Sprung ins Ungewisse – Teil 7

Geli drehte am Autoradio.
Nur nerviges Gedüdel auf allen Frequenzen.
Ärgerlich schlug sie auf das Lenkrad.
Sch… Radio!
Aber es war nicht das Radio.
Sie ärgerte sich über sich selbst.
Das war nicht nötig gewesen.
Die Art, wie sie mit Hannes umgesprungen war.
Hannes, diesem Torfkopf.
Er war vor ihr gestanden wie ein begossener Pudel.
Wie ein Hund, der Schläge bekommen hatte.
Von seinem Frauerl.
Nicht dass sie vorhatte, doch mit ihm auf’s Konzert zu gehen.
Seine Idee war lächerlich gewesen.
Jeder an seiner Stelle hätte längst kapiert.
Die steht nicht auf dich!
Aber nicht er.
Trotzdem.
Es war nicht notwendig gewesen, ihn so fertig zu machen.
Mit ein paar Worten.
Hannes war nicht Robert.
Geli seufzte…
Und er war auch nicht Manfred.
Manfred Diethör.

Geli parkte ihr Auto in einer Seitenstraße.
Ging schnellen Schrittes zum Wohnblock.
Geli dachte nach.
Samstag war sie so weit gewesen.
Samstag war sie aufgewacht und sich gesagt:
Ich gehe auf das Singletreffen.
Mit Manfred Diethör.
Der sie eingeladen hatte.
Sie hatte zum Telefon gegriffen.
Und seine Nummer gewählt.
Es läutete einige Male.
Schließlich eine Frauenstimme.
Hektisch.
Ja, hallo?
Geli war zusammengezuckt.
Hatte aufgelegt.
Verwirrt.
Erschreckt.
Er war nicht allein.
Sie verkrampfte ihre Hände ineinander.
Auch so einer, der sich nicht entscheiden konnte.
Wie Robert…

Eigentlich hatte sie vorgehabt an diesem Samstagvormittag noch ein wenig zu spazieren.
Vielleicht ein Paar neue Schuhe zu kaufen.
Aber die Lust war ihr vergangen.
Sie saß nur eine halbe Ewigkeit am Küchentisch.
Starrte ins Leere.
Wie hatte sie nur so dumm sein können!
Der erste Mann den sie traf hier!
Mal abgesehen von der Arbeit.
Und der sollte gleich die große Liebe sein?
Oder zumindest ein netter Flirt?
Geli wischte die Erinnerung weg.
Sie würde auf keine Singleparty gehen.
Nicht mit Manfred Diethör.
Aber er war der Grund gewesen.
Deshalb war sie heute besonders bissig.
Hannes hatte das ausbaden müssen.
Auch wenn er sicher nur ein Aufreißer war.
Der ihr nie gefährlich werden würde.
Weil sie solche Typen durchschaute.
Gefährlich waren nur die Stillen.
Die so sanft schienen.
So liebevoll.
So wie Robert.
So wie Manfred Diethör…

Das Telefon riss sie aus den Überlegungen.
Sie starrte auf die Nummer am Display.
Wer war das?
Sie hob ab.
Hallo?
Manfred Diethör.
Mit weicher, angenehmer Stimme.
Hallo Geli!
Wie geht’s Ihnen?
Geli zuckte zusammen.
Suchte nach Worten.
Ja.
Ist ok.
Was hätte sie sonst sagen sollen?
Geli, ich wollte Sie noch mal fragen.
Wegen nächstes Wochenende.
Kommen Sie mit mir zu dem Singletreff?
Ich würde mich sehr freuen.
Geli schluckte.
Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
Verstehen Sie…
Ich wollte es Ihnen eigentlich schon letzten Samstag sagen.
Aber als ich ihre Nummer wählte, meldete sich eine Frau…
Aber was ich sagen wollte…
Ich kann nun doch nicht.
Vielleicht ein anderes Mal.
Das war ihre Art.
Es ihn indirekt wissen zu lassen.
Das sie alles wusste.

Manfred schwieg eine Weile.
Sie waren es, die Samstag angerufen hat?
Ich war gerade im Bad…
Ich verstehe…
Darf ich Ihnen das erklären?
Nicht hier am Telefon.
Sondern in einem Cafè.
In einer Stunde am Hauptplatz?
Geli überlegte.
Ein billiger Trick?
Er sollte es nicht versuchen!
Sie war nicht blöd!
Ok.
In einer Stunde.

© Vivienne

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