Mittagspause.
Geli wärmte sich einen Eintopf in der Mikrowelle.
Zwei andere Kolleginnen saßen am Tisch und rauchten beim Kaffee.
Alexa musterte Geli etwas abschätzend.
Du bist ja eigentlich recht attraktiv.
Ihre Feststellung kam fast aus dem Nichts.
Geli blickte auf.
Und?
Alexa zuckte die Achseln.
Ich find’s nur merkwürdig.
Geli legte den Löffel hin.
Kannst du zum Punkt kommen?
Für den Fall nur, dass du was zu sagen hast…
Alexa zuckte zusammen.
Bist du aber bissig.
Ich meine doch nur.
Du bist eine attraktive Frau.
Und Hannes ist ein attraktiver Mann.
Ihr Gesicht bekam einen leicht forschenden Gesichtsausdruck.
Und er macht dir den Hof.
Tut dir schön.
Haut sich rein bei dir.
Und du ignorierst ihn einfach.
Lässt ihn stehen…
Geli kaute ein Stück Kartoffel.
Sag, ist das nicht alles egal?
Oder kann es dir nicht egal sein?
Sie löffelte weiter den Eintopf.
Alexa dämpfte ihre Zigarette aus.
Sah Geli an.
Also ich versteh dich nicht.
Ich würde einen Mann wie Hannes nicht von der Bettkante stoßen…
Geli legte wieder den Löffel zur Seite.
Warf Alexa einen geringschätzigen Blick zu.
Du darfst ihn haben.
Wo du schon so gern mit ihm vögeln möchtest.
Ich schenke ihn dir!
Alexa blickte betreten zu Boden.
Ihr Mund war leicht geöffnet.
Trudi, die andere Kollegin, lachte schallend.
Bisher hatte sie der Unterhaltung schweigend gelauscht.
Konnte sich nun nicht mehr beruhigen.
Hast du gehört Alexa?
Sie wandte sich an ihre betroffene Kollegin.
Der Hannes gehört jetzt dir…
Aber ob der das akzeptiert?
Geli hatte ihre Mahlzeit beendet.
Ging zur Spüle.
Wusch Teller und Löffel.
Alexa zündete sich mit verbissenem Gesichtsausdruck wieder eine Zigarette an.
Ihr Blick drückte Wut aus.
Verhaltene Wut.
Du kannst ihn haben…
Welche Arroganz!
Dir werd ich’s zeigen!
In Gedanken ballte die beleidigte Kollegin die Faust.
Geli nahm ihre Handtasche und verließ den Aufenthaltsraum.
Grußlos.
Alexa wandte sich an Trudi.
So ein arrogantes Miststück!
Wie redet die eigentlich mit mir?
Trudi lächelte noch immer leicht amüsiert.
Selber schuld.
Was bohrst du da auch in Sachen, die dich nichts angehen?
Die Steyrer ist halt ein wenig bissig.
Und der Hannes interessiert sie überhaupt nicht.
Damit hast du rechnen müssen.
Aber sieh es doch gelassen.
Sie beugte sich zu ihrer Kollegin.
Hannes wird das auch irgendwann durchschauen.
Und das ist deine Chance.
Verstehst du?
Alexas Augen strahlten plötzlich.
Warum sollte Trudi nicht Recht haben?
Alles ist möglich!
Und keiner zwang sie, sich mit der neuen abzugeben.
Trudi blickte auf die Uhr.
Wird Zeit.
Ist schon nach eins.
Sieht dumm aus, wenn wir Mittag überziehen.
Die beiden Frauen verließen den Aufenthaltsraum.
Im Büro druckte Geli einen Bericht aus.
Hannes stand vor ihrem Tisch und sah sie interessiert an.
Was glaubt ihr, wo ich zu Mittag war?
Die Frage schien an alle gestellt.
Seine Augen waren aber auf Geli gerichtet.
Niemand sagte ein Wort.
Hannes fuhr fort.
Ich war im Kartenbüro.
Hier habe ich sie.
Die angesagtesten Tickets dieses Jahres.
Anastacia.
In Wien.
Zwei Stück.
Hannes hielt sie hoch.
Er strahlte wie Weihnachtsbaum.
Was meinst du, Geli…
Wenn du mit mir hinfährst?
In drei Wochen?
Na?
Geli blickte das erst Mal auf.
Ihr Gesicht zeigte einen überraschten Ausdruck.
Ich?
Schließlich stand sie auf.
Ist ja schön und gut Hannes.
Aber reden mir mal offen.
Ich will meine Bekanntschaft mit dir nicht vertiefen.
So kalt wie ich zu dir bin kann ich dich ohnedies nicht verstehen.
Ein nettes Angebot.
Aber nichts für mich.
Danke.
Hannes erstarrte als hätte ihn jemand geschlagen.
© Vivienne