DIE BUNTE WELT VON VIVIENNE
von Vivienne – November 2003
Die Menschen ändern sich…
Das Leben ist Veränderung, und ohne diese notwenigen Veränderungen wäre unser Dasein gar nicht vorstellbar bzw. erträglich. Auch ein Mensch entwickelt sich im Laufe seines Lebens weiter, lernt dazu, manch einer mehr, manch einer weniger. In einer Beziehung wird das besonders deutlich, und je besser die beiden Partner aufeinander eingestellt sind bzw. diese Schritte der Veränderung miteinander machen, desto besser funktioniert und harmonisiert die Partnerschaft. Ansonsten wird aus dem Miteinander ein Nebeneinader, die Wege trennen sich dann, ob kurz ob lang…
Im August waren Albert und ich auf einer Geburtstagsfeier eingeladen. Celine, eine frühere Kollegin, die ja seinerzeit mit Albert und mir in derselben Firma gearbeitet hatte, war nach längerer Krankheit genesen (sie hatte einige Wochen an einem hartnäckigen Virus laboriert) und deshalb mit Verspätung ihre Geburtstagsfete einfach auf Mitte August verlegt. Albert hatte mich mit der Einladung dazu überrascht er hatte Celine, die noch auf der PädAk studiert, zufällig in der Innenstadt getroffen und mich traktiert, ich müsse unbedingt mitkommen. Zuerst zierte ich mich ein wenig, ich hasse bisweilen Massenveranstaltungen, aber Ali gab nicht nach.
Schließlich befanden wir uns tatsächlich an dem Sonntagabend auf dem Weg an den Stadtrand von Linz. Dort befand sich Celines Elternhaus, die ihrer Tochter das OK gegeben hatten für die große Party selber waren sie in der Woche wohlweislich auf Urlaub gefahren. Somit hatten Celine und ihr Freund, sowie die ganze Freundesschar erstens sturmfreie Bude und zweitens ausreichend Zeit, danach wieder Ordnung zu machen. Als wir eintrafen, standen schon einige Autos vor dem Haus, und mich plagte plötzlich ein leicht flaues Gefühl im Magen, ob der Ex-Kollegen, die ich nun wieder sehen würde.
Aber alles halb so wild. Schnell saß ich mit Albert mitten unter diesen Leuten und unterhielt mich mit ihnen in alter Frische. Fritz war er hatte mittlerweile eine 16jährige Tochter von seiner Frau noch einmal zum Vater gemacht worden, Gerti war in Pension und hatte zwei Enkelsöhne und Gerd war leider zuckerkrank geworden. Wichtige Infos fürwahr, ohne die mein Leben leerer wäre, nicht war, aber ich wollte mich nicht beklagen. Ich musste schließlich aufblicken, als die Tür wieder aufging und eine andere Kollegin bei der Tür hereinkam. An der Hand führte sie zwei kleine Kinder, um die drei Jahre alt, und hinter ihr ein stämmiger, hübscher Mann, hellbraunes Haar und blitzblaue Augen, wie ich registrierte.
Ich war positiv überrascht, die Kollegin kannte ich ja, das war Martina, ehemals Chefsekretärin, also Herrn Rosseckers rechte Hand. Aber der Mann an ihrer Seite komisch. Ihren Freund bzw. Mann Werner hatte ich irgendwie anders in Erinnerung gehabt. Trog mich mein Gedächtnis? Vermutlich, denn die beiden waren ja meines Wissens seit Ewigkeiten beisammen, Martina war doch immer mit ihrem ersten Freund beisammen gewesen. Naja, ich musste mich wirklich irren, und ich dachte auch nicht weiter drüber nach. Schließlich war das Grillkotelett köstlich und ich musste außerdem um Senf und Ketchup kämpfen, das hatte Vorrang.
Die Stunden verstrichen wie im Flug. Spät saßen Albert und ich auf der Veranda und beobachten den Nachthimmel. Eine Sternschnuppe blitzte kurz auf. Albert lachte mich an und küsste mich auf die Stirn. So ließ es sich leben. Nach einer Weile setzte sich Martina zu uns, ihre Kleinen schliefen im Auto, wie sie uns lächelnd erzählte während sie von einem geheimnisvollen Drink nippte, den Celines Freund gemixt hatte. Wir unterhielten uns leise, und Martina schmunzelte während sie mir verriet: Weißt, im Grunde haben wir nicht mehr damit gerechnet, das Albert dich doch noch abschleppt. Ja, es war schon eine eigentümliche Geschichte mit euch beiden, und dass du es nie gemerkt hast…
Naja, erwiderte ich mit einer leisen Anspielung auf sie, Nicht jeder tritt mit seiner ersten Liebe vor den Traualtar. Martina hob die Augenbrauen. Mir waren immer schon ihre wunderschönen, dunkel geschwungenen Augenbrauen aufgefallen, die sehr markant waren. Wen meinst du damit? fragte sie mich mit konzentriertem Blick. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich in ein Fettnäpfchen getreten war. Der Mann an ihrer Seite war also tatsächlich nicht der Mann, an den ich mich erinnert hatte. Aber Martina lachte leise. Das konntest du nicht wissen. Weißt du, Werner und ich haben uns vor 5 Jahren getrennt, da warst du nicht mehr in der Firma.
Wir schwiegen eine Weile. Eine Gelse umsurrte mich, doch nachdem ich meine Zigarette angezündet hatte, verschwand sie wieder. Martina begann zu erzählen, völlig unvermittelt. Weißt du, Vivienne, Werner und ich waren so lange beisammen. Er war mein erster Freund, und irgendwie konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass ich je einen anderen Mann haben würde. Sie blickte in die Nacht hinaus. Werner war so solide, er rauchte nicht, ich hab ihn nie betrunken gesehen, er hat mich bekocht,… eine so solide Beziehung, sagten alle. Sogar ich. Martina atmete tief ein und aus, dann sah sie mich an. Es fing alles an, als die Ehe meines Bruders scheiterte. Erwin war total am Boden, und Werner hatte nichts dagegen, wenn ich Erwin beim Fortgehen begleite.
Ich hörte ihr Seufzen und begann zu verstehen, was in ihr vorging. Werner selber wollte gar nicht mitgehen, er vertraue mir, wollte aber einfach lieber daheim sein. Weißt du, Vivienne, Werner und ich sind selten fort gegangen, außer ins Kino natürlich. Und ich begann diese Abende mit Erwin zu schätzen, ja, zu lieben. Es machte Spaß, von anderen Männern bewundert zu werden, mit ihnen zu plaudern, zu lachen, zu flirten und zu tanzen. Nicht, dass du mich falsch verstehst, ich hab Werner nicht betrogen, ich war auch nicht verliebt, zumindest nicht damals. Aber nach einem halben Jahr war mir klar, dass unsere Beziehung am Ende war. Weil ich mehr wollte, mehr als nur Beständigkeit und eine solide Partnerschaft. Nach einer kurzen Pausen fuhr Martina fort: Und wir haben uns getrennt. Ich habe mich getrennt.
In ein paar Sätzen skizzierte sie noch, wie sie dann ein paar kurze Beziehungen hatte, sich austobte, wie man so sagt, ehe sie an jenen Simon geriet, ein wenig Macho, aber ein ansprechender Mann, wie ich zugeben musste und die lebendige Beziehung, wie sie mir versicherte, hielt nun schon fast vier Jahre. Und sie hätte es keinen Tag bereut, natürlich gabs auch Streitereien, aber wozu war man jung die beiden schafften das schon. Ich folgte mit den Augen dem Rauch meiner Zigarette mitten in den dunklen Nachthimmel. Ja, Werner hatte diesen Schritt seiner Martina nicht mitgehen können oder wollen und sie hatte einen anderen gefunden. Menschen ändern sich…
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