Sprung ins Ungewisse – Teil 3

Geli schlenderte durch die Straßen.
Freitagnachmittag.
Einige Geschäfte luden zum Bummeln ein.
Zum Stöbern.
Klein war die Stadt.
Übersichtlich.
Fast beschränkt.
Sie hatte anfangs das Gefühl gehabt, es würde sie zerreißen deswegen.
Wie ein Aufschrei.
Ich will weg!
Mittlerweile verspürte sie hier einen gewissen Charme.
Nette Leute.
Wie in der Bäckerei jeden Morgen.
Guten Morgen, Frau Steyrer.
Wie geht’s Ihnen denn?
Na, ist das Wetter nicht herrlich?
Geli begutachtete ein T-Shirt.
Gefiel ihr das?
Sie war sich nicht sicher.
Legte es wieder zurück.
Und suchte weiter.
Während sie kramte, überraschte sie wieder der Gedanke.
Der Gedanke.
War es richtig gewesen zu gehen?
Alles hinter sich zu lassen?
Brücken abzubrechen?
Ruft mich mal ein paar Monate nicht an!
Würde überhaupt wieder jemand anrufen?
Egal.

Eine Bluse im Crinkle-Look.
Gestreift.
Sehr hübsch.
Die Farben standen ihr.
Geli suchte eine Kabine zum Probieren.
Zog Jacke und Pulli aus.
Die Bluse passte.
Fast perfekt.
Teuer war sie auch nicht.
Also warum nicht?
Geli schlüpfte wieder in ihre Sachen.
Trat zur Kasse.
Zahlte.
Die Sonne blendete sie als sie das Geschäft verließ.
Unwillkürlich musste sie an Robert denken.
Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte.
Mit dem Strauß Rosen in der Hand.
Bitte!
Lass uns reden, Angelika!
Angelika!
Wie sie ihren Namen hasste seit dieser Szene!
Lass uns reden…
Sie hätten Jahre reden können.
Oder Jahrzehnte.
Es hätte nichts geändert.
Nicht das Geringste.
Robert liebte Silke.
Und niemanden sonst.
Sie, Geli, durfte nur dann und wann sein Bett teilen.
Seine körperlichen Bedürfnisse befriedigen…

Geli spürte die Wut wieder.
Die kalte Wut, die sie damals erfasst hatte.
Es hatte „klick“ gemacht bei ihr.
Robert war nicht gut für sie.
Nein.
Er war selbstsüchtig.
Und klammerte wie verrückt.
Er wollte sie als Austauschmodell.
Denn er war Silke hörig.
Sie, Geli, sollte ihm nur zur Verfügung stehen.
Wann immer ihn Silke gerade hängen ließ.
Silke spielte mit Robert.
Und er mit ihr, Geli.
Es war ihm egal wie es ihr dabei ging.
Aber damit war Schluss!
Geli presste die Lippen aufeinander.
Sie erinnerte sich wieder.
Robert vor ihrem geistigen Auge.
Mit den Rosen.
Und wie sie die Tür zuwarf!
Und absperrte.
Robert hatte danach noch etwa fünf Minuten geläutet.
Dann war Ruhe gewesen.

Robert war wie eine Sucht für sie gewesen.
Anfangs war sie noch glücklich wenn er bei ihr war.
Und sie verzehrte sich nach ihm, wenn er gerade nicht da war.
Zerbrach sich den Kopf, ob er wieder zu Silke gegangen war.
Er tat ihr nicht gut…
Nein.
Sie war nur mehr unglücklich gewesen.
Verzweifelt.
Fertig mit den Nerven.
Ohne jede Lebensfreude.
Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen.
Sie wusste es.
Auch wenn ihre Schwester Rita den Kopf geschüttelt hatte.
Das ist Unsinn, was du tust.
Männer sind einfach so.
Du wirst keinen anderen bekommen…
Du musst das Spiel mitspielen!
Geli stampfte auf.
Ein Kieselstein flog zur Seite.
Und wenn es wirklich keine anderen Männer gab…
Ok.
Dann brauchte sie auch keinen.
Liebe war für sie kein Spiel.
Alles andere als das.

Ich mach mir das nicht mehr mit!

© Vivienne

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