Neue Bohnen Zeitung


ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne  –  Mai 2004



Paul Young

Keine Frage, auch Ihre Vivienne war einmal jung, man sollte es nicht glauben, aber speziell Anfang der 80er Jahre konnte man sie leicht dabei entdecken, wie sie ganz vertieft in ein bestimmtes Foto tiefe Seufzer ausstieß. Es handelte sich bei dem Typen auf dem Bild um niemand Geringeren als Paul Young, den englischen Sänger und übergroßen Teddybär-Verschnitt, der die Gefühle der bezopften Vivienne in Aufruhr brachte, weil er neben seiner Faserschmeichler-Stimme und seinem tollen Aussehen alles mitbrachte, was ein Mädchenherz in den 80er Jahren begehrte…

Paul Young wurde am 17.01.1956 in Luton, Bedfordshire, in Großbritannien geboren. Wie bei vielen seiner Kollegen war auch bei ihm Musik schon früh zur großen Leidenschaft geworden. Seine ersten musikalischen Gehversuche machte er in der Gruppe „Streetband“, die 1979 zwei Alben herausbrachte, aber ohne den geringsten Erfolg: beide Alben floppten. Eine längere Durststrecke folgte, durch die sich Paul aber nicht entmutigen ließ. Vier Jahre später ging sein Stern am Pophimmel dann endlich auf. Hit folgte auf Hit.

1983 coverte er zuerst den Marvin Gaye Soul Klassiker „Wherever i lay my hat“und landete damit in England seinen ersten Nr. 1 Hit. Pauls weiche, soulige Stimme kam an und es gab keinen Grund, an dieser Mischung etwas zu ändern. Seinen Erfolg mit souliger Discomusik führte er mit den Singles „Come back and stay“ und „Love of the common people“ diesseits und jenseits des Atlantiks fort. Auch den Klassiker „Love will tear us apart“ coverte Paul Young sehr erfolgreich. Bis ins Jahr 1985 war er für seine Plattenfirma ein ständiger Garant für Erfolg, vor allem mit Coverversionen.

Mädchenherzen (nicht nur meines) lagen Paul Young reihenweise zu Füßen und bei seinem Konzerten mussten Teddybären, die auf die Bühne geworfen worden waren, fast tonnenweise weggeführt werden. Seinen größten Erfolg feierte Paul Young mit „Everytime you go away“ – Nr. 1 in den USA, in Canada, und, und, und…Privat war Paul Young in dieser Zeit weniger glückvoll, seine schwangere Freundin verließ ihn. Überdies bekam Paul dann auch noch Probleme mit der Stimme: Der Sänger, der von der Stimmlage eigentlich Bass ist, legte seine Songs immer viel zu hoch an, weil er mit ganz tief nicht so gut ankam. Der Raubbau an der Stimme rächte sich nun und Paul Young sah sich gezwungen zwischen neuen Alben immer längere  Zeiträume verstreichen zu lassen – zwecks Schonung der Stimme.

Paul Young machte dabei auch den Fehler, bei verschiedenen Lifekonzerten playback oder teilweise playback zu singen, was ihn viele Sympathien bei den Fans kostete. Es wurde trotz prestigeträchtigen Auftritten wie bei Live Aid sehr still um ihn.  Doch Paul Young schaffte ein Comback.1991 feierte er europaweit mit dem Duett „Senza una donna“ (zusammen mit italienischen Superstar Zucchero) einen fulminanten Erfolg. Fast zeitgleich hatte Paul mit „Oh Girl“ einen Top Ten Hit in den amerikanischen Billboardcharts. Diese Erfolge konnte Paul aber nicht wiederholen, er verschwand erneut in der Versenkung.

Seine Alben, die ab und an herauskommen, werden vom Publikum nicht mehr wirklich angenommen. Paul Young ist mittlerweile auch in die Jahre gekommen, der Musikmarkt wird von jugendlichen bzw. jungen Acts einer ganz anderen Generation beherrscht. Unvergessen bleibt er trotzdem für mich, nämlich als typischer Vertreter der 80er Jahre Musik, die mich prägte wie kaum eine andere Ära aber auch als der personifizierte Teddybär, der mein Teenagerherz zum Schmelzen brachte. Schade um ihn – er hatte eine bemerkenswerte Stimme, die sich deutlich und positiv von typischen Vertretern der „Moderne“ (sprich Westlife und Co) abhebt.

Vivienne

 

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