Aus dem Leben einer Jacke – Erfahrungen mit Ebay

Kürzlich schenkte mir eine Freundin, die Platz gewinnen wollte, einige nicht mehr benötigte Sachen ihrer Schwester. Ich sollte die Dinge, sofern ich selber keinen Bedarf hätte, gerne in ebay verkaufen. Darunter befand sich eine dünne Jacke, die ich erst mal optisch schrecklich fand: weiß-beige mit bunten (grün-rot-grau-braunen) Reitern mit Pferd darauf. Zudem roch sie nach Rauch, woran man die Neigung der ehemaligen Besitzerin deutlich erkennen konnte.

Schließlich entdeckte ich noch ein Loch in der Tasche, wo sich im Innenfutter noch ein paar, offensichtlich spontan bei einem Spaziergang gepflückten und findig in die Plastikhülle einer Zigarettenschachtel gesteckten Samen (Clematis?) fanden!

Ich war ehrlich schon auf dem Weg zur Mülltonne damit, weil mir niemand im Bekanntenkreis einfiel, dem die Jacke passen und gefallen könnte, als ich noch einen Blick aufs Emblem im Nacken warf und den Schriftzug ‚Peter Hahn‘ entdeckte. Ich hatte zwar nicht selbst Erfahrung mit Markenwäsche, doch schon damit zu tun gehabt, und so beschloss ich, auch um die nette Geste der Freundin und ihrer Schwester nicht mit Füßen zu treten, wenigstens einen Versuch zum Verkauf in ebay zu wagen.

Viel mehr als 5 Euro versprach ich mir erfahrungsgemäß nicht davon, wenn sie überhaupt einen Käufer finden würde, doch wie es in meiner Kindheit schon hieß: ‚Wer den Groschen nicht ehrt, ist den Schilling nicht wert!‘, hat es auch bis heute Gültigkeit. So fotografierte, wog und maß ich das Teil, um später eine ordentliche Artikelbeschreibung zusammenstoppeln zu können – was ja doch schon ein schönes Stück Arbeit bedeutet, wie man mir, wenn man damit Erfahrung hat, sicher bestätigen kann.

Als nächstes nähte ich das Loch in der Tasche zu. Dann wusch ich das Teil per Hand wie angegeben, da 100 % Seide, und stieß dabei auf ein paar zart rosa Flecken an einem Ärmel, die sich leider nicht entfernen ließen, auch wenn sie wegen des Musters wenig auffielen. So schien mir mein Unterfangen immer sinnloser zu werden. Derweil legte ich das Teil auf meinen Servierwagen in der Küche, damit es fürs Erste Ruhe hätte – nicht dass ein Servierwagen dafür prädestiniert wäre, Kleidung Ruhe zu verschaffen. Aber man unterliegt im Laufe seines Lebens öfters einem Irrtum – sowie meiner, dass die Küche in unserem Hause mir gehört.

Und eben deshalb trug es sich zu, dass meine Tochter in der Küche die Flasche mit Salatöl fallen ließ! Als ich hinzukam, war eine Riesenlache am Boden, und die Jacke drohte hineinzustürzen! Geistesgegenwärtig – wie ich glaubte! – riss ich den fahrbaren Servierwagen zurück – doch eben jener Ruck ließ die Jacke mitten in die Öllache fallen!

Nun beschloss ich, der widerspenstigen Jacke nicht mehr so viel Umsicht einzuräumen, behandelte sie lediglich lokal mit Spülmittel und stopfte sie bei niedrigen Temperaturen in die Waschmaschine – sollte sie ‚überleben‘ oder nicht – mir war’s einerlei! – Doch sie zeigte starke Willenskraft, schien nicht beschädigt und die Fettflecken waren fort. Also bügelte ich sie erneut und stellte sie schließlich um 5 Euro in ebay ein. Die rosa Flecken erwähnte ich ehrlicherweise. Und leider waren die Versandkosten nach Deutschland mit 15 Euro anzugeben.

Leicht überrascht war ich, als noch einige Tage vor Auktionsende ein Bieter darauf war, sowie 3 Beobachter. Die Sache interessierte mich aber nicht so wirklich – war ich doch schon mehr als einmal auf wesentlich schöneren und tadellosen Stücken sitzen geblieben. Aber als ich die E-Mail über das Auktionsende erhielt, traf mich fast der Schlag: es wurden satte 23 Euro und 6 Cent geboten! Verkauft nach Deutschland mit 15 Euro Versand!

Bezahlt wurde noch am selben Tag per PayPal, und 2 Tage später bekam ich eine dankbare und zufriedene Bewertung der stolzen neuen Besitzerin der schrecklichen Jacke mit dem Pferdemotiv. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, und immerhin haben sich die 2 Richtigen gefunden, um miteinander glücklich zu werden…

Sarkastika

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