Kürzlich stieß ich in einem Internetforum auf eine Diskussion zum Thema „Lieblingsfilm“. Mir gefällt oftmals ein Song, einen Lieblingsinterpreten könnte ich aber schwer nennen. Auch halte ich mich über laufende neu erscheinende Filme nicht wirklich am laufenden, sodass ich eigentlich in einem Forum zum Thema „Lieblingsfilm“ nicht viel verloren hätte.
Dennoch fiel mir zu dem Thema spontan der Film „Forrest Gump“ mit Tom Hanks ein, der 1994 gedreht und 6 Oscars (Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller, Schnitt, Spezialeffekte) zurecht verliehen bekam. Auch diesen Film habe ich damals nicht im Kino gesehen und wurde eher zufällig bei der erstmaligen TV-Ausstrahlung auf ihm aufmerksam. Auf eine besondere Weise hat mich dieser Spielfilm aber bereits beim ersten mal in seinen Bann gezogen, mittlerweile habe ich ihm auch als DVD zu Hause und – ohne es natürlich gezählt zu haben – wahrscheinlich schon zehn mal angesehen. Ich weiß, dass manche es verrückt halten werden den selben Film oftmals wiederholt anzusehen, bei mir trifft dies aber auch nur auf wenige besondere Werke zu.
Forrest Gump ist zweifellos ein solches Werk. Der Film – den die meisten Leser ohnehin sicher kennen werden – erzählt aus dem Leben des geistig etwas zurückgebliebenen Forrest Gump. Die von Tom Hanks großartig dargestellte Filmfigur wird dem Zuseher aufgrund seiner einerseits zwar naiven Sichtweise, andererseits aber beeindruckenden Charaktereigenschaften und Gutherzigkeit als überaus liebenswerte Figur dargestellt.
Forrest Gump ist für mich so etwas wie ein modernes Märchen. Natürlich ist das Geschehen, das etwa 30 Jahre typische USA Geschichte erzählt alles andere als realistisch. Man könnte auch sagen, Forrest Gump stiefelt wie ein „Hans im Glück“ durchs Leben. „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie was man kriegt“, dieser Satz ist genauso naiv wie auch die meisten Aussagen, die Forrest den Passanten auf der Parkbank erzählt.
Als Forrest im Schulbus gefragt wird, ob er dumm sei, antwortet er mit dem Zitat seiner Mama: „Dumm ist der, der dummes tut“, diese Aussage zieht sich durch den ganzen Film wie ein roter Faden. Auch dem wichtigen Thema Freundschaft wird eine zentrale Bedeutung im Film beigemessen, schließlich ist die Beziehung zu Jenny, die er im Schulbus kennenlernt und am Ende des Filmes auch – unter tragischen Bedingungen – heiratet, eine der zentralen Handlungen im Film. Als Forrest in Vietnam seinen Freund Baba sterben sieht („Ich weiß, das man einen solchen Freund nicht wieder an der nächsten Straßenecke findet“), setzt er alles daran dessen Lebensziel, eine Shrimpsfarm zu gründen, zu realisieren.
Aber auch das Weltgeschehen von drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, untermalt mit guter zeitgeschichtlicher Musik, wird nicht wenig auf die Schaufel genommen, was auch einen wesentlichen Teil des Films ausmacht. So kommentiert Forrest seine Zusammentreffen etwa mit Elvis Presley, Richard Nixon und John F. Kennedy auf eine für den Zuseher durchaus amüsanten Art. Befehle auszuführen fällt Forrest Gump leicht, weshalb er meint „in die Army u passen wie der Deckel auf den Topf“. Die Karriere von Forrest Gump vom Footballstar, Vietnam-Kriegsheld, Pingpong-Weltmeister, Shrimpskapitän bis zum millionenschweren Aktionär kann auch als Ironie auf den „American way of life“ verstanden werden. Das Forrest sein Vermögen nicht für sich behält sondern mit der Familie des verstorbenen Baba teilt oder auch großzügige Spenden tätigt unterstreicht wiederrum sein großes menschliches Format.
Wenige andere Filme decken in den knapp 2 Stunden einen so langen Zeithorizont derart intensiv ab, was den Film überraus kurzweilig macht. Ich bin sonst nicht übermässig begeistert von allzu sentimentalen Filmen, und obwohl auch dieses Werk, etwa bei der Hochzeit mit Jenny oder deren späteren Tod solche nicht auslässt halte ich persönlich den Film für ein herzerwärmendes Werk und würde ihm jeden noch so toll inszenierten Actionfilm jederzeit vorziehen.
Pedro