Finger weg von opendownload.de

In der Hauptschulklasse meiner älteren Tochter sagte der Musiklehrer zu den Kindern, es wäre wichtig, dass sie sich vom Internet ein bestimmtes Gratisprogramm herunterladen, um einige Musikdateien besser bearbeiten zu können. Es wäre nichts dabei gewesen, wenn er es Ihnen auf ihren Speicherstick kopiert hätte, was er durchaus schon gemacht hat. Hinterher erst habe ich erfahren, dass er ihnen nicht einmal die Homepage genannt hat. Das hätte ich nicht gedacht, meine Tochter schreibt sich ja fast nie etwas auf.

Jedenfalls habe ich mich zu wenig darum gekümmert, einerseits weil ich sehr niedergeschlagen war wegen des Todes unserer Katze, zweitens war eine Trockenphase, und ich war wieder im Garten gießen. Meine Tochter meinte, sie würde schon wissen, was sie tun muss (schließlich arbeiten sie in der Schule mit Computer und Internet, und ich hatte erwartet, dass der Lehrer es erklärt hatte, wenn er es schon verlangt). Dazu muss ich sagen, dass sie nach einer Zeit noch mal zu mir raus kam und sagte, sie bräuchte mein Geburtsdatum, und sie hätte Probleme damit, es einzugeben. Schließlich ging ich sogar noch mit, half ihr, und als ich sie fragte, ob sie auch genau wisse, was sie da tut, hielt ich ihr noch eine Predigt, was da alles passieren kann, wenn man im Internet seinen Namen eingibt (bzw. meinen, weil es vorgegeben war, dass man nichts unter 18 Jahren eingeben kann), dass so etwas keineswegs seriös sein muss, beließ es aber dabei, in dem Glauben, der Lehrer hätte es in der Schule vorgemacht, anstatt alles neu aufzurollen und genau zu lesen, wie ich es für meine Zwecke gemacht hätte.

Lange Rede, kurzer Sinn, am nächsten Tag kam per E-Mail eine Rechnung über knapp 100 Euro daher, inklusive Rechtsanwaltsdrohung und Hinweis auf Mehrkosten, Hinweis auf meine Volljährigkeit, darauf, dass ich verantwortlich bin, was auf meinem PC geschieht, dass man aufgrund der Registrierung, die man per Link einer E-Mail erst bestätigen musste, genau den Standort des Computers nachverfolgen kann, dass ich bei Registrierung durch Klicken des Weiter-Buttons das Akzeptieren der allgemeinen Geschäftsbedingungen bestätigt hätte, die besagen, dass wir auf jegliches gesetzliche Rücktrittsrecht ausdrücklich verzichten und einen bindenden Vertrag für jegliches Download von der Homepage eingegangen wären. Das geforderte Geld wäre für 1 Jahr im voraus.

Den Tränen nahe schrieb ich erst mal zurück, es wäre ein schrecklicher Irrtum, meine Tochter hätte für die Schule ein Gratisprogramm herunterladen sollen. Sie mögen das bitte stornieren. Parallel fragte ich beim Konsumentenschutz an, dann informierte ich meinen Mann in der Arbeit, schlimme Vorwürfe befürchtend, aber der nahm es relativ locker und tröstete mich. Den übrigen Tag lief ich wie ferngesteuert geschockt herum. Erst am nächsten Tag – meine Bitte um Storno war schon abgewiesen die Drohungen laut Rechnung wiederholt worden – war ich in der Lage, in die Homepage reinzuschauen um nachzuvollziehen, was genau wirklich passiert war (das brauchte einen Vormittag). Schließlich war ich bis dahin stocksauer auf meine Tochter, weil sie, wie ich zuerst geglaubt hatte, die Anordnungen des Lehrers nicht richtig befolgt hatte und sich nichts aufschreibt.

Ich rief auch den Lehrer an, wissend, dass es nichts bringt, aber es sollte doch gesagt werden. Er erwiderte, er hätte niemanden gezwungen, ein Programm aus dem Internet herunterzuladen, außerdem hätte er gar keine Homepage genannt und ganz gewiss nicht die kostenpflichtige. Das Programm wäre grundsätzlich gratis im Internet zu bekommen, aber es gibt im Internet auch Betrügerfirmen, die es kostenpflichtig anbieten, ich wäre schließlich selber verantwortlich dafür, was mein Kind im Internet macht, und von diesen Betrügerfirmen bräuchte ich mich nicht einschüchtern zu lassen, das muss ich nicht zahlen. Ich soll mit dem Konsumentenschutz Kontakt aufnehmen (Nona, darauf wäre ich nie gekommen. Als ob ich ihn um einen freundschaftlichen Rat gebeten hätte).

Mein Überprüfen der Homepage und Checken der Info auf der Konsumentenschutzseite ergab folgendes: Diese Firma nimmt tatsächlich einfach alle möglichen Programme her, die die Hersteller kostenlos zur Verfügung stellen, es steht beim Downloadversuch auch überall Freeware dabei, nur dass man sich erst registrieren muss, und das nimmt man dann bei den heutzutage ständig nötigen Registrierungen schon allein für einen Newsletter nicht mehr ernst. Alles Negative nur klein gedruckt, versteht sich. Die Bedingungen besagen wirklich, dass man ausdrücklich auf jegliches Rücktrittsrecht verzichtet, und dass es sich um einen Z W E I -Jahresvertrag handelt. Wer also so ‚dumm‘ ist, zu glauben, er hätte halt einen Fehler gemacht und steht dafür ein, bevor er Schwierigkeiten bekommt und die Schulden durch Mahnspesen und dergleichen noch mehr werden, und zahlt die 100 Euro (auch ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt), der wird in einem Jahr mit einer weiteren Rechnung über 100 Euro überrascht! Beim Konsumentenschutz ist diese Firma / Homepage (und einige andere) schon auf einer roten Liste, es hätte schon etliche Beschwerden gegeben, auch schickt die Firma Massenmahnungen eines Rechtsanwalts, sie wären schon mehrmals verwarnt worden, ohne ihre ‚lukrative Geschäftsidee‘ einzustellen.

Immerhin wusste ich nun, dass es nicht so ganz die Schuld meiner Tochter gewesen war (ganz abgesehen davon, dass ich am Ende sogar dabei war), sondern diese Firma wirklich vom Betrug und der Angstmache lebt und es auch mir passieren hätte können. Es gab beim Konsumentenschutz noch einen Verweis zu einem Internetombudsmann, dem ich den ganzen Akt an Korrespondenz mailte, ohne dass ich etwas erfahren hätte, das ich noch nicht gewusst hatte, oder ein Versprechen auf Hilfe bekommen hätte.

Der Konsumentenschutz schrieb zurück, dass der Vertrag ungültig ist, weil es meine minderjährige Tochter gemacht hatte. Die haben aber wieder nicht richtig zugehört, weil ich ja gesagt hatte, sie hätte es auf meinen Namen gemacht, weil es so vorgegeben war, dass man kein Geburtsdatum unter 18 Jahren eingeben kann. Als ich zurückschrieb, verwiesen sie auf einen Musterbrief auf der Homepage, der sollte eingeschrieben an die Firma gehen. Das machte ich auch, aber ich erfuhr bei all dem nicht, ob das Gesetz nun 100 %ig auf meiner Seite ist und das wirklich illegal ist, was die Firma macht (wohl nicht) oder sie durch unlautere Mittel das Gesetz umgehen, was ja schlimm genug ist, aber offenbar nicht verboten.

Ich weiß nicht, was passiert, wenn die Firma wirklich vor Gericht geht. Angeblich war ein ähnlicher Fall schon einmal vor Gericht, und der oberste Gerichtshof hätte entschieden, dass diese Firma im Unrecht ist, angeblich ist jener Entscheid für ähnliche Fälle anwendbar. Dazu kommt aber, dass es sich um eine deutsche Firma handelt, und dort sind die Gesetze sicher wieder anders. Weiters bekam ich schon eine Mahnung der Firma mit weiteren Drohungen, und eine Antwort auf meinen eingeschriebenen Brief, in welchem sie lediglich auf den Passus eingingen, wo ich schrieb, dass es meine minderjährige Tochter gemacht hatte, ich hatte sogar die Geburtsurkunde beigelegt, einfach weil es der Wahrheit entsprach, wissend, dass es nichts bringt. Wie schon in der E-Mail schrieben sie, dass die Registrierung auf einen Erwachsenen gemacht wurde (weil es ja nicht anders möglich gewesen war!) und damit das Argument nicht gilt; weitere Drohungen etc..

Der Ombudsmann meinte nur, das wäre deren Masche, wodurch viele klein beigeben, ich bräuchte mich nicht mehr darum zu kümmern, so lange kein Schreiben von einem Gericht kommt, die Drohungen und Mahnungen werden sicher noch 3 Jahre weitergehen. Inzwischen ist das besagte Rechtsanwaltsschreiben mit 40 % Mehrkosten in doppelter Ausfertigung per Post gekommen.

Unangenehm, dass ich das noch Jahre lang mit mir herumschleppen muss, mit ungewissem Ausgang, auch wenn nicht unbedingt anzunehmen ist, dass diese Firma vor Gericht geht, wissend, dass ihre Methoden nicht ganz legal sind und sie mit ihrer Angstmache mehr Glück haben.

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