bei einem historischen Krieg zweier Herrschergeschlechter (den weißen und den roten Rosen) im mittelalterlichen England entlehnt hat. Nach jahrzehntelangem Krieg vereinten sich die beiden Rosen schließlich ironischerweise in einer Ehe und führten eine neue Dynastie weiter
Ein grandioser Film mit drei grandiosen Schauspielern, die schon zuvor in zwei gemeinsamen Filmen (Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten, Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil) unter Beweis gestellt hatten, wie gut sie aufeinander eingestellt sind und auf der Leinwand harmonieren. Mir gefällt vor allem die beeindruckende Art und Weise, mit der Kathleen Turners Barbara sich nicht auf die typisch passive Verhaltensweise von Frauen beschränkt sondern in dieser Schlacht oft auf gerade zu perfide Art und Weise das Ruder an sich reißt. Und nicht davor zurückschreckt, ihren Mann glauben zu lassen, er hätte eben seinen eigenen Hund in Form von Pate verspeist
Michael Douglas, der im Alter mehr und mehr seinem Vater ähnlich wird (auf durchaus ansprechende Art und Weise) macht hingegen die Gradwanderung glaubhaft, auf der einen Seite seiner Frau an Bosheit und Tücke in nichts nachzustehen diese aber auf der anderen Seite nicht loslassen zu können in einer irrwitzigen Hassliebe. Danny de Vito steht als eine Art Mittler zwischen den beiden, beobachtet die Szenerie einerseits fasziniert, kann das Fiasko aber auch nicht verhindern obwohl ihn Susan, die Haushälterin, Böses ahnend noch verständigt hat. Marianne Sägebrecht, in ihrer bis lang einzigen Hollywoodrolle, besteht zwischen den drei Topstars bravourös
Wenn Sie also an Scheidung denken, sollten Sie sich lieber doch vorher diesen Film ansehen und überdenken, ob man sich nicht doch eine gütliche Einigung möglich ist. Ein längerer Streit kann manchmal ganz eigene Dimensionen annehmen
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