An manchen Tagen sehe ich in den Spiegel.
Und ich sehe wie durch mich hindurch.
Ich sehe mich.
Aber noch vielmehr mein Leben.
Was wahr ist.
Und was falsch.
Wen ich geliebt habe.
Und wem vertraut.
Und wer wirklich gut zu mir war…
Es tut nicht weh.
Fast nicht.
Nur bisweilen packt mich die Wut.
Bei dem einen oder anderen.
Der mich besonders mies ausgenutzt hat.
Dann balle ich die Faust.
Und mein Puls schlägt schneller.
Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.
Vielen ist es schon so gegangen.
Die sich für etwas Besseres hielten.
Die sich selbst als die tollen Alpha-Menschen betrachten.
Die auf andere herabsehen dürfen.
Manch einer hat auch mich gefoppt.
Und ich bohre die Fingernägel ins Fleisch.
Damit ich den Spiegel nicht zerschlage.
Denn an ihnen kann ich mich nicht schadlos halten…
Es ist mir aus der Hand genommen.
Schlägt mich jemand, dem ich nie gewogen war.
Dann kann ich damit leben.
Ich habe es nie anders erwartet.
Aber schlägt mich jemand, dem ich vertraute.
Vielleicht sogar liebte.
Dann eitert der Stachel im Fleisch ewig.
Ich brenne auf Rache.
Aber das Leben nimmt mir die Zügel aus der Hand.
Seltsam.
Meistens verschwinden sie dann alle aus meinem Leben.
Wie von Zauberhand.
Nicht nur, weil sie oft fliehen.
Sondern auch weil mir die Gelegenheit fehlt…
Es hat wohl seinen Sinn.
Ich soll wohl nicht als Totschläger ins Gefängnis gehen.
Zynisch kommt mir die Erkenntnis in den Sinn.
Ich könnte wohl, wenn ich wollte.
Ich könnte ganz sicher.
Aber es soll nicht sein.
Aus welchem Grund auch immer.
Jeder Kiesel wird glatt geschliffen im Meer.
Und hat er noch so viel Kanten.
So mancher wird an seine Grenzen erinnert.
Unerwartet.
Schmerzhaft.
Und durch andere wird ausgeglichen.
Was mir getan wurde.
An mir verbrochen wurde…
Das Leben ist oft hart.
Aber fairer als wir meinen.
Wenn wir ihm die Chance dazu geben.
Ich sehe in den Spiegel.
Und ich sehe in mein Gesicht.
Geht es mir nicht trotzdem gut?
Ich lächle zurück…
Ziehe ein Resümee.
Weiser geworden.
Ein wenig.
Und stärker…
Vivienne/Gedankensplitter
