Sprung ins Ungewisse – Teil 8

Geli nahm einen Schluck von ihrem Fruchtsaft.
Sah die Einrichtung im Lokal an.
Hier war sie noch nie gewesen.
Manfred Diethör sah sie lächelnd an.
…und das war letztlich alles.
Meine Frau und ich leben seit über drei Monaten getrennt.
Sie ist zu ihrem Freund gezogen.
Es war reiner Zufall, dass sie an dem Samstag da war.
Sie hatte mir schon sehr lange die Wohnungsschlüssel versprochen.
Ich war im Bad und rasierte mich.
Und ich bat sie abzuheben, als das Telefon läutete…
Geli dachte nach.
Natürlich.
Es konnte so gewesen sein.
Warum auch nicht?
Fast jede zweite Ehe scheitert heutzutage.
Es konnte so gewesen sein.
Aber auch ganz anders.

Roberts Bild tauchte vor Gelis innerem Auge auf.
Du weißt doch, ich liebe nur dich.
Kein Wunder.
Ihr Misstrauen war geweckt.
Sie lag fast auf der Lauer.
Wie eine Raubkatze.
Und wartete auf einen Versprecher von Manfred.
Oder auch nur auf eine kleine Änderung im Tonfall seiner Stimme.
So was gibt es.
Sie hörte ihrer Stimme zu, als spräche jemand anderer.
Nett, dass Sie mir das erklärt haben.
Aber wie ich Ihnen vorher schon am Telefon sagte.
Ich kann vermutlich nicht zu dem Singletreffen kommen.
Es wird sich nicht ausgehen.
Und deshalb habe ich überhaupt erst letzten Samstag angerufen.
Geli leerte das Glas.
Vielleicht ein anderes Mal…

Enttäuschung war in Manfreds Gesicht gemeißelt.
Seine Stimme klang plötzlich spürbar kühler.
Ach so.
Ich würde mich trotzdem freuen, wenn es einmal klappt.
Jeden ersten Samstagabend im Monat.
In dem neuen Lokal in der Haydngasse.
Rufen Sie mich an!
Ich bringe Sie gerne mal hin.
Es lang wie ein Phrase.
Manfred stand auf.
Freut mich, dass Sie gekommen sind.
Schönen Abend noch!
Geli blickte ihm nach.
War es klug so reserviert zu bleiben?
Machte es Sinn, alle Männer mit Robert zu vergleichen?
Und dasselbe von ihnen zu erwarten?
Geli stand auf.
Blickte Manfred nach.
Dann begann sie zu laufen.
Warten Sie doch…!

Manfred Diethör hörte seinen Anrufbeantworter ab.
Ein Freund hatte angerufen.
Und sich beschwert, dass sein, Manfreds, Handy abgeschaltet war.
Er würde ihn morgen zurückrufen.
Nicht jetzt.
Er zog sein Sakko aus.
Legte es achtlos auf die Couch.
In der Küche machte er sich eine Tasse Kaffee.
Rührte gedankenverloren um.
So ein verrücktes Huhn!
Geli ging ihm die ganze Zeit schon nicht aus dem Kopf.
Auf der einen Seite hatte er es verstanden.
Seine Erklärung klang nicht wirklich sehr plausibel.
Britta, seine Ex, hatte immer ein Talent für den falschen Augenblick.
Diesmal war sie auch im ungünstigsten Moment gekommen.
Der Eindruck auf Geli musste nun mal negativ sein.
Aber was ging in ihr eigentlich vor?
Er hatte sie rufen gehört.
Plötzlich war sie hinter ihm gestanden.
Keuchend.
Sie musste gelaufen sein.
Ich komme.
Ich komme doch mit.
Ok?
Er setzte sich mit einem verliebten Lächeln auf die Spüle.
Sie würde kommen.
Den verdammten Chat sausen lassen.
War das nicht herrlich?
Das Leben konnte so wundervoll sein!

Hannes saß mit seinem Freund Rainer in einer Innenstadtbar.
Rainer zog ihn auf.
Mit wem willst du denn jetzt auf das Anastacia-Konzert gehen?
Es gibt bei euch viele nette Kolleginnen.
Such dir doch eine aus…
Er klopfte Hannes auf die Schulter.
Blas doch keinen Trübsal deswegen.
Gibt doch Schlimmeres als eine Tussi, die dich nicht will.
Die Welt ist voll mit Frauen.
Hannes konnte seine Zunge nicht mehr richtig koordinieren.
Er hatte zu viel getrunken.
Tränen standen in seinen Augen.
Ich brech ihr das Genick!
Er lallte.
Ich brech ihr das Genick!
Sein Gesicht sank auf die Theke.
Noch hat mich eine Frau so behandelt.
Noch nie…
Seine Stimmer erstarb in einem weinerlichen Lallen.
Rainers ruhige Worte hörte er nicht.
Nur Gelis Worte.
Immer wieder…

Ich will meine Bekanntschaft mit dir nicht vertiefen.
So kalt wie ich zu dir bin kann ich dich ohnedies nicht verstehen.
Ein nettes Angebot.
Aber nichts für mich.

© Vivienne

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