Ein Eintrag ins Tagebuch – Teil 15

Ich zupfe Unkraut im Garten.
Wenigstens regnet es nicht!
Und gestern war schon recht schön.
So phasenweise…
Mich wundert ja, dass alles so wächst.
Keine Frostspuren an den Rosen.
Das klingt schon sehr zynisch.
Ich weiß.
Aber die Natur scheint sich auch umzustellen.
Auf die kühlen Temperaturen.
Nur ich weigere mich.
Konsequent…
Unsere kleine Katze wird vermisst.
Gestern sah ich sie noch.
Auf der Straße.
Ich kam gerade heim.
Sie war gut gelaunt.
Schnurrig.
Und verspielt…
Ich frag’ mich, wo sie sich wohl verkrochen hat.
Mistvieh!
Wahrscheinlich liegt sie bei einem Nachbarn auf der Couch.
Ganz sicher sogar!

Ich denke an Georg.
An seine Mail gestern.
Und dass er mich eingeladen hat.
Mittwochabend.
Auf neutralem Boden!
Ich muss lachen.
Italienisch essen.
In einer Pizzeria.
Nähe Linz/Landstraße.
Ich habe schon einmal dort gegessen.
Aber nicht mit ihm…
Ich denke auch an unser Gespräch neulich.
Als er mich daheim überraschte.
Und mir manches sagte.
Ziemlich unverblümt.
Irgendwie kannte ich ihn so nicht.
So direkt.
Und ich möchte gerne wissen.
Will er jetzt doch mehr von mir?
Auf einmal wieder?
Ich war ja doch einmal in ihn verliebt.
Ziemlich.
Bis er sich aus dem Staub machte.
Kurz, bevor ich den Gips bekam.
Letzten Herbst.
Seltsames Zusammentreffen.
Aber er war nicht mehr da.
Als wollte er nicht mehr.
Oder es hätte eine andere Frau gegeben…
Ein Mann redet ja nicht aus.
Ich weiß es also nicht.
Aber italienisch esse ich gern.
Das weiß er auch.
Also gut.
Ich habe ja nichts zu verlieren…

Andere Gedanken dränge ich beiseite.
Warum nachdenken?
Über das, was vielleicht sein könnte?
Vielleicht bin ich nach dem Abend klüger.
Vielleicht nicht.
Möglicherweise auch nur enttäuscht.
Möglicherweise…
Schlafen möchte ich ohnedies nicht mit ihm.
Nicht jetzt.
Ich möchte wissen, was ich fühle.
Und ob er das ist, was ich suche.
Oder doch nicht.
Und was er überhaupt will!
Ich reiße mich los von den Gedanken.
Beginne nach der Katze zurufen.
Minki, Minki!
Um mich abzulenken.
Georg beschäftigt mich.
Ja.
Aber ich bin unsicher.
Und ängstlich.
Ganz sicher.
Ich werde ihm heute nicht schreiben.
Sondern erst morgen.
Ich lasse mir Zeit.
Mit meiner Antwort.
Ganz gezielt.
Er soll ruhig wissen.
Dass ich ihm nicht aus der Hand fresse.
Auf Knopfdruck reagiere…
Wo bleibt bloß die Katze?
Ich sehe mich um.
Sie ist nirgends zu sehen.
Weit und breit nicht.
Ich mache mir langsam Sorgen…

Vivienne

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