Was Weihnachten für mich ist – Aus dem Leben

Bald ist Weihnachten, und ich bin froh darüber. Der große Einkaufsstress hat endlich ein Ende für mich, die Geschenke sind besorgt. Damit fällt eine große Last von meinen Schultern und wenn sich die üblichen Streitereien, die es in einer großen Familie des Öfteren gibt, gelegt haben, dann wird es vielleicht sogar noch ein friedvolles, gemütliches Weihnachtsfest. Vielleicht… aber vorher, da fahre ich noch los, zu meinem liebsten Menschen um ein Wochenende mit ihm zu verbringen. Ein weihnachtliches Wochenende – von Kekse backen bis Adventmarkt mit Punsch. Und eine Bescherung, die gibt es natürlich auch. DAS ist für mich dann Weihnachten…! Zauberhaftes Weihnachten…

Manchmal, da wird mir der Stress vor Weihnachten fast zu viel. Verpflichtungen wohin das Auge reicht, und manches würde man gerne von der Terminliste streichen. Aber das geht nicht immer, und so hastet man weiter durch den Advent. Eine Vorweihnachtszeit, die viel zu schnell verstreicht, so dass einem wenig Zeit bleibt, innezuhalten und sich zu besinnen. Auf die wirklich schönen Dinge. Der Heilige Abend, er ereilt einen geradezu. Plötzlich ist Weihnachten, Aufbruch zur Familie, Baum schmücken, essen und dann ist es vorbei. Fast wie ein Quickie… Ironie des Schicksals: Wenn man Zeit hätte zu genießen, dann geht es nicht mehr…

Wie kann man das vermeiden? Ich weiß es nicht. Ich vermag es selber nicht zu vermeiden, obwohl ich versuche, die besonderen Momente zu erhaschen und festzuhalten. Ein Spaziergang durch den Adventmarkt bei Nacht, mit einem wunderschönen Weihnachtsbaum und stimmiger Beleuchtung. Den ersten Schnee, der die Landschaft verzaubert und der mich weihnachtlich einstimmt… Aber heuer, da hat er uns im Stich gelassen, der Schnee, ein wenig Schneeregen bei Plusgraden. Ein paar Hügel unter weißem Flaum, aber die Stadt selbst? Grauer Beton, kahle Bäume, dichte Wolkendecke. Ist das Weihnachten? Kann das Weihnachten sein?

Natürlich hat Schnee nichts mit Weihnachten an sich zu tun. Nichts mit der Botschaft der Liebe und dem Frieden auf Erden. Als Christus im Nahen Osten geboren wurde, war es nicht winterlich kalt, es lag kein Schnee und Ochs und Esel befanden sich auch nicht im Stall. Ein Stall, der viel mehr eine Grotte war, und in der Nächtens ein kleines Kind zur Welt kam – unser Retter, der uns von der Erbsünde befreite… Weiß das eigentlich noch jemand? Stattdessen werden im 21. Jahrhundert wie im Rausch Geschenke gekauft und verschenkt, egal ob sie gefallen oder passen. Christkind und Weihnachtsmann raufen in der Werbung, ein verrückter Weihnachtshase bringt die neuesten Geschenke. DAS ist krank, das hat mit Weihnachten nichts zu tun und das beleidigt meine ureigensten Weihnachtsgefühle…

Aber ärgern bringt wohl nichts. Und die zuständigen Werbeagenturen meinen, sie sind originell und kreativ – weit gefehlt. Sie haben nur überhaupt keine Ahnung, was Weihnachten überhaupt heißt. Laut und schrill muss Werbung sein, nicht gescheit, und nicht stimmig… Aber das ist nicht mein Weihnachten. Ich brauche natürlich keinen Schnee, ich habe schon öfter bei Fön Weihnachten gefeiert. Schnee zu Weihnachten ist wunderschön, aber er bedingt nicht das Fest an sich, das Fest der Liebe. Genau so wenig wie die Nordmanntanne, die ich seit zwanzig Jahren ergeben schmücke. Und manche Kugel setze ich schon seit langer Zeit immer wieder auf die Zweige. Gestritten wird längst nicht mehr so viel, aber ohne den einen oder anderen Krach untereinander geht es nicht, vor allem in der Vorweihnachtszeit. Das muss wohl so sein…

Wenn man dann dasitzt nach dem Stress, in einem stillen Moment, und die Spannung abgleitet von einem, dann ist man einen Moment einmal leer. Aber so nach und nach, da kommen dann Ruhe und ein wenig Glück… Man lässt die Dinge rekapitulieren. Man atmet ein und aus und findet seinen Frieden… Ein paar falsch gesungene Lieder unter dem Weihnachtsbaum, ein paar brennende Kerzen und Erinnerung… Das, was bleibt. Später dann Sodbrennen von der Mayonnaise und der fetten Dauerwurst, dagegen gibt es Samarin. Ein paar liebe Worte mit dem liebsten Menschen am Handy austauschen und unversehens hat mich die Christnacht.

An den nächsten Tagen folgen dann noch die Verwandtenessen mit schweren Kalorien und Fressattacken. Wem die Hose dann noch passt, der hat einen gesunden Stoffwechsel… Und irgendwie bin ich schließlich froh, weil es endgültig vorbei ist. Endlich wieder Zeit für mich selbst, für meine ureigensten Bedürfnisse. Ich gehöre wieder mir selbst. Erleichterung macht sich breit, und doch – wäre das Leben nicht ärmer ohne Weihnachtsfest? Würde es nicht etwas ganz Besonderes verlieren, wenn man es ersatzlos streichen würde? Ich glaube schon, aber man sollte das Weihnachtsfest besser in der Stille genießen. Die besonderen Momente, sie sind nie laut, die Erhabenheit der Stille, man spürt sie intensiver als alles andere…

Vivienne

2 Gedanken zu „Was Weihnachten für mich ist – Aus dem Leben“

  1. Weihnachten, glänzende Kinderaugen, Ruhe, jawohl, der Schnee und die Kälte gehören (für mich) dazu. Kindheitserinnerungen, alles langsamer, viel Aufregendes, auch etwas Hektik, aber es ist Weihnachten. Es gibt Dinge die es sonst das Jahr hinweg nicht gibt. Erst heute wird mir bewusst wie sehr mich, und das meine ich äusserst positiv, der vorherschende Mangel in der ehemaligen DDR doch so dankbar und zufrieden erzogen hat. Kleine Dinge hatten einen großen Wert, emotional! Heute, auch in meiner Familie, nur noch Materialschlacht, alle, auch wenn sie es garnicht könnten, versuchen die anderen zu übertrumpfen. Aber, das ist nun mal so. Deshalb, auch als Tipp für Sie. Tun sie das was IHNEN gut tut. Und machen sie etwas weniger, etwas langsamer und hoffen sie mit mir auf weisse Weihnachten. Überaschen sie die anderen durch etwas Emotionalität. Rationales sinnliches Erleben gibt es garnicht.

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    • Schön gesagt, ich werde es versuchen. Leider treten und vom Schnee träumen…
      Weihnachten ist ja doch vorrangig etwas, das in einem selber stattfindet und nirgends sonst.

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