Über das Chaos, das ein Kater anrichten kann…

Vielleicht hat Ihnen ja meine Geschichte über meinen fuchsroten Kater Stocki, den ich Ihnen letzte Woche in einer neuen Rubrik vorgestellt habe, gefallen. Ich selber bin ja ein deklarierter Katzen-Fan, bin mit Katzen groß geworden, und einige Jahre ließ ich es auch zu, dass die Haus-Tiger nicht nur bei mir, in meinen Räumlichkeiten, sondern auch in meinem Bett ein- und ausgingen: sowohl Stocki als auch seine Mutter Minki teilten mit mir meine Liegstatt, und glauben Sie mir: manchmal ist es besser einen Kater neben sich im Bett schnurren zu hören als gar niemanden. Seit einiger Zeit haben aber die Katzen gar kein Leiberl mehr bei mir, wenn sie in mein Bett möchten. Schuld daran ist der gute Stocki, und die Tatsache, dass er wie eine Bombe einschlagen kann. Aber lassen Sie sich erzählen….

Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, genau genommen war es der Faschingssamstag. Meine Schwester und ihr Freund waren zu Besuch gewesen, und ich zog mich um, weil am Abend die Faschingsfeier des Gesangsvereines stattfand. Ich hatte es eilig, um 18:00 Uhr wollten wir uns in St. Georgen treffen. In der Zwischenzeit lag Stocki faul auf meinem Kopfkissen, er schnurrte zufrieden und hatte alle vier Beine von sich gestreckt. Ich betrachtete mich noch ein letztes Mal im Spiegel, zupfte die Jacke zurecht und trat noch einmal ans Bett. Der Kater öffnete seine grünen Augen für einen Spalt und streckte mir eine Pfote entgegen. Ich streichelte ihn zärtlich. Sein rotes Fell gab einen tollen Kontrast zu meiner großteils blau gemusterten Bettwäsche ab. „Bis später“, sagte ich zu ihm. „Stell nichts an.“ Ich wünschte, er hätte sich daran gehalten…

Der Abend mit den Kollegen vom Gesangsverein war sehr gemütlich. Wir wanderten bei klarem und kaltem Wetter und funkelnden Sternen am Nachthimmel in eine weiter entfernte Wirtschaft und ließen es uns dort gut gehen. Wie meistens trank ich zwar kaum Alkohol, gönnte mir aber eine „heiße Liebe“ mit Vanilleeis. Warum auch nicht, und Fasching ist nur einmal im Jahr. Weit nach Mitternacht brachten mich dann Monika und Otto, ein befreundetes Ehepaar aus dem Verein, nach Hause. Ich war müde und dachte mir, während ich aufsperrte, dass es genau die richtige Zeit wäre ins Bett zu gehen. Die Füße taten mir schon weh vom vielen Gehen und ich streckte mich wohlig, als ich die Schuhe gegen meine bequemen Schlapfen tauschte und zu mir nach unten ging.

Als ich im Flur war, hörte ich im Schlafzimmer plötzlich ein dumpfes Geräusch, dann ein Kratzen an der Tür. Und dazu noch Stockis klägliches Miauen, das er weiter drastisch mit Kratzen untermalte. Ich war schnell hellwach, was hatte die Katze da wieder angestellt? Hastig sperrte ich auf, öffnete die Tür und schon schob sich Stocki durch den Spalt und verschwand in Richtung Katzenkistl. Mir schwante nichts Gutes. Er wird doch nicht…? dachte ich mir mit einem unguten Gefühl in der Magengrube. Ich tastete zum Lichtschalter und drehte auf. Dann hätte ich am liebsten aufgeschrieen. Bei mir sah es aus wie nach einem Bombeneinschlag oder zumindest so, wie ich mir vorstellen würde, dass es nach einem Bombeneinschlag aussehen müsste.

Tja, während der Kater bei mir auf dem Bett gelegen war, hatte ihn ein dringendes Bedürfnis überkommen. Die zugesperrte Tür hatte nicht einmal er aufbekommen, also hatte er in seiner Panik versucht, auf andere Weise nach draußen zu kommen. Irgendwie in seiner Erinnerung musste er noch gewusst haben, dass im Sommer bei mir die Fenster immer offen sind. Also war er nacheinander auf beide Fensterbretter gehüpft, hatte aber jedes Mal feststellen müssen, dass diese verschlossen waren. Durch die Größe und sein Gewicht hatte Stocki dabei fast alle Blumentöpfe und die Übertöpfe nach unten geworfen. Während die Pflanzen und die Töpfe selber durchwegs heil geblieben waren, lagen die Übertöpfe teilweise in tausend Scherben. Außerdem waren die Teppiche durch die Erde verschmutzt. Und beim anderen Fenster, das an mein Bett grenzt, natürlich die Bettwäsche.

Ich blickte mich um. Und war da vielleicht noch irgendwo ein verräterisches Häufchen, das sich durch üblen Geruch bemerkbar machte? Oder eine kleine Pfütze? Aber das hatte mir mein Kater dann doch erspart, nicht umsonst war er sofort zum Katzenkistl gelaufen, nämlich um sein Geschäft zu verrichten. Wie lange hatte der Kater wohl vor der Tür gewartet und miaut, weil ihn dieses „Katzenbedürfnis“ so heftig quälte? Aber er war nicht der Versuchung erlegen, das Chaos bei mir noch zu vertiefen und meine Räumlichkeiten als Toilette zu missbrauchen. Trotzdem war ich wütend, es war fast 2:00 Uhr früh, ich war so müde, aber ich wusste genau, ich konnte nicht ins Bett gehen, bevor ich nicht das Ärgste von dem ganzen Durcheinander, das der Kater da angerichtet hatte, wieder weggeräumt und geputzt hatte.

Ich brauchte fast eine Stunde für die oberflächliche Säuberung. Keine Ahnung, wie viele Übertöpfe wirklich kaputt waren, aber jeder tat mir weh. Schließlich waren es zum Teil Sonderangebote aus dem Hofer-Markt gewesen, die ich nicht so leicht wieder so billig bekommen würde. Als ich fertig war setze ich mich auf mein Bett. Ich spürte die ganze lange Nacht in den Beinen und im Körper, war aber wegen Stocki so aufgebracht, dass ich sicher nicht gleich einschlafen würde können. Da ging die halboffene Tür auf. Stocki trat langsam herein, den Kopf leicht schief geneigt, sein gewaltiger Kiefer war halboffen. „Mau“, meinte er. „Mauuau!“ Die Lethargie in mir schwand. „Raus mit dir!“ Ich stand auf, packte den leicht verdatterten Kater und setzte ihn im Stiegenhaus ab. „Bei mir schläfst du nicht mehr!“ Stocki sah mich verständnislos an. Seine Ohren sahen aus wie eingedrückt, die Haare seines Felles waren fast gesträubt. Ich hab doch nichts getan! schien er zu sagen.

Ich schloss die Tür und sperrte ab. Diese Nacht schlief ich wenig, weil die Wut auf meinen Kater überwog. Selbst wenn ich mir vor Augen hielt, dass ich mit einem Häufchen auf dem Teppich noch viel weniger Freude gehabt hätte, konnte ich nur schwer nachvollziehen, dass eine einzelne Katze ein solches Tohuwabohu hatte anrichten können… aber mein Stocki ist eben anders. Natürlich hätte ich Stocki nie etwas antun können deswegen, aber ich musste mir etwas überlegen, damit sich so ein Vorfall nicht wiederholt. Deshalb sperre ich seither die Katzen aus. Die andere Alternative, ein Katzenkistl herunter in mein Schlafzimmer zu stellen, kam auch nicht in Frage. Wo die eine Katze einmal war zwecks ihres „Geschäfts“, ging die andere nicht mehr hin und umgekehrt. So hätte ich das Problem nicht lösen können.

Mein Stocki hat sich mit den veränderten Verhältnisse abgefunden, seine Mutter nicht so leicht. Sie schmollt noch immer, wenn ich sie raussperre. Katzen geben alte Rechte ungern auf…

Vivienne

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