Sprung ins Ungewisse – Teil 31

Hannes starrte Geli an.
Seine Augen blitzten.
Die geballte Faust zitterte.
Hast du nun, was du wolltest?
Gratulation.
Du hast mich kaputt gemacht.
Völlig.
Ich werde verjagt.
Mit Schimpf und Schande.
Und du bist Schuld…
Du allein!
Geli stand auf.
Kopfschüttelnd.
Sie sah ihn scharf an.
Ich?
Ich soll Schuld sein?
Oh nein.
Du selbst bist Schuld.
Sonst niemand.
Es wird Zeit, dass du Verantwortung übernimmst.
Zeit, dir bewusst zu machen.
Nicht die anderen sind Schuld.
Sondern du selbst!

Hannes atmete schwer.
Meier trat zwischen die beiden.
Kein Streit hier.
Verstanden?
Er wandte sich an Hannes.
Du gehst jetzt.
Ich sagte dir doch.
Räum’ deinen Schreibtisch.
Und dann raus!
In Hannes Gesicht zuckte es.
Dann drehte er sich weg.
Die Leute im Büro starrten ihn an.
Für einen Moment ruhte die ganze Arbeit.
Alle Augen waren auf Hannes gerichtet.
Die Spannung war spürbar.
Man hätte eine Nadel fallen hören.
Das Telefon läutete.
Eine Kollegin hob ab.
Die Kollegen wandten sich wieder ihrer Arbeit zu.
Fünf Minuten später verließ Hannes die Firma.
Grußlos.
Geli blickte ihm nach.
Ihr Gesicht zeige Betroffenheit.

Meier beobachtete Geli.
Dann wandte er sich an sie.
Nimm dir ein paar Tage frei.
Ich werde es Dr. Schießer erklären.
Er wird Verständnis dafür haben…
Geli setzte sich wieder.
Was soll das bringen?
Mir würde nur die Decke auf den Kopf fallen…
Meier beugte sich zu Angelika.
Du brauchst ein wenig Abstand.
Das war ein wenig viel in den letzten Tagen.
Eine böse Geschichte.
Aber sie ist vorbei.
Hörst du?
Vorbei.
Angelika sah auf.
Und wenn Hannes noch was einfällt?
Er ist unberechenbar…
Meier lächelte.
Vergiss das.
So verrückt ist er dann auch nicht.
Hannes wird sich jetzt wohl mal betrinken.
Ordentlich.
Er wird auf die Firma schimpfen.
Besonders auf mich.
Vielleicht auch auf dich.
Damit können wir leben.
Aber er wird nichts mehr tun.
Ganz bestimmt nicht.
Er hat sich die Nase genug angerannt.
Irgendwann wird er froh sein.
Dass er so davongekommen ist…

Angelika zündete sich eine Zigarette an.
Kann sein, dass du Recht hast.
Wahrscheinlich sogar.
Aber ich fühle mich einfach mies…
Sie sog gierig an der Zigarette.
Gedanken schossen durch ihren Kopf.
Sie war hierher gekommen.
Hatte alles aufgegeben.
Um neu anzufangen.
Gut.
Sie hatte Manfred getroffen.
Der Mann mit dem sie glücklich war.
Das erste mal in ihrem Leben.
Aber sie war nicht in der Lage das Chaos abzustreifen.
Unmöglich.
Hier lauerte es in Gestalt von Hannes.
Ein wahnsinnig verliebter Mann.
Der ihr nein nicht akzeptieren wollte.
Der überzeugt war.
Mit Hartnäckigkeit würde er zum Ziel kommen.
Angelika dämpfte die Zigarette aus.
Ein paar Tränen kullerten über ihr Gesicht…

Manfred stand im Stau.
Er blickte auf die Uhr.
Der Kollege Gelis hatte vorhin angerufen.
Sie war nicht gut beisammen.
Ob er sie nicht abholen konnte…
Natürlich konnte er.
Aber gegen den Verkehr zur Stoßzeit war er machtlos.
Es würde wohl noch ein wenig dauern…
Manfred drückte auf die Hupe.
Da hatte jemand die Vorrangregel missachtet.
Merkwürdige Typen hatten oft den Führerschein…
Einen Moment blickte er gerade aus.
Er sah Gelis Gesicht kurz vor sich.
Ganz deutlich.
Wie konnte er ihr nur helfen?

© Vivienne

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