Eine Sache von zwei… – Aus dem Leben

Kürzlich verfasste ich eine etwas böse Kurzgeschichte über einen Mann, der nicht damit klarkommt, dass seine Frau in der Menopause nicht mehr so oft zum Sex bereit ist („Verweigert“). Und ihm deshalb auch im Bett die kalte Schulter zeigt… Ich stellte diese Geschichte auch auf der Plattform www.e-stories.de online und war prompt mit einer aggressiven Rückmeldung konfrontiert, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte…

spricht da der Frust aus ihnen?
Wer sich über andere aufregt regt sich über sich selbst auf – spiegelung nennt man das
geschrieben gut – inhalt sehr fraglich!

Natürlich kann man jetzt streiten darüber, was mir der Mann mit seiner Kritik eigentlich mitteilen wollte. Und welcher Frust aus mir sprechen soll. Weder bin ich verheiratet (kein Bedarf) noch befinde ich mich in der Menopause. Ich erlaubte mir lediglich den Typ Mann ein wenig auf die Schaufel zu nehmen, der sich zu sehr vom kleinen Regenten unterhalb der Gürtellinie dirigieren lässt. Diesen Typ, der sich über die Anzahl seiner Orgasmen definiert, „weil ja jeder der letzte sein könnte“, gibt es tatsächlich. Er greift gerne zu Medikamenten, die seine Potenz fördern und fordert von der bisweilen lustlosen Frau an seiner Seite: „Wenn du mich liebst, dann tust du es trotzdem.“

Damit sind wir beim Punkt, im wahrsten Sinn des Wortes.
Muss ich wirklich, wenn er will, „weil ich ihn ja liebe“? Muss ich wirklich – oder ist Sex nicht doch eine Sache von zwei gleichberechtigten Menschen, von denen keiner den anderen zwingt, sich dessen Wunsch nach Sex zu beugen? Ich meine doch. Wir befinden uns nicht in der Steinzeit der Beziehungen zwischen Mann und Frau, in denen ein Mann sexuelle Verweigerung seiner Partnerin als Scheidungsgrund angeben konnte. Eine Beziehung, und da bin ich wohl Idealist, in der zwei Menschen miteinander leben und gemeinsam entscheiden, und nicht dem anderen (häufig weiblichen) Part oktroyiert wird, was geschieht. Vor allem auch in sexueller Hinsicht…

Zweifellos gibt es aber überall solche und solche. Und die Frauen, die ihren Mann mit sexueller Verweigerung zum Hampelmann degradieren, kann man selbstverständlich nicht wegleugnen. Natürlich gibt es die und sie sind eine Heimsuchung. Aber zu diesen Geschlechtsgenossinnen vielleicht an anderer Stelle mehr.
Zurück zum Ausgangsthema. Wie ist das mit dem Sex? Muss ich als Frau, weil „er“ will und weil „es“ ihm zusteht? Muss eine Frau wie wild auf Lust machen und laut stöhnen, weil „ihm“ drängend danach ist? Ich antworte auf diese selbst gestellte Frage einfach einmal sehr provokant: muss sie nicht, „wenn er sie liebt“. Ganz einfach. Wenn ich meine Pizza nicht fertig essen möchte, dann tue ich das auch nicht. Und wenn mir jemand in einem Lokal ein Glas Rotwein hinstellt, ignoriere ich es auch, wenn ich nichts Alkoholisches trinken mag.

Der Vergleich hinkt, werden Sie, liebe Leser, womöglich erwidern. Wenn es um Liebe geht, kann ich nicht so selbstverständlich für mich selber entscheiden. Aus Liebe müsste ich doch bereit sein, etwas zu tun, auch wenn ich es einmal selber nicht will. Aus Liebe macht man Kompromisse und als Frau sollte man doch letztlich immer am Wohlbefinden des Mannes interessiert sein…
Das muss grundsätzlich jede Frau selber entscheiden, welche Kompromisse sie eingeht. Ich starte hier keinen Aufstand um die Frauen aufzuwiegeln, sich ihren Gatten zu verweigern. Aber sie muss nicht zwangsläufig bei jedem geilen Raunzen der besseren  Hälfte die Beine breit machen. Darauf möchte ich hinweisen. Nicht aus „Frust“ – ich wüsste nicht, was mir abgeht – sondern weil es uns Frauen grundsätzlich zusteht, einmal nein zu sagen, wenn uns nicht „danach“ ist. Wir sind ja keine „Fickmaschinen“…

Ein bestimmter Typ Frau gibt gerne nach, nicht nur, wenn es um Sex geht. Ein anderer Typ Mann legt seiner Partnerin die Welt zu Füßen und muss doch betteln, damit er „darf“ – oder er wird nach Strich und Faden betrogen… Zwei Extreme.

Ich kannte einmal vor vielen Jahren eine Frau, die jede Menge Weisheiten in Sachen Beziehung parat hatte. Nämlich, wie eine Beziehung zu laufen hat. Einem Mann, betonte sie stets, dürfe man um keinen Preis der Welt ein Kondom zumuten. Das wäre ein Verbrechen. Ein Mann müsse stets verwöhnt werden und eine Frau hätte sich in einer Beziehung auch unterzuordnen, weil es sich so gehöre. Und manches mehr. Diese Frau musste es ja wissen… Ich bekam später mit, wie sich beklagte, dass ihr eigener Mann nächtens ständig Sex von ihr verlangte, obwohl sie keine Lust auf ihn hatte. Und ich erfuhr, dass sie, wenn ihr Mann dienstlich auswärts war, auf Autobahnraststätten junge, beziehungsunfähige Männer aufriss, die normalerweise ins Bordell gingen, und mit ihnen One-Night-Stands hatte. Ihres Gatten war sie nämlich längst überdrüssig und wer wirklich der Vater ihres zweiten Kindes war, das sie einige Zeit später zur Welt brachte, kann man wohl nur mutmaßen… Vielleicht tue ich ihr aber auch nur Unrecht, wer weiß.

Gegenseitiger Respekt, liebevoller Umgang, Ehrlichkeit und miteinander reden können sind in einer guten Beziehung wohl sehr viel wichtiger als das Justament-Recht auf Sex, sei es von Mann oder Frau. Sex kittet keine Beziehung, ist kein Liebesretter. Scheitert eine Beziehung scheinbar deswegen, dann liegt manches mehr im Brachen…
Und meistens ist die Liebe längst tot.

Vivienne

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