Der Gast

Zu unseren beiden Katzen hatte sich quasi eine dritte eingenistet, die uns nicht gehörte, sondern der Nachbarin 2 Häuser weiter. Typisch, sie musste sich eine Katze zulegen, weil die Kinder sie wollten, dann kümmerte sich aber niemand darum, ihre Kinder quälten sie sogar des öfteren (!), und sie waren fast nie zu Hause, also dass die Katze total abgemagert und bettelnd in der Nachbarschaft herumzog. Meine jüngste Tochter ist sicher nicht unschuldig daran, dass das Tier sich bei uns besonders wohl fühlte, weil es wirklich eine total liebe Katze war (das ist ja ihr einziges Kapital, wenn sie sonst kein Futter kriegen), und darum hat sie Tina gerne raufgenommen und gestreichelt.

Wie oft ist es passiert, mal mehr, mal weniger zufällig, dass sie bei der offenen Tür oder einfach mit unseren 2 Katzen reingeschlüpft ist, und wenn sie nur einen Bissen Futter erwischte, bis wir sie wieder rauswarfen, hatte es sich für sie schon gelohnt. Oder sie war schon zufrieden, wenn sie den Napf bei uns sauber lecken durfte! Wir hatten immer mehr Mitleid mit ihr. Wie oft trugen wir sie zurück zu ihrer Familie (oder gaben sie einem der Kinder mit), aber entweder waren sie nicht zu Hause, oder die Katze war spätestens nach 1 Stunde wieder da. Sie sagte selber mal zu mir, ich kann sie ruhig behalten, sie bleibt ihnen sowieso nicht, weil sie fast nie daheim sind, und sie lässt sie nicht gerne rein, weil sie schon reingemacht hat.

Wenn wir sie nicht reinließen, schlief sie am Traktor und probierte es ein paar Stunden später wieder mit großen Augen und traurigem Miauen vor der Tür. Unsere beiden anderen Katzen waren vielleicht auch ein Grund, dass sie gerne kam, weil sie so Gesellschaft hatte. Ich weiß noch, wie ich einmal beobachtete, wie sie auf unser Grundstück wollte, unser roter Kater lief hin und wollte sie ’stauben‘, fauchte und stellte die Haare auf, doch die graue Katze, die wir ‚Glöckchen‘ nannten, weil ihre (auch tot gefahrene) Vorgängerin auch grau war und eins getragen hatte, zog Kopf und Schwanz ein, machte sich klein und blieb stehen. Da war bei unserem Maunzi der Wind aus den Segeln, dann kam sie, stellte den Schwanz auf und rieb den Kopf an ihm, und seither ‚durfte‘ sie kommen!

Und es war noch letzten Sommer (Ende), da hatten wir sie eben wieder einmal hinauskatapultiert. Es war aber das Schlafzimmerfenster zwecks Abkühlung offen, und ein Gelsennetz war vor, das aber die unteren 25 Zentimeter ‚gestückelt‘ war, weil wir so hohe Fenster haben. Eben hatte ich sie also noch zur Tür hinausgeworfen, und kurz später wollte ich etwas ins Schlafzimmer tragen, da lag die Katze gemütlich auf dem Bett, weil sie sich durchs Gelsennetz, wo es überlappend geklebt ist, reingezwängt hatte!

Im Endeffekt zeichnete es sich immer mehr ab, dass wir 3 Katzen haben, und obwohl schon 2 Katzen genügend nasses Futter vertilgen, ließ ich sie schließlich gewähren, dass sie Trockenfutter, das zusätzlich bei uns immer zur freien Entnahme da ist, frisst (als Gegenleistung machte sie ja jeden Tag den Napf pico bello sauber…). Es gab aber auch immer mehr Probleme, weil die Katze einmal unbemerkt ins Schlafzimmer geschlüpft war, sich unter dem Bett versteckt hatte und so eingesperrt wurde. Endlich nach Stunden bemerkt, hatte sie auch schon ihr Geschäft, oder vielmehr beide Geschäfte auf dem Teppich unter dem Fenster erledigt. Gut, sie konnte im Prinzip nichts dafür. Wenig später wischte eine von unseren Katzen ihren Hintern auf der Schlafzimmerbettwäsche ab, bevor wir sie rausschmeißen konnten, sodass ich alles abziehen und waschen musste. Bei der Gelegenheit stand, entgegen sonst, die Schlafzimmertüre offen. Die graue Nachbarskatze fand die alte Stelle wieder, wo sie eingesperrt ihre Machenschaften hinterlassen hatte müssen, dachte, das wäre jetzt ihr Klo, und machte wieder hin!

Bemerkenswert ist allerdings, entgegen meiner vorigen Erfahrungen, dass diese 3 Katzen, die wir zu der Zeit hatten, mit einem einzigen Katzenklo auskamen. Doch ernst betrachtet war es noch mehr ein Problem, dass diese Katze, ein Weibchen, nicht kastriert war und im Frühling rollig werden würde. Ich würde nach den knapp 100 Euro für’s zeugungsunfähig machen bei unseren 2 Katzen nicht noch einmal 60 für diese Fremde ausgeben. Wir hatten nie 2 Katzen geplant, geschweige denn 3, und wir hatten noch keine Katze länger als 2 Jahre. So oder so würden wir eines Tages auch noch ihren Wurf etwa am Traktor meines Mannes, wo sie gerne lag, vorfinden. So lieb sie auch war, das ging nicht.

Es dauerte auch nicht lange, dass sie rollig wurde, und das war schlimmer als erwartet: eine Katze, die dir ständig unter den Beinen rumläuft, erbarmungswürdig heult und dir ihr versteift verdrehtes Hinterteil hinhält. Ich konnte das nicht mehr ansehen und schmiss sie raus. Dann war sie 2 Tage weg. Danach war sie wieder da, als ob nichts gewesen war, bestimmt tragend. Das erwartete Problem hatte Gestalt angenommen. Eines Tages redete ich mit einer Bekannten darüber. Die haben eine Landwirtschaft, und sie sagte, wenn ich will, nimmt sie die Katze, sie haben mehrere, bei ihr fällt sie nicht ins Gewicht, kann in Ruhe werfen.

So machten wir das auch, wenngleich schweren Herzens, und es war noch abenteuerlich genug, als die Katze ausgerechnet am, für die Abholung bestimmten, Tag verschwunden war! Alle Suche half nichts, und kurz bevor die Bekannte gekommen wäre, fiel mir noch ein, ich könnte in unserer Gartenhütte nachsehen, obwohl mir nicht bekannt gewesen war, dass jemand von uns in letzter Zeit überhaupt drin gewesen war, geschweige denn, wie unwahrscheinlich es wäre, dass sich die Katze dabei unbemerkt reingeschlichen hatte. Doch sie war wirklich drin und freute sich riesig. Am liebsten hätte ich sie gar nicht hergegeben. Mein Mann war am Vorabend nur ganz kurz drin gewesen, um die Heizung einzuschalten, und hatte die Katze bei den paar Sekunden, die die Türe offen gestanden hatte, nicht bemerkt. Die Katze hatte geduldig gewartet und war immerhin recht bemüht gewesen, ihr Geschäft in die dort stehenden Blumentöpfe zu machen, da kann man nichts sagen. So ging die Katze ihrem neuen Schicksal entgegen. Ade, mein lieber Gast!

(C) Sarkastika

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