Sprung ins Ungewisse – Teil 21

Geli wartete mit Dr. Schießer vor dem Eingang der Firma.
Schießers Sekretärin Frau Kammerer war überfällig.
Der Chef blickte auf die Uhr.
Wir fahren jetzt.
Sicher steckt Frau Kammerer im Stau.
Sie ist sonst superzuverlässig.
Aber sie wird nachkommen.
Geli gurtete sich an.
Die dicke Mappe mit den Unterlagen lag auf dem Rücksitz.
Dr. Schießer lenkte den Firmenwagen.
An einer Kreuzung läutete das Handy.
Schießer meldete sich.
Dann schwieg er.
Angespannt.
Schließlich drückte er energisch die Kupplung durch.
Es war grün geworden.
Alles Gute, Frau Kammerer.
Machen Sie sich keine Gedanken…
Geli blickte ihn irritiert an.
Ist was mit Frau Kammerer?
Schießer zuckte die Achseln.
Sie ist gestürzt.
Unglücklich.
Der Arzt meint, die Bänder könnten verletzt sein…
Sein Blick war unverwandt auf Geli gerichtet.
Würden Sie mit mir nach Berlin fliegen?
An ihrer Stelle?

Hannes blickte zufrieden auf die Uhr.
Schon nach 10:00 Uhr.
Spätestens in einer halben Stunde musste Geli eintrudeln.
Der Chef würde weiter nach Schwechat zum Flughafen fahren.
Und Alexa würde in zehn Minuten die Mail von Gelis PC aus verschicken.
Ein perfekter Zeitplan.
Alexa parierte.
Es war kein Problem gewesen ihr das klarzumachen.
Langsam ging er zum Kaffeeautomaten.
Er lächelte hart.
Holte sich einen schwarzen Kaffee.
Schlürfte ihn genießerisch.
Heute Nacht hatte er unruhig geschlafen.
Aber jetzt war er die Ruhe selbst.
Jetzt, wo es soweit war.
Wo nichts mehr schief gehen konnte.
Er fing Alexas Blick auf.
Sie wirkte fast fiebrig.
Dunkle Ringe unter den Augen.
Er nickte ihr zu.
Alexa nickte auch.
Sie stand auf.
Und begab sich zu Gelis Schreibtisch.
Fast schien es, als ob sie schwanken würde.
Blickte hektisch nach links und rechts.
Und schaltete den PC ein…

Geli und Dr. Schießer waren auf dem Weg zum Flughafen.
Schießer telefonierte mit Meier.
Frau Steyrer fliegt jetzt mit mir nach Berlin.
Ich werde ihr alles Nötige erklären.
Und die Tickets von Frau Kammerer lassen wir auf sie umbuchen.
Alles kein Problem.
Und informieren Sie die Kollegen.
Damit man Bescheid weiß bei Anrufen für sie.
Bis übermorgen, dann!
Er legte auf.
Wenn Sie noch etwas brauchen, Frau Steyrer:
Das wird die Firma gern übernehmen.
Ich bin Ihnen sehr verbunden für Ihre Bereitschaft.
Und Ihre Flexibilität…
Er betonte Bereitschaft.
Mit Nachdruck.
Alexa nickte.
Sie lehnte sich zurück.
Dachte an Manfred.
Er hatte vorhin enttäuscht geklungen.
Sie hatte ihn in einer Pause des Meetings angerufen.
Aber er verstand sie.
Wenigstens das.
Robert hatte sie nie verstanden.
Wenn sie nicht da war, wenn er sie brauchte…
Die ersten Wegweiser kündigten Wien an.
Das erste Mal, dass sie nach Berlin kommen würde.
Eigentlich flog sie nicht gern.
Aber Dr. Schießer würde sie ohnedies beschäftigen.
Die Zeit würde wirklich im Flug vergehen…

Kalkweiß stand Alexa von Gelis PC auf.
Dann ging sie zurück zu ihrem Schreibtisch.
Hannes bemühte sich, nicht in Euphorie zu verfallen.
Er ließ den Blick im Büro kreisen.
Meier telefonierte nun schon eine ganze Weile.
Was der wieder zu reden hatte!
Er warf den leeren Kaffeebecher in den Behälter.
Im Vorbeigehen grinste er Alexa an.
Gut gemacht, Mädel!
Sagte seine Handbewegung.
Ein paar Faxe lagen auf seinem Schreibtisch.
Er las sie aufmerksam durch.
Nur nebenbei fiel ihm das Getuschel auf.
Er ertappte sich, dass er unruhig wurde.
Angelika war überfällig.
Eine Kollegin hastete an ihm vorbei.
Was ist denn los?
Die Frau blieb abrupt stehen.
Die Sekretärin vom Schießer hat sich das Seitenband gerissen.
Hannes musste kurz grinsen.
Der Trampel war wirklich unmöglich.
Flink beim Schreiben.
Aber sonst…
Wie ist denn das passiert?
Die Kollegin hob die Hände.
Weiß keiner genau.
Sie hat den Chef angerufen.
Dafür fliegt jetzt die Steyrer mit ihm nach Berlin…
Die ganzen zwei Tage.
Hannes begann zu husten.
Unvermittelt.
Er hatte plötzlich keine Luft mehr bekommen…

© Vivienne

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