Ja, es war eine ausgesprochene Pechwoche gewesen: Die Brauchwasserpumpe kaputt, unsere Kleinste von einer Biene in den Fuß gestochen, sodass ich sie täglich in den Kindergarten und zurück großteils tragen musste. Ja, und die Kinder waren schwierig gewesen – 3 Stück, und dann auch noch Ferien. Ich hätte sie zum Mond schießen können. Am Vortag hatten sie spaßhalber Johannisbeeren gepflückt, eine ganze Schüssel voll, waren aber dann in Streit geraten und hatten sie im Zorn ausgeleert, im Rasen verteilt. Um ihnen eine Lehre zu erteilen, und etwas Dampf abzulassen, sollten sie sie wieder einsammeln, zumindest versuchsweise. Etwas würde ich sie schon zappeln lassen. Doch meine Kinder sind nicht dumm, und ich hatte mir sogar vorgenommen, mal bei Ihnen nachzusehen, es war aber immer wieder etwas dazwischen gekommen, und schließlich zeigten sie mir stolz eine neue Schüssel randvoll mit Ribiseln, und kein einziger Grashalm dabei! Meiner ausgesprochenen Verdächtigung, sie hätten neue gepflückt, wurde vehement, fast beleidigt, widersprochen, und ich wollte es dabei belassen. Aber eins der Kinder kam doch heimlich zu mir und verriet, dass ich Recht hatte!
Am Abend, als ich eine Runde ums Haus drehte, um zu sehen, ob alles aufgeräumt und in Ordnung wäre, stand noch immer die Schüssel mit den Beeren herum, in guter Reichweite für Ameisen und sonstiges Getier, das sicher nicht warten würde, bis es eingeladen ist, sodass ich meinen Sohn schimpfte, er solle doch endlich die Schüssel wegräumen. Später in der Küche fragte ich ihn, wo denn die Beeren wären, ich würde vielleicht einen Kuchen machen, oder sie zumindest einfrieren. Da meinte er glatt, ich hätte doch geschrieen, er sollte sie wegschütten, was er auch getan hatte! Meine wohl etwas rüde Aufforderung, die Schüssel wegzubringen, hatte er als Auftrag, sie wegzuwerfen angesehen und das auch noch für realistisch befunden – oder hatte er mir eins auswischen wollen? Jene Beeren erwiesen sich jedenfalls zwischen Brennnesseln am abschüssigen Bachufer gut entsorgt als unauflesbar…
Am nächsten Tag, also am Samstag, wollten wir einkaufen fahren. Dafür mussten wir Geld von der Bank holen. Mein Mann ging wie immer allein rein, ich wartete im Auto. Es dauerte ziemlich lange, bis er kam, ziemlich wütend. Er erzählte: Er hatte nach seiner Gewohnheit zuerst den Kontoauszugsdrucker benutzt, auch wenn er eher selten welche druckt. In der Wartezeit, während also der Drucker druckte, sah er sich um und entdeckte ein Gewinnspiel. So setzte er sich hin und füllte die Karte aus. Unterdessen wurde der Drucker fertig und ließ nach kurzer Zeit einen Piepton hören, von dem sich mein Mann, der alleine in der Bank war, nicht gleich stören ließ. Das nächste Geräusch, das er hörte, war ein Rattern, und Flutsch, waren Kontoauszüge sowie Bankomatkarte weg, eingezogen, als Diebstahlsicherung! Kein Wort davon war als Info angebracht gewesen, dass man die Sachen schnell entnehmen muss! Und das an einem Samstag, wo keiner am Schalter ist und wir einkaufen müssen, außerdem kein Bargeld haben und tanken müssen, bevor wir am nächsten Tag unseren Sohn ins eine Autostunde entfernte Ferienlager bringen müssen!
Sofort fuhren wir zum Haus des Filialleiters, was in einem kleinen Ort wie unserem zumindest kein Problem ist, doch leider erfuhren wir von seiner Frau, dass er auf einer Hochzeit ist und dort vom Musikverein aus aufspielt, also erst am Nachmittag zurückerwartet wird. So fuhren wir weiter zum Haus des Filialleiter-Stellvertreters, doch der war auf einem Tauchkurs! Mit dem wenigen Geld, das wir bar hatten, kauften wir das allernötigste. Dann versuchten wir laufend, telefonisch den Bankleiter zu erreichen, der nicht und nicht nach Hause kommen wollte. Schließlich erwischten wir ihn doch endlich. Er war ziemlich kalt und unberührt, so als ob es ausschließlich unsere eigene Schuld gewesen wäre, meinte aber, er hätte ohnehin am Abend oder am nächsten Morgen noch etwas im Büro zu erledigen – extra würde er wohl nicht die knappen 2 Kilometer mit dem Auto oder dem Fahrrad zurücklegen – und so brachte er uns die Karte – unser Haus liegt zum Glück am Weg – noch am Abend wieder. Am Nachmittag hatten wir derweil den Rasen gemäht und den Schnitt mit dem Anhänger auf den Entsorgungsplatz im Ort gefahrenen.
Am nächsten Tag war Kirtag. Wir gingen zu Fuß dort hin. Während die 2 Mädchen nur den teuersten und qualitativ minderwertigsten Ramsch haben wollten, wurden mein Mann und ich, die nicht den besten Tag hatten, immer grantiger. Schließlich gab es gar nichts für die lästigen Kinder, mein Mann schaute noch Ewigkeiten bei den Traktoren, Rasenmähern und dergleichen, was uns maßlos langweilte. Die Kinder waren dann stur und wollten nur dies oder jenes und sonst gar nichts haben, sodass wir im Endeffekt mit leeren Händen, von einem Heulkonzert begleitet nach Hause gingen. Das hatte sich voll ausgezahlt!
Nach dem Mittagessen um ¾ eins wollten wir uns langsam fertig machen zu der Reise nach Litzlberg am Attersee, wo das Ferienlager für unseren Sohn sein sollte. Zwischen 2 und 4 Uhr Nachmittag sollten wir dort sein. Als nun mein Mann das Auto für die lange Fahrt checkte, entdeckte er – einen platten rechten Vorderreifen!!! Vermutlich war es beim Rasenschnittentsorgungsplatz passiert, wo noch Müll vom Zeltfest kurz zuvor herumlag. Es war Sonntag, also keine Möglichkeit, einen zu kaufen. Das Reserverad ist bloß ein kleines Notrad und sicher nicht für so eine lange Fahrt geeignet. Nicht einmal die Winterreifen hatte er zu Hause, sondern an seinem Arbeitsplatz, und ob das so gut gewesen wäre, ist fraglich. Schließlich kam meinem Mann eine Idee. Wir fuhren mit dem Notrad los, ca. 15 km in den Ort, wo er arbeitet.
Dort wollte er versuchen, eine ihm bekannte Tankstelle mit Reparaturwerkstätte – letztere hat natürlich am Sonntag geschlossen, die Tankstelle betreibt meist die über 80-jährige Mutter des Besitzers – zu erreichen und zu bitten, ob man uns nicht doch ausnahmsweise den Reifen flicken können (da gibt es ja Methoden). Wenn das nicht geklappt hätte, würde mein Mann den Winterreifen bzw. 2 montieren. Schließlich war der Besitzer der Tankstelle tatsächlich nicht da gewesen, sondern am Kirtag bei uns im Ort, aber er war früher als erwartet gerade zurückgekommen und sitze nun beim Essen! Wir mussten zwar eine gute Weile warten, aber danach flickte er uns wirklich den Reifen, obwohl Sonntag war. Mit dem Preis blieb er auch am Boden. Dann ging es endlich nach Litzlberg.
Als die Mädchen beim Heimfahren das schöne Wetter und den See sahen, wollten sie unbedingt auch dort bleiben. Mein Mann ließ sich nur zu einem Spaziergang überreden, schließlich war die Zeit auch schon fortgeschritten, und vertröstete uns auf die Woche drauf, wenn wir Patrick am Vormittag abholen, dass wir einen Ausflug unternehmen würden. Als es dann so weit war, hatte ausgerechnet Lisa hohes Fieber, so wurde aus dem Ausflug natürlich nichts…
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