Gute zweitausend Beiträge habe ich in den mehr als fünf Jahren bei der Bohne geschrieben und wer sich die Mühe macht, die einzelnen Rubriken näher zu betrachten, wird feststellen: © Vivienne schreibt über fast alles, und das mit einem fast gleich bleibenden Eifer und Engagement. Wiederholt ließen mich vor allem auch Frauen in Rückmeldungen wissen, dass ich ihre Gedanken und Gefühle genau auszudrücken vermag, mehr noch, dass ich diese im wahrsten Sinne des Wortes auf den Punkt bringe. Das ist ein sehr schönes Kompliment, weil es mir zeigt, dass ich für diesen sensiblen Bereich tatsächlich eine nicht unwesentliche Begabung, nämlich mein Einfühlungsvermögen, mitbringe – obwohl ich mich sehr oft gar nicht in der (seelischen) Verfassung meiner Protagonisten befinde oder auch nur selten das Geschick derer mitgemacht habe, deren Monologe oder Geschichten ich niederschreibe.
Seit dem Herbst des letzten Jahres widme ich mich auch der erotischen Literatur, in lyrischen Gedichten und Kurzgeschichten, und innerhalb kürzester Zeit sind diese zu meinen populärsten Beiträgen avanciert. Nicht nur unter meinen Kolleginnen in der Arbeit sind meine sinnlich gefärbten Geschichten und Gedichte überaus beliebt. Nicht selten kommt es deshalb vor, dass eine von ihnen neugierig nachfragt, wann denn der „nächste Beitrag dieser Richtung“ zu erwarten wäre. Nicht, dass mich die Anerkennung meiner erotischen Literatur grundsätzlich stört, das ganz sicher nicht, aber bisweilen fühle ich mich in einzelnen Reaktionen auf diese Beiträge einzig und allein darauf reduziert. Und diese Erfahrung ist für mich etwas zwiespältig.
Einmal abgesehen davon, dass ich mit viel Gefühl an dieser Form der Lyrik und Prosa feile, und nicht jeden Tag nach Belieben zu „erotisieren“ vermag, weil ich nicht immer in Stimmung dazu bin. Man würde es auf Dauer sehr genau merken, wenn ich eine erotische Geschichte zur Pflichtübung oder zum matten Abklatsch degradieren würde. Mein Herz hängt aber oft an ganz anderen Beiträgen, die sich weniger mit Sinnlichkeit oder Erotik auseinandersetzen, die dann aber nicht so oft oder so gern gelesen werden, weil sie sich mit einer schwierigeren Materie auseinandersetzen. Mir fällt das besonders auch auf www.e-stories.de auf, wo ja seit über einem Jahr Beiträge von mir nachzulesen sind.
Erotik boomt tatsächlich, überlegener Spitzenreiter von mir ist „Ich möchte mit dir schlafen“ mit über 5.500 Zugriffen, das „Haus in der Toscana“ oder „Der Mann aus dem Café“ stehen dem mit teilweise weit über 4.000 Klicks kaum nach. Witzigerweise werden diese Erotik-Beiträge aber eher selten kommentiert, während ich zu anderen Beiträgen mit weitaus geringerer Frequenz vergleichsweise öfter Statements erhalte. Fast, als würden sich die Leser genieren, zu ihrer Neugierde (die in dem Bereich ganz sicher nicht zu unterschätzen ist) und zu ihrem Interesse zu stehen. Auch wenn das Feedback eine sehr wichtige Komponente im Leben jedes Mitglieds der schreibenden Zunft darstellt: bisweilen muss man sich mit nackten Zahlen behelfen bis man an anderer Stelle noch Bestätigung erhält.
Eines meiner beliebtesten und berührendsten Gedichte ist und bleibt aber – in der Bohne, auf www.e-stories.de oder auch auf meiner Homepage www.aus-den-tiefen-meiner-seele.com „Ich wünsch dir einen Engel“. Ich durfte damit wirklich an die Herzen der Leser rühren und sprach sie aus den unterschiedlichsten persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen an. Für mich ein ganz besonderes Glücksgefühl, dass ich gerade mit diesem Gedicht so viele Menschen erreichen konnte, fußt es doch ausnahmsweise einmal auf einer realen Geschichte aus meinem Leben, und das merkt man in diesem Fall doch ein wenig. Außerdem, so durfte ich erfahren, gibt es viele, die einem nahen Menschen einen Engel wünschen, wenn sie ihm oder ihr selber nicht mehr helfen können. Etwas wehmütig und doch auch voller Trost wird dieses Gedicht wohl noch mehr Freunde finden… Ein Frühwerk und doch auch ganz besonders wertvoll für mich.
Die Anerkennung meiner Geschichten und Gedichte kann ich nicht beeinflussen, so gern ich es in dem einen oder anderen Fall auch tun würde. Als Schreiberin habe ich natürlich auch meine besonderen Vorlieben für bestimmte Gedichte und Geschichten. Ich habe immer die Bohne quasi als mein Kind betrachtet und auch meine eigene Site ist irgendwie mein Kind und mein Herzblut fließt darin, in gewisser Weise enthalten aber alle Beiträge für sich ein wenig von mir und da kann es schon passieren, dass ich besondere Präferenzen entwickle, für etwas, dass sich ein wenig abseits vom „Mainstream“ befindet, aber mir um so wichtiger ist – aus einer rein persönlich motivierten Vorliebe heraus. Vielleicht muss ich in so einem Fall länger auf Anerkennung warten, sei es nun durch Kommentare oder durch Zugriffszahlen, aber das muss ich dabei in Kauf nehmen…
© Vivienne