Sprung ins Ungewisse – Teil 13

Britta lief die Stufen hinunter.
Sie atmete heftig.
Aufgebracht suchte sie den Ausgang.
Zündete sich im Laufen eine Zigarette an.
Schließlich blieb sie stehen.
Starrte auf die Straße.
Scheiße!
Sie nahm einen tiefen Zug von der Zigarette.
Wieso hatte Manfred schon wieder eine Freundin?
Sie schüttelte den Kopf.
Vor vier Wochen erst war sie ausgezogen von ihm.
Und schon hatte er wieder eine.
Nein, das hätte sie ihm nicht zugetraut.
Schon gar nicht eine so attraktive Frau.
Aber darum ging es nicht.
Nicht darum…
Sie dachte an ihr kaputtes Auto.
An den Unfall vor zwei Tagen.
Die Reparatur würde ein Vermögen kosten.

Britta lief weiter.
Warf den Zigarettenstummel achtlos auf den Boden.
Trat ihn aus.
Ja, sie hatte Manfred um Geld bitten wollen.
Die Bank gab ihr keines mehr.
Und ihr Freund hatte selber das Konto überzogen.
Um eine ziemliche Summe sogar.
Aber sie brauchte das Auto dringend.
Und sie hätte alles für das Geld getan.
Sie wäre sehr nett zu Manfred gewesen.
So nett wie nötig…
Aber da war schon wieder jemand bei ihm eingezogen.
Nein, es war nicht zu fassen!
Der brave, langweilige Manfred.
Der keine Ahnung hatte, wie lange sie ihm schon nicht mehr treu gewesen war.
Sie ballte die Faust.
Verdammt noch mal.
Seit sie ihn verlasen hatte – nur Pech!
Und ihr Neuer war ja auch so eine Flasche.
Was sollte sie bloß tun?

Manfred sah Geli überrascht an.
Ja, kann sein.
Sie hält dich für meine Freundin.
Stört es dich?
Geli nahm das Handtuch vom Kopf.
Schüttelte ihre Haare.
Ich weiß nicht.
Du bist ein netter Kerl.
Weißt du das?
Ich mag dich echt?
Aber…
Aber willst du nicht vielleicht einfach nur nett zu mir sein?
Weil ich dir leid tue?
Manfred setzte sich.
Ihm war heiß geworden.
Er dachte nach.
Weißt du…
Letzte Nacht hatte ich mir anders vorgestellt.
Er lachte verlegen.
Ganz anders.
Ich kam aus dem Schlafzimmer.
Du hast schon auf der Couch geschlafen.
Wie ein Kind.
Was hätte ich da sagen solle?
Dich aufwecken?

Geli prustete los.
Tatsächlich?
Dann wurde sie wieder ernst.
Versteh mich nicht falsch…
Ich wusste halt nicht, wie du dir das vorgestellt hast.
Und ich wusste nicht was ich wollte…
Ich weiß es auch jetzt nicht.
Sie stand auf.
Griff nach dem Handtuch.
Manfred sah sie entgeistert an.
Dann sprang er auf.
Nahm ihre Hand.
In seinem Kopf gingen die Gedanken durcheinander.
Vielleicht weißt du es jetzt nicht…
Aber vielleicht weiß du es in fünf Minuten…
Eine sinnlose Aktion!
Der Satz ging ihm sofort durch den Kopf.
Diese spontanen Einfälle.
Typisch er!
So was konnte nicht gut gehen.
Aber Geli lächelte nur.
Mit strahlenden Augen.
Und schließlich öffnete sie ihren Bademantel…

Frau Schmiedhauser starrte durch den Türspalt.
Da stand doch tatsächlich schon fünf Minuten dieser Mann.
Vor der Tür ihrer Wohnungsnachbarin.
Er hatte einen Strauß roter Rosen in der Hand.
Und läutete.
Immer wieder.
Was wollte der da?
Ausgerechnet dieses Wochenende?
Schließlich trat sie hüstelnd ins Treppenhaus.
Suchen Sie wen Bestimmten?
Der Mann zuckte zusammen.
Und drehte sich um.
Die Frau Steyrer.
Ich bin ein Freund.
Die Alte sah ihn schief an.
Da haben Sie ein Pech.
Sie ist verreist.
Ich weiß nicht wie lange.
Der Mann starrte sie an.
Tatsächlich?
Sind Sie sicher?
Frau Schmiedhauser nickte.
Ganz sicher.
Sie ist gestern Abend mit einer Tasche weggegangen.
Enttäuschung stand im Gesicht des Mannes.
Er ließ den Strauß sinken.
Danke.
Auf Wiedersehen.

© Vivienne

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