Ritter, Knappen und die, die im Dunkel tappen – Lit Split

Die beiden Knappen waren als Erste auf das Gehöft gekommen. Einer, in einem schwarzen Talar, trug eine kurze Turnierlanze sowie einen runden Schild mit einer darauf aufgemalten Streitaxt.
Der andere, ganz in rotes Leinen Gehüllte, einen Banner mit einem in rotes Brokat gestickten güldenen Löwen.
Schon das noch ferne Gewieher der Rappen machte auf sie aufmerksam. Die zuvor noch tief gebeugten Rücken der Knechte und Mägde wurden nun auf einmal aufrecht.
Nicht nur mir war es klar, was das bedeuten würde.

Gerwald war ihnen entgegen getreten. Er versuchte so etwas, wie Ehrerbietigkeit in Abwechslung
mit einer selbstbewusst scheinenden Hochnäsigkeit zu zeigen. Oh, wie ich ihn hasste, diesen nun meinen Ehemann.

Der Ritter, von zweifelsfrei edler Gestalt, war direkt hinter den Knappen, mit einem kühnen Sprung seines Streirosses in den umfriedeten Teil des Lehnhofes gesprengt. Noch bevor der Gaul in leichten Trab verfiel, war der edle Herr schon aus dem Sattel und direkt auf mich zugeeilt.
„Er hat ein anmutig Weib, der Herre Hauptmann. Der Ruf ihres Liebreizes eilte schon durchs ganze Land. Ich möchte, dass sie mir zu Diensten seie.“
„Sie hat nur mir dienstbar zu sein, oh hochedler Herr.“
Gerwald schaute den Ritter nun sehr mürrisch an.

Schon als ich ihm zugeführt wurde, hatte ich in seinem Wesen das Verbindliche, allen Groll Überstrahlende gesucht. Das mir von meinem Vater zuvor noch so zuckersüß versprochen wurde. Letztendlich vergebens.
Dieser, mein Ehemann war wohl schon von Geburt an ein so mürrischer alter Greis, von nun noch nicht einmal vierzig Lenzen.
Gerwald, nicht gerade unvermögend obwohl ursprünglich von niederer Herkunft, doch unvergleichbarer Verschlagenheit, hatte sich in unserem Dorfe so etwas wie eine Hauptmannsstellung ergattert, was ihn ungemein über das weitere gemeine Volk erhob.
Das wird auch der tragende Gedanke meines Vaters gewesen sein, seine einzige Tochter diesem grobschlächtigen Kerl zur Frau zu geben.
Ja mein Vater war schon immer ein gottesfürchtiger, aber nicht sehr geistvoller Träumer.

Der Ritter nachdem von seinem Pferde, einem Rappen von wohl edelsten Geblüt gestiegen, konnte scheinbar seinen Blick nicht von meiner sorgsam verhüllten Weiblichkeit abwenden. Mit einer scharfen Geste gab er Gerwald zu verstehen, nicht weiter in Sachen ehelicher Hingabe zu insistieren.

Nun gellte ein Ruf durch die von zahlreichen Lampen, mehren Sonnen gleich ausgeleuchtete Szenerie.
„Cut! Sofort Cut! So geht es nicht. Habe ich es hier nur mit Idioten zu tun? Was macht dieser Kerl da mitten in der Dekoration? Hier entsteht ein Film, mein Herr! Wer hat den Typen eigentlich reingelassen? So nochmal alles auf Anfang. Klappe!“

Roger hatte einen ganz roten Kopf. Wie ein wutschnaubender Wichtelmann war er auf einen hübschen Jungen zu gestürmt und hatte ihn am Ärmel aus dem Aufnahmewinkel der Arriflex-Kamera gezogen.
Einige der etwa Dreißig am Set Versammelten, lugten verstohlen auf ihre Armbanduhren. Ihre scheuen Blicke verrieten auch sogleich ihre Gedanken, die sich wohl nun wieder nur um pünktliches Feierabendmachen drehten.
Ich kannte Roger sehr genau, daher wusste ich auch, dass die Lieben sich ja jetzt auf eine lange Nacht einzustellen hatten.

„Roger, Liebling, brauchst Du mich jetzt noch am Set? Ich würde mich doch sehr gerne noch einmal ein wenig frisch machen. Ich gehe mal kurz zum Wohnmobil. Im Übrigen, der junge Mann da heißt Randolf und ist von mir herbestellt worden. Er sollte sich bei Dir nur vorstellen. Du weißt ja, für das Anschlussprojekt. Ich dachte nur, da hätten wir jemanden, auf den die Rolle perfekt passt.“
Bei meiner Frage hatte ich noch versucht, ein besonders liebes Gesicht aufzusetzen.

„Ach ja, Madame macht jetzt auch noch das Casting? Ja, geh nur und deinen Staatsschauspieler hier, kannst Du ja auch gleich mitnehmen. Zeig ihm einfach, worauf es bei unserer Neuproduktion für ihn ankommt.“
Ja, mein treusorgender Roger, so ist es recht. Schicke ihn mir, diesen Adonis. Ich werde ihm alles beibringen was in unseren Produktionen so ansteht.
Und dass bei Randolf so einiges ziemlich kräftig vorhanden ist und dann doch hoffentlich auch wirklich länger als bei dir ansteht, davon konnte ich mir doch schon neulich in der Sauna des Hotels ein ungefähres Bild machen.

Ritter, Knappen und das ganze geschminkte Volk des Mittelalters hatten schon wieder ihre Aufstellungen auf den mittels Gaffa-Tape aufgeklebten Kreuzen eingenommen, während ich, Randolf im Schlepptau, gemächlich zum Trailer ging.

Der hatte dann ganz besonders gute Ansätze gezeigt für die Rolle, die ihm mein lieber Herr Regisseur und Ehemann wohl auf den Leib zu schneidern hätte, wenn ich ihn von Randolf Eignung erzählen würde.
Jetzt aber, mein lieber Randolf, zeigs mir! Ja, fahr ihn noch einmal aus, deinen turniererfahrenen Kampfspieß.

Während wir beide uns in den weichen Damastlaken miteinander in liebevoller Umklammerung vergnügten, hörte ich laufend Rogers aufgeregte Schreierei.

Irgendwie war das Mittelalter für anspruchsvolle Porno-Film-Produktionen nicht das für Roger passende Medium.

Ich muss, nach dem sexten Höhepunkt in Folge, doch konstatieren, dass mir die Freizügigkeit dieser Epoche doch irgendwie etwas gegeben hätte.
Dieses Rittervolk mit anhaltend zum Kampf erhobenen Lanzen? Himmlisch!
Ach ja, Morgen geht es auch bei dir zur Sache, mein Ritterchen da draußen. Dann wirst auch du deinen ehernen Harnisch schon noch ablegen müssen.

Und nun zu Dir, mein treuer Randolf. Wie wäre es noch einmal?
Mit einer Zugabe?

Chefschlumpf grüßt Alle und denkt daran in 3 Monaten ist Weihnachten vorbei!

© Chefschlumpf September 2018

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