Das Leben mit einem Haustier

Wie den Bohnelesern hinlänglich bekannt ist, nenne ich seit fast einem Jahr (20. August 2008) eine Hauskatze mein eigen. Ich teile diese Leidenschaft – so kann man es ruhig nennen – mit der Mehrzahl meiner Landsleute. Der Stubentiger ist noch vor dem – angeblich – besten Freund des Menschen, dem Hund, das liebste Haustier der Österreicher. Und ich kann das durchaus nachvollziehen, lebe ich doch seit ich denken kann, immer wieder mit Katzen, wobei die aus den Katzengeschichten der Bohne bekannten Minki und Stocki ja doch sehr vielen Lesern der Bohne noch immer ein Begriff sind. Ich mag Tiere allgemein, aber dem eigenwilligen Charme der Katze an sich möchte ich mich gar nicht entziehen. Ein Hund – Hundebesitzer mögen mir verzeihen – ist mir letztlich zu laut, zu devot seinem Herrchen oder Frauchen gegenüber, und er würde mir, dem bequemen Stadtmenschen, auch mehr Arbeit machen, als ich bereit bin zu geben. Als Nachtmensch und Morgenmuffel hätte ich dauerhaft ein Problem damit, frühmorgens mit dem Hund Gassi zu gehen – das würde nie gut gehen. Also fiel mir die Wahl leicht, als meine Schwester – Ihnen bekannt als die © Sarkastika der Bohne – anrief, um mir das traurige Schicksal zweier Katzenbabys zu schildern. Eines davon gehört jetzt mir, die lebhafte Petite, der ich diesen katzen-untypischen französischen Namen gegeben habe: „Kleine“…

Petite, mittlerweile über ein Jahr alt und gar nicht mehr so klein, veranlasste mich, mein Leben umzukrempeln und ein wenig aus einer gewissen Trägheit heraus zu kriechen, die ich als bequem und angenehm empfunden hatte. Vor allem musste ich lernen: eine reine Wohnungskatze schafft doch andere Probleme als eine Hauskatze, die regelmäßig hinaus kann. In der Stadt ist das nicht möglich, sie wäre längst ein Opfer des Verkehrs geworden. Also musste ich mich damit auseinandersetzen, dass ein Unterschied besteht, wie ich die Wohnung an sich gestaltet haben möchte und wie es besser ist, sie zu gestalten, weil die Katze hier lebt. Tausende Scherben und etliche Web-Recherchen nach Rezepten für Röstkatze später, habe ich mich in trauter Eintracht mit Petite zusammengelebt: nenne sie mein Baby und verwöhne sie, doch nicht zu sehr. Aber ich habe ihre Eigenwilligkeiten und ihre Lebendigkeit akzeptiert. Schließlich gehöre ich doch im Grunde zu den „Katzenmenschen“, die stillschweigend hinnehmen, dass der Stubentiger das Sagen hat im Heim. Und ist das das Schlimmste? Wirklich nicht!

Webmaster Peter, selber ein Katzenfan und Anhänger der Kultserie „Garfield“, zitiert immer wieder gerne ein Zitat aus einer Folge, das den Charakter einer Katze sehr treffend widerspiegelt. Garfield liegt da und reflektiert sein Verhältnis zu seinem Besitzer. „Ich weiß nicht, warum ich ihn (gemeint ist das Herrchen) mir eigentlich halte…“ Besser könnte man das Wesen einer Katze kaum beschreiben, auch Petite dürfte da keine Ausnahme darstellen. Vor allem, seit ich sie aus dem Schlafzimmer ausgesperrt habe. Nicht etwa, weil sie in meiner Bettwäsche Fäden gezogen hat, sondern weil sie eines Samstags gegen 6:30 Uhr früh die fatale Idee hatte, meinen Philodendron zu besteigen. Der landete mit einem lauten Knall auf dem Boden und der Übertopf zerbrach in tausend Stücke. Über die gestörte Nachtruhe einiger Nachbarn im Haus möchte ich gar nicht erst nachdenken… Petite akzeptiert das Schlafzimmer-Verbot ungern, wenn sie allerdings die Chance hat es zu übertreten, kommt der Staubsauger ins Spiel – dann flüchtet sie nämlich, als wäre der Teufel hinter ihr her… ich muss ihn gar nicht erst einschalten!

Ja, man muss eine Katze zu nehmen wissen. Und ihren Lebensbereich an sie anpassen und nicht umgekehrt erwarten, sie würde gewisse Dinge selber begreifen. Wohl auch eine Frage des begrenzten Denkvermögens einer Katze, das in gewisser Weise dem eines Kleinkindes ähnelt – wobei ein Kleinkind natürlich keine Mäuse fangen kann, aber vergleichsweise. Ob eine Katze nun ein Kissen, ein wunderschönes Mosaikwindlicht oder einen Blumentopf hinunterwirft, macht für sie keinen Unterschied – für mich allerdings schon. Also habe ich ihr – sie klettert gerne auf die Wohnwand oder die Küchenregale – richtige „Geh-Wege“ freigelassen, um so den Schaden zu minimieren. Und es funktioniert! Auch wenn die Katze das als selbstverständlich ansieht – aber das entspricht ja ihrem Wesen. Anders wollte ich es gar nicht, denn im Grunde bin ich auch eine Katze: eigenwillig, stur, unangepasst und bedacht, meinen eigenen Weg zu finden.

So hat Petite mein Leben verändert. Würde ich sie je hergeben? Nein, nie! Auch wenn ich das öfter gefragt werde, wenn ich so aufliste, was im Laufe eines Jahres durch die Katze zu Bruch gegangen ist. Ihre Anhänglichkeit und ihre Liebe, ihr unendliches Vertrauen in mich – ich käme mir wie ein Verbrecher vor, wenn ich sie ins Tierheim bringen würde. Oder einer anderen Familie anvertrauen sollte… Ich liebe diese Katze und irgendwie ist sie tatsächlich mein Kind geworden in den letzten Monaten. Ich lebe damit, dass sie überall schläft, nur nicht in dem wunderschönen rosa Bettchen, das ich ihr gekauft habe. Ich akzeptiere, dass sie bestimmtes Futter einfach ablehnt und sich profanen Eigenmarken gerne verweigert. Ich verstehe, dass sie Insekten und Schmetterlinge jagt, mit großer Geschicklichkeit und Ausdauer. Und wenn Sie vielleicht überlegen… käme der Märchenprinz auf dem weißen Schimmel daher geritten um mich auf sein Schloss zu holen – er müsste ein Katzenfan sein. Nicht weil ich vermessen bin, sondern weil ein Teil meines Wesens nun mal dem einer Katze sehr ähnlich ist. Würde er die Katze nicht akzeptieren, könnte er auch mich nicht akzeptieren – nicht wirklich! Sorry,… falscher Prinz…

© Vivienne

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