Selber schuld – Aus dem Hinterhof der Seele

Du wäscht das Geschirr ab.
Räumst es ein.
Fertig…
Du streckst dich.
Dein Kreuz…
Das Telefon läutet.
Du wartest.
Und der Anrufbeantworter läuft…
Hinterlassen Sie Ihre Nachricht…
Willi.
Du zuckst zusammen.
Nicht schon wieder…
Bitte.
Margot.
Tut mir Leid.
Was ich sagte.
Neulich.
Wir sollten reden…
Bitte.
Ruf mich zurück!
Mit Nachdruck.

Idiot!
Denkst du dir.
Und löscht die Nachricht…

Du trinkst Orangensaft.
Dr. House läuft.
Eine Wiederholung.
Du horchst zu.
Mit halbem Ohr.
Du gähnst.
Und du bist müde.
Eigentlich.
Aber du denkst an Willi…
Willi.
Dein neuer Wohnungsnachbar.
Der vor zwei Monaten eingezogen ist.
Und er hat dir Milch geliehen.
Ein Notfall.
Sonntagmorgen.
Weil deine Milch sauer geworden war.
Nett.
Dachtest du dir.
Ein netter Kerl.
Ihr seid ausgegangen.
Ein paar mal.
Zwanglos.
Dumm ist er nicht.
Hast du dir gedacht.
Eher schüchtern.
Mit ein paar Bier.
Da taute er auf.
Begann zu reden.
Nicht mehr zu stoppen.
Und seine Augen leuchteten.
Wenn er dich ansah…

Gedacht.
Hast du dir wenig.
Seine Gesellschaft.
Sie tat dir gut.
Brachte dich.
Aus dem täglichen Einerlei.
Aber auch nicht mehr.
Keine Rede von…
Herzklopfen.
Oder erhöhtem Puls.
Es tat dir gut.
Nachdem Horst dich verlassen hatte.
Vor einem dreiviertel Jahr.
Aber Willi…
Er war weder ein „Zwischenmann“.
Noch eine neue Liebe.
Er war…
Nette Gesellschaft.
Ein Begleitmann.
Das hast du auch deiner Freundin gesagt.
Emotionslos.
Achselzuckend.
Was auch sonst?
Dir war nicht nach mehr.
Nur Willi.
Dem war das nicht klar.
Du trinkst noch einen Schluck Orangensaft.
Und du musst wieder gähnen…
Dr. House dauert noch.
Solltest du nicht schlafen gehen?
Du blickst auf die Uhr.
Und dir fällt ein.
Sonst.
Warst du oft unterwegs.
Um diese Zeit.
Mit Willi…

Willi.
Er hatte sich verliebt in dich.
Du hast es gemerkt.
Irgendwann.
Und wenn du ehrlich bist.
Du hättest das klären müssen.
Mit ihm.
Schleunigst.
Aber…
Du hast es rausgeschoben…
Bis vor acht Tagen.
Samstagabend.
Und Willi…
Er trank mehr.
Als seine zwei Bier.
In der Tat.
Es waren wohl drei Cognac.
Mindestens.
Ganz zu schweigen von den Cocktails.
Die ihr geschlürft habt.
Gemeinsam.
Du hast gekichert.
Und sein Gesicht war rot.
Puterrot.
Dann hat er dich geküsst.
Und seine Zunge.
Sie stimulierte deine Mundhöhle.
Drängend.
Bis du dich losgerissen hast…
Zwanglos.
Hast du immer gesagt.
Du wolltest nicht ins Bett mit ihm!

Er keuchte.
Wann willst du endlich?
Wie lange soll ich warten?
Wie lange noch?
Merkst du nicht?
Wie verrückt ich nach dir bin?

Du bist gegangen.
Wortlos.
Dir war heiß geworden.
Wenn du ehrlich bist.
Nach Sex war dir schon lange nicht mehr.
Und ganz sicher nicht mit Willi.
Idiot!
Denkst du wieder.
Aber ist es nicht so…
Die Idiotin bist du.
Ganz allein.
Du hast es gewusst.
Dass er auf dich steht.
Und du wolltest nichts sagen.
Willis Gesellschaft.
Die wolltest du nicht verlieren….
Aber genau das ist passiert.
Er hofft weiter.
Und du…
Gehst ihm aus dem Weg.
Ist das klug?
Du sitzt wieder vor dem Fernsehapparat.
Siehst fern.
Und es ödet dich an…

Du schaltetst aus.
Stehst auf.
Selber schuld.
Denkst du dir!
Selber schuld!

Vivienne

Schreibe einen Kommentar