Geld oder Leber? – Toni’s O-Ton

Geld oder Leber?

Was bringt einen, wie mich dazu, seinen schon seit Jahren sorgfältig mittels Heftklammer an den „Lappen“ fixierten Organ-Spender-Ausweis auf einmal so zu schreddern?
Der Lappen, als Ausweis seiner Fähigkeiten, ein Zweirad mit motorisch erhöhter PS-Leistung bis zu einem vorher anvisierten Ziel zu lenken, bot sich mir gerade dazu an, durch Anheften der Vollmacht in den möglicherweise einmal damit Befassten die Überzeugung reifen zu lassen, ich wäre mit einer Organspende unter den nun unmittelbar vorliegenden Tatsachen einverstanden.

Haben sich tatsächlich die Umstände so weit geändert, dass sich nun auf einmal ein möglicherweise mit dem Tod Bedrohter nicht mehr auf die Hingabe eines durch sportliche Selbstüberschätzung selber Eliminierten, nicht mehr verlassen darf?

Ist die Riege der Biker, also derer, weit über das nur noch ankommen Wollen Erhabenen, derer, die sich einbilden, der Weg sei das Ziel, überhaupt noch ehrenhaft genug, für Wohlfahrt zu sorgen?

Ich will ja zugeben, ein wenig Selbst-Interesse lag bei mir schon vor, als ich vor vielen Jahren einen solchen Ausweis für mich ausfüllte.

Und ich will ja auch nicht unbedingt darauf herumreiten, welch selbstloser Mensch ich sei, der seinen Körper im Fall der Fälle, zum Ausschlachten frei gibt!
Nein, so uneigennützig bin weder ich, noch dürften es die Millionen sein, die bereits ein solches „Testament“ verfassten.
Bei mir war es einfach nur die Sorge um meine Lieben!

Ja sollte sich wirklich im Falle meines Ablebens, meine Familie damit rumschlagen, ob ich nun nach allen Regeln der Ärztlichen Kunst zu zerlegen sei, um einer Reihe von Patienten das Weiterleben zu ermöglichen?
Ich gebe zu, meiner Familie wäre vermutlich nur die letztendlich einzige Antwort eingefallen, die da lautet: „Nein!“.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, meine Familie ist alles andere als unkooperativ und dieses Thema stand schon so lange ich denken kann, auf der Agenda. Doch, wie ich Frau und Sohn kenne, hätten sie alles getan, um mir Leid zu ersparen.
Ich nenne es auch bis zum Tage meines Entschlusses, den Ausweis auszufüllen, lediglich Uninformiertheit. Uninformiertheit, was die Organspende so im Allgemeinen und nicht zuletzt im Besonderen ausmacht.

Dem Entschluss waren dann ja auch unendliche Stunden, ernsten Diskurses im engsten Familienkreis voraus gegangen. Was dann natürlich auch unendlich viel zur Aufhellung beitrug! Nicht nur bei meiner Familie, sondern im erhöhten Maße auch bei mir.

Und nun auf einmal das!

Ärzte, die schon von Hause aus zu den Bestverdienern zu zählen sind, wollen nun nur noch Kasse machen! Ein System vorgeblicher Offenheit ein Geheimbund?
Organverteilung nach der Bereitschaft gestaffelt, höchste Gewinne zusätzlich zu maximieren? Ein Berufstand, der größte Hochachtung verdiente, seziert sich selber? Und das eigentlich ganz ohne Beispiel?
Na gut, der Beispiele gäbe es ja genügende! Da werden über die Jahre, krebskranken Frauen, Bauhaus-Kleber in die Brüste gespritzt, nur um ein paar EURONEN zusätzlich zu kassieren.

Nun gut, PIP war eine Privat-Firma und wurde nicht etwa von einem Arzt gegründet. Aber festzustellen bleibt, dass nicht wenige der behandelnden Ärzte von der Gefahr etwas ahnen mussten.
Wenn ich einen billigen Fernseher kaufe, schaue ich schon sehr genau hin, wo sich der Preisunterschied zum Top-Model in der Ausführung bemerkbar macht.

Den Deutschen Ärzten, beinahe mit in den Sog des Untergangs gerissen, kam nur die Tatsache zur Hilfe, dass hier ein Franzose der Buh-Mann sein konnte.
Natürlich wusste der Eine oder Andere hier bei uns in Deutschland, dass diese Silikon-Kissen schadhaft waren. Und nicht wenige waren ja dann auch sofort dazu bereit, hier helfend einzugreifen.
Jedoch, traurige Wahrheit auch, viele wollten doch hier auch noch mal kassieren. Ärzte als Halsabschneider und Wucherer?

Ich möchte hier nicht den Anschein erwecken, als dass gerade die Ärzte-Schaft frei von allen Anflügen von Kriminalität sein muss! Die Ärzteschaft setzt sich nun mal, genau wie der ganze Rest von Bevölkerung aus ganz vielen, völlig unterschiedlichen Typen der Gattung Mensch zusammen.
Da gibt es also neben den Jägern noch die Sammler, als auch die Bauern und die Krieger!
Und in der Krise darf man nicht von einigen auf die Gänze schließen! Aber unbestritten ist es schon, dass diesem Berufstand der Heiler hier eine ganz besondere Verantwortung zukommt!

Und genau nur hierum geht es! Um Verantwortung! Und wenn ich nun, wie beschrieben, diesem Berufstand nur noch mit Einschränkungen vertrauen will, dann liegt es nur noch an diesem, mir mein Vertrauen zurück zu bringen!
Jeder, auch der Bankräuber, hat eine zweite Chance verdient. Warum dann nicht auch der Organ-Verpflanzer?

Doch denjenigen Ärzten mit erhöhtem Finanz-Defizit sei dazu geraten, es doch einmal mit einer Wumme am Bankschalter zu versuchen! Denn, die Erfahrung lehrt, so manch einer kommt doch damit einige Mal durch, bevor er dann endlich erwischt wird.

Ach ja, Thema abgehakt? Nein, nicht wirklich. Lassen wir uns ruhig überraschen, worin der nächste Skandal droht. Wie gesagt, Ärzte sind auch nur ganz normale Bankräuber! Genau wie Ihr und ich!

chefschlumpf

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