Telefonverkauf boomt, ob nun mit Zeitungsabos oder mit Computerkursen. Heutzutage wird einem schon vieles am Telefon angeboten und auch verkauft. Ich selber lebe davon hauptberuflich, das gebe ich gern zu, es ist kein einfacher Job und er geht einem nicht jeden Tag leicht von der Hand oder besser gesagt von der Zunge. Und man muss außerdem bereit sein, immer neue Strategien auszuprobieren und anzuwenden um sich im Konkurrenzkampf erfolgreich zu behaupten. Wie in fast jeder Branche gibt es solche und solche Vertreter und es ist nachvollziehbar, dass Otto Normalverbraucher naturgemäß nicht jedem am Telefon trauen mag. Heute ein Kapitel von mir, wem man besser nicht trauen sollte…
Neulich Vormittag läutete bei uns das Telefon und, wie zumeist, hob mein Vater ab. Nach kurzem Lauschen drückte er mir den Telefonhörer in die Hand. „Da möchte jemand eine Frau P. sprechen!“ Naturgemäß gibt es im Hause meiner Eltern zwei Damen dieses Namens, nämlich meine Mutter und mich, aber ich war so frei und griff zum Hörer um zu klären, wer von uns beiden jetzt gemeint war, denn meine Mutter war gerade mit Bügeln beschäftigt. „Frau P.?“ säuselte eine Frauenstimme honigsüß in den Hörer. Mein naturgegebenes Misstrauen wurde sofort aktiviert. „Wer spricht da?“ antwortete ich eher grob mit einer Gegenfrage.
„Agentur Burgenland!“ fuhr die Damen freundlich wie eilfertig fort. „Wir möchten uns nur bedanken für den Auftrag, den Sie uns erteilt haben…“ Auftrag? Meine Alarmglocken schrillten. „Welch ein Auftrag?“ bellte ich in den Hörer. „Von uns hat niemand einen Auftrag erteilt und ich möchte das sofort geklärt haben…!“ Die Dame änderte ihre Taktik sekundenschnell und fiel umgekehrt mir ins Wort. „Wir möchten uns nur bedanken für die Umfrage an der Sie teilgenommen haben! Auf Wiederhören!“ Nun hatte sie sich ihrerseits ziemlich unfreundlich am Telefon verhalten und ehe ich aufklären konnte, was das Ganze sollte, hatte ich schon das Besetztzeichen im Hörer…
Sekunden später war mir dann aber schon bewusst: ich hatte mich nicht verhört, ganz sicher nicht. Die Person, offensichtlich aus einem Call Center, hatte mich einzulullen versucht und mir einen Kauf am Telefon fast schon anhängen wollen. Die Agentur Burgenland, von der sie gesprochen hatte, gab oder gibt es in der Form sicher nicht. Ich recherchierte nach dem Anruf sofort im Internet, hatte aber so viele Treffer, dass fast jedes der aufgelisteten Unternehmen für diesen seltsamen telefonischen Überfall in Frage gekommen wäre – oder eben auch nicht. Schade, ich hätte den Vorfall gerne geklärt, hatte aber im Grunde auch nichts anderes erwartet. Vermutlich hatte die Person, der ich da am Telefon eine Abfuhr erteilt hatte, auch vermutet, mit einer älteren Person am Telefon zu reden, mit der sie ein leichtes Spiel haben würde – umsonst war die Dame sicher zunächst nicht so überfreundlich gewesen.
Eine Umfrage, an der jemand im Haushalt teilgenommen haben hätte sollen, hat mit Sicherheit nicht stattgefunden. Meine Eltern legen bei Meinungsumfragen am Telefon immer auf und meine eigene Telefonnummer ist geheim. Auch im Web nehme ich mir nie die Mühe bei Umfragen mitzumachen weil es mir die Mühe nicht Wert ist. Die angebliche Umfrage sollte nur den Rückzug ebnen und mich nur von dem offensichtlichen Versuch dieser Frau ablenken, mir sofort und sehr geschickt einen Verkauf in den Mund zu reden. Auch wenn meine Eltern sich normalerweise am Telefon auf gar nichts mehr einlassen, war es trotzdem ganz gut gewesen, dass ich an dem Vormittag daheim gewesen war. Wer weiß, ob man in dem fragwürdigen Call Center nicht auch einen aufgelegten Hörer als Bestätigung für eine nie erfolgte Auftragserteilung gewertet hätte.
Ehrlich, liebe Leser, ich überlege, ob ich meinen Eltern nicht zu einer Geheimnummer raten soll. Der Handel mit Adressen und Telefonnummern hat sich in den letzten Jahren stark ausgeweitet und schon die Bestellung bei einem simplen und an sich seriösen Versandhaus kann zur Folge haben, dass man über Kooperationspartner mehr Werbung als sonst erhält. Und wie auch Emailadressen auf fragwürdige Art und Weise im Web gegeiert werden, herrscht natürlich auch ein G’riss um gültige Telefonnummern. Da weder ich noch meine Geschwister immer ein Auge darauf haben können, dass kein durchaus auch fragwürdiges Unternehmen unseren Eltern am Telefon etwas womöglich Unnötiges verkaufen will, bleibt nur eine Geheimnummer als passable Lösung. Wenn dann das Telefon läutet, weiß man wenigstens mit Sicherheit, es kann nur jemand von der Familie sein…
© Vivienne