Über das sonst so legendäre Sommerloch können sich die österreichischen Medien heuer wahrlich nicht beklagen. Begonnen hatte alles mit der Ausseinandersetzung rund um die ASVG-Pensionsreform, weiter ging es mit den Turbulenzen rund um den schönsten Finanzminister der Zweiten Republik und schlussendlich brachte sich auch der Kärntner Landeshauptmann immer wieder zurück ins tagespolitische Geschehen.
Das reichte aber bei weitem noch nicht, denn die ungewohnt tropischen Temperaturen sollten diese Woche noch zu einer interessanten Wortmeldung der Bildungsministerin Elisabeth Gehrer führen. Diese hatte in einem Interview mit der „Presse“ darauf hingewiesen, dass die Jungen nicht „von Party zu Party“ rauschen, sondern den Generationenvertrag erfüllen und Kinder in die Welt setzen sollten.
Die Aussage ist im Zusammenhang mit der von der ÖVP-Führung für den Herbst versprochenen Harmonisierung der Pensionssysteme zu verstehen, wo hohe Beamtenpensionen harmonisiert, sprich gekürzt werden sollten. Gehrer vertritt aber die Meinung, dass „die ältere Generation, aber auch Politiker und Beamte“ bereits genug Beiträge geleistet hätten und nun die jüngere Generation am Zug sei.
Es ist schon richtig, dass unser auf den Generationenvertrag basierendes Pensionssystem darauf ausgelegt ist, dass die Jungen die Pensionen der Älteren einbezahlen und wahrscheinlich hat das umlagenfinanzierte System auch durchaus Vorteile gegenüber einer rein auf Aktienspekulation aufgebauten Privatvorsorge. Dass unser Pensionsystem aufgrund der demographischen Entwicklung einer Reform unterzogen werden musste stelle ich auch nicht in Abrede, was ich verlange ist lediglich ein für die gesamte österreichische Bevölkerung gerechtes Pensionssystem. Und da haben Privilegien in gewissen geschützten Bereichen, wie auch in meinen letzten Beitrag angeführt, nichts veloren.
Was ich Gehrer in ihrer letzten Wortmeldung vorwerfe ist, den oftmals zitierten Generationenkonflikt mutwillig heraufbeschworen zu haben. Natürlich gibt es kinderlose Singles, solche hat es prinzipiell aber auch schon in früheren Jahren gegeben. Diese aber als Schuldige für den Weltuntergang darzustellen ist für ein Regierungsmitglied nicht würdig. Die Wertevorstellung der Ministerin ist kein großes Geheimnis, entschuldigt aber nicht die verbale Entgleisung, dass „die Jungen“ lediglich verantwortungslos „von Party zu Party rauschen“. Ebenso würde es einen Aufschrei geben, wenn man ungerechtfertigterweise meinen würde, die Pensionisten sollten den Winter nicht auf Mallorca, sondern zu Hause verbringen. Die Mindestrentnerin würde sich über eine solche Aussage sicher freuen.
Letztendlich hat die Partei, deren Vizeobfrau Liesl Gehrer ist, soebene eine Pensionsreform beschlossen, die gerade der angefeindeten jüngeren Generation massive Einbussen beschert. Eine Beschimpfung der harmonikaspielenden Ministerin hat sich die Generation, wie ich glaube, nicht wirklich verdient.
Elisabeth Gehrer, Jahrgang 1942, somit also ältestes Regierungsmitglied der Regierung Schüssel II, oftmals auch als „Grand Dame“ der ÖVP betitelt, wird wohl der nächsten Regierung – wie immer diese aussieht – pensionsbedingt nicht mehr angehören. Gerade noch rechtzeitig versuchte Gräfin Mensdorff alias Maria Rauch-Kallat schadensbegränzung zu betreiben. Sie vergönne dankenswerterweise der jungen Generation „von Party zu Party zu ziehen“, danach solle sie aber ihrer Verantwortung nachkommen. Gleich nach der Party …
Pedro