Ein Eintrag ins Tagebuch – Teil 26

Was für ein friedlicher Tag!
Gedichte lesen…
Ein wenig träumen.
Bei jedem Blick aus dem Fenster ein wenig Farbe tanken.
Das Land quillt über vor lauter Farbe.
Fast wie im Frühling…
Manchmal scheint mir der Herbst sein Spiegelbild zu sein.
Bunt und lebensfroh.
Und doch öffnet er dem Winter die Tür.
Und verschließt sie nicht.
Der Himmel ist mit blassen Wolken überzogen.
Und die Lärche beim Nachbarn leuchtet golden.
Minuten ziehe ich die Eindrücke in mich hinein.
Dann wende ich mich ab.
Schließe die Augen.
Träume ein wenig…
Ich bin müde und zufrieden.
Später möchte ich mir eine Tasse Kaffee machen.
Ich rieche ihn förmlich schon.
Das feine Aroma.
Und fühle die belebende Wirkung…
Und während ich das denke nicke ich ein…

Traumfetzen.
Bunte Bilder wie einbizarrer Film.
Immer wieder Georg.
Der mit mir redet.
Der viel lacht.
Und der mir erklärt.
Und mich dann in den Arm nimmt.
Ich spüre ihn richtig.
Körperlich.
Und dabei wird er heute nicht kommen.
Er ist irgendwo in Österreich.
Dienstlich.
Ich habe vergessen wo.
Sinnlos für ein paar Stunden heimzufahren.
Ich verstehe ihn ja.
Auch wenn es geschmerzt hat.
Im ersten Moment.
Aber warum es mir schwerer machen als nötig?
Warum ihm Gewissensbisse verursachen?
Wir werden uns wieder sehen.
In zwei Tagen.
Und darauf freue ich mich…

Mich fröstelt auf der Couch.
Reibe mir die Augen.
Und fühle mich noch müder als zuvor.
Ich decke mich zu mit der dünnen Decke.
Drehe mich zur Seite.
Möchte weiterträumen.
Das satte, warme Gefühl in mir spüren.
So richtig auskosten.
Aber ich nicke nicht mehr ein.
Schließlich stehe ich auf.
Spaziere durch das Haus.
Barfuß.
Frierend und müde.
Und etwas antriebslos.
Ein Auto fährt die Straße hinauf.
Und wenn Georg doch käme?
Ganz überraschend?
Ich blicke aus dem Fenster.
Und kann doch nichts erkennen.
Ich weiß, dass ich nur Unsinn denke.
Georg wird nicht kommen.
Schon gar nicht um diese Zeit.
Aber vielleicht denkt er an mich.
Gerade jetzt.
Und sehnt sich nach mir.
So wie ich nach ihm.

Minutenspäter ziehe ich mir Socken an.
Und Schuhe…
Der Wind wirbelt vor dem Haus Blätter auf.
Was sich da gesammelt hat!
Ich greife nach dem Besen.
Sammle das Laub unter den Bäumen.
Morgen wird wieder alles voller Blätter sein.
Ich weiß es.
Der Wind wird weiter Blätter von den Bäumen wehen.
Bis keine mehr auf den Zweigen sind.
Dann wird der Nebel einfallen.
Und die nackten Äste werden gespenstisch in den Grauschleier ragen…
Mir wird kalt.
Ich stelle den Besen ab.
Gehe wieder ins Haus.
Jetzt habe ich mir den Kaffee verdient!

Vivienne

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