Neue Bohnen Zeitung


ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne  –  Mai 2004



George Michael, Teil 1

George Michael ist für mich vor allem auch der Künstler, auf den meine kleine Schwester  so abfuhr, die jeden Schnipsel von ihm sammelte und auf jeden weiblichen Fan eifersüchtig war. George gilt jedenfalls nicht nur für mich als einer der absoluten Superstars der 80er Jahre neben Michael Jackson, Madonna und Prince. Ähnlich wie sein legitimer Nachfolger, Robbie Williams, in den 90ern musste sich George Michael Mitte der 80er zunächst von seiner Boygroup-Vergangenheit freischwimmen.  Wham! hieß das überaus erfolgreiche Projekt, das er mit seinem Schulfreund Andrew Ridgeley startete und mit dem er einige Megahits und Klassiker wie „Careless Whisper“, „Wake Me Up Before You Go-Go“ oder „Last Christmas“ schrieb und unter die Leute brachte.

Im Gegensatz zu Take That bestand Wham! allerdings nicht aus irgendwelchen Casting-Typen. Georgios Kyriacos Panayiotou, wie Michael bürgerlich heißt, schrieb die meisten Hits des Duos selbst und erhielt bereits 1985 den Ivor Novello Award als Songwriter des Jahres. Nach dem Split von Wham! kümmerte George sich um seine Solokarriere, die mit einem Paukenschlag begann. In Amerika feiert er sechs Nummer Eins-Hits, alle vom Debütalbum „Faith“ (u.a. „Faith“, „One More Try“, „I Want Your Sex“, „Father Figure“). Bis zum Jahr 2000 verkauften sich über zehn Millionen Exemplare des Albums allein in den USA. Unzählige Musikpreise (Grammys, Music Awards) waren der Lohn für die harte Arbeit.

Bereits Anfang des Jahres ’87 erschien der Song „I Knew You Were Waiting“ als Ergebnis der Zusammenarbeit mit Areatha Franklin, die bis dahin noch nie mit einem weißen Künstler zusammen gearbeitet hatte. Das schlüpfrige Video zu „I Want Your Sex“ geriet 1988 zum programmierten Skandal, der George Michaels Ruf als schillernden Paradiesvogel festigte. Aber schon damals so manchen auf den Gedanken brachte, dass der junge Mann nicht unbedingt dem anderen Geschlecht zugetan war…

Für sein nächstes Album „Listen Without Prejudice“ entwarf George einen TV-Werbespot, den das englische Fernsehen aufgrund zu vieler Nacktaufnahmen nicht zeigte. Australien und ausgerechnet die USA (!) zeigten sich weniger zimperlich. Im September 1990 kam das Werk auf den Markt, das zwar erneut Kritikerlob, nicht aber die Verkaufszahlen des Vorgängers erreichte. Trotz gegenteiliger Ankündigung ging George 1990 erneut auf Welttournee und spielte auch mit Madonna und Prince zusammen in Südamerika. Skandale blieben dabei auch nicht aus: Im Video zum Wham!-Remake „Freedom 90“ ließ George Supermodels auflaufen, die seinen Gesangspart übernahmen. MTV weigerte sich zunächst, den wiederum sehr freizügigen Clip auszustrahlen und lenkte erst ein, als fünf Sekunden der nackten Brüste von Cindy Crawford heraus geschnitten wurden.

Zusammen mit Brian May, John Deacon und Roger Taylor – den verbliebenen Mitgliedern von Queen – sowie mit Lisa Stansfield veröffentlichte Michael drei Jahre später das Album „Five Live“, dessen Erlös einer AIDS-Hilfsorganisation zugute kommt. Die folgenden zwei Jahre verliefen für den Sänger mit den griechischen Wurzeln ziemlich wechselhaft. 1994 starben sowohl seine Mutter als auch sein brasilianischer Lebensgefährte Anselmo Feleppa, dazu kamen noch rechtliche Streitigkeiten mit seiner Plattenfirma Sony Music, die Michael zur Untätigkeit verurteilten. Der Künstler sah sich, ähnlich wie sein Kollege Prince, von der Plattenindustrie versklavt und forderte ein Ende der Knebelverträge. Sein eigener fesselte ihn ursprünglich noch weitere zehn Jahre an Sony. 1995 entließ ihn der Konzern jedoch frühzeitig und George wechselte zu Virgin.

Vivienne

 

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