Weihnachtsblues – Aus dem Hinterhof der Seele

Herwig parkte.
Das Auto.
In einer Seitenstraße.
Kalt.
War es geworden.
Dachte er.
Für sich.
Während er.
Mit…
Der kleinen Tasche.
Zum Elternhaus.
Stapfte.
Erinnerungen…
Jäh beendet.
Als ihm.
Bewusst wurde.
Er, Herwig…
Bald fünfzig Jahre alt.
Verbrachte.
Weihnachten.
Bei seinen Eltern!
Fast schämte er sich.
Nichts Besseres…
Zu tun?
Er schnaubte.
Hanna hatte.
Schluss gemacht.
Mit ihm.
Vor…
Einem Monat.
Nach einem…
Heftigen Streit.
Wie immer.
War es dabei.
Um ihn gegangen…
Besser gesagt.
Seine Freiräume!
Wie er es nannte…

Du änderst dich nie!
Der Satz.
Hatte gesessen.
Ich soll dich.
Nicht einengen.
Erklärst du mir.
Immer wieder.
Damit du.
Fremd gehen kannst.
Ständig.
Glaubst du…
Ich weiß nichts.
Von deinen Affären?
Herwig läutete.
Seine Mutter.
Öffnete die Tür.
Eine Umarmung.
Sie freute sich.
Wenigstens jemand…
Der Hund bellte.
Begrüßte ihn.
Und der Vater.
Hustete.
Kam ihm.
Entgegen…
Furchtbar.
Dachte Herwig.
Aber was…
Hätte er.
Sonst.
Machen sollen?
Er wollte.
Seine Ruhe.
Er wollte nicht.
Mit seinen Freunden.
Reden darüber.
Warum Hanna.
Ihn verlassen hatte.
Wie manche zuvor…

Kaffee.
Kekse.
Selbstgebacken.
Ein Baum.
Im Wohnzimmer.
Und der Vater.
Brummelte.
Dass er sich.
Verkühlt hatte.
Neulich.
Beim Feuerwehrfest…
Schön.
Wenn es ihnen.
Gut ging.
Von seinen.
Beiden Töchtern.
Hatte Herwig.
Lange nichts gehört.
Marlene studierte.
In Wien.
Stefanie war.
Mit ihrem Freund.
Auf Urlaub.
In Schweden…
Seit der Scheidung.
Von Andrea.
War der Kontakt.
Abgebrochen…
Zusehends…
Nach dem Unfall.
Vor zehn Jahren.
Als er fast.
Gestorben wäre.
Hatte er sich.
Verändert.
Das Leben war.
Zu kurz.
Um es.
Mit einer Frau.
Alleine.
Zu verbringen…
Er Herwig.
Suchte Abwechslung.
Und fand sie…
Andrea ließ sich das.
Nicht lange gefallen.
Scheidung…
Nach fast.
Zwanzig Jahren…

Später schlenderte er.
In ein Lokal.
Den ganzen Tag.
Wollte er nicht.
Bei seinen Eltern.
Bleiben.
Ein Bier…
Eine Zigarette…
Lange…
War er nicht mehr.
Hier gewesen.
Er kannte.
Niemanden.
Aber es ergab sich.
Das eine.
Oder andere Gespräch.
Man spielte Dart.
Und irgendwann.
Rief dann.
Seine Mutter an.
Essen ist fertig.
Kommst du bald?

Herwig kam.
Eigentlich hatte er.
Keinen Hunger.
Und diese Provinzstadt.
Mit ihren…
Engen Gassen.
Und kleinen Gärten.
Mit Gartenzwergen.
Ödete ihn an.
Schon wieder.
Obwohl er erst.
Ein paar Stunden.
Da war.
Bratwürstel.
Und Sauerkraut.
Erwarteten ihn.
Der Christbaum.
Strahlte.
Mit elektrischen Kerzen.

Warum klappte es.
Mit den Frauen.
Einfach nicht?
Wann fand er…
Endlich…
Eine Frau.
Die ihn akzeptierte.
Wie er war?
Die ihm nicht.
Auf den Nerv ging.
Mit Alltagskram.
Die nicht viel fragte.
Sondern…
Einfach verstand.
Wortlos…
Irgendwann.
Hatte jede.
Seiner Freundinnen.
Genug gehabt.
Von ihm.
Keine Frau.
Fand sich ab.
Mit seinen.
Gelegenheitsficks.
Dabei hatte er.
Oft.
Das Gefühl.
Das Leben.
Es entglitt ihm.
Nächstes Jahr.
Wurde er.
Fünfzig.
Die besten Jahre.
Schon vorbei.
Und…
Sein Hunger.
Auf Leben.
Auf Leidenschaft…
Er loderte hoch.
Konnte aber.
Nicht lange.
Gestillt werden…

Was hielt.
Das Leben.
Noch bereit.
Für ihn?
Herwig stand.
Auf der Terrasse.
Rauchte.
Eine Zigarette.
Und noch eine…
Dieses Kleinbürgerliche.
Es kotzte ihn.
So an!
Diese scheinheilige Moral!
Und trotzdem…
War er geflohen.
Zu seinen Eltern.
Würde.
Auf der Couch schlafen.
Und seine Mutter.
Hatte ihm.
Versichert.
Kannst ruhig.
Über die Feiertage.
Bleiben.
Wir freuen uns.
Wenn du bleibst.
Sie freuten sich!
Herwig warf.
Den Zigarettenstummel weg.
Im Wohnzimmer.
Saßen seine Eltern.
Vor dem TV-Gerät.
Sahen fern.
Licht ins Dunkel…
Das auch noch!
Herwig setzte sich.
Dazu.
Der Hund.
Kam zu ihm.
Schwanzwedelnd.
Und die Mutter.
Schenkte ihm.
Likör ein.
In den alten Gläsern…
Ob er morgen Mittag.
Wieder fahren sollte?
Ging Herwig.
Durch den Kopf.
Während er.
Den Hund streichelte…
Aber was sollte er.
Daheim?
Die Wohnung.
Unaufgeräumt.
Leer…

Mal sehen…

Vivienne/Aus dem Hinterhof der Seele

2 Gedanken zu „Weihnachtsblues – Aus dem Hinterhof der Seele“

  1. Der Mann in Frankfurt staunte nicht schlecht, als er meinen kleinen, bunt geschmückten Tannenbaum aus dem Handgepäck für Luftreisende herausragen sah! „Dieses Bäumchen wollen Sie doch nicht wirklich mit ins Flugzeug nehmen, oder?“ so sein fragender Blick! „Doch, doch…“, versicherte ich ihm. Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass es August war und die Weihnacht noch so fern schien. Dann schaute er auf den Adress-Aufkleber und ein erhellender Blick erleuchtete ihn. Dahran, Saudi Arabien, dort wo der Weihnachtsmann keinesfalls Station machen dürfte, so wusste er nun ganz bestimmt! Lachend reichte er mir die Tasche mit der Christlichen Deko und wünschte mir: „Ja dann, ich wünsche frohe Weihnachten!“ Die nächsten sieben Stunden verbrachte ich dann in 10.000 Metern Höhe mit einem Gefühl in der Magengrube, das nicht wirklich mit dem Blues der Weihnacht zu verwechseln war. Mich quälte eher die Furcht, am 24.12. im heißen Wüstensand vom Glockenklang und der Schneemassen der Heimat zu träumen. Jedoch würden die Kollegen und Freunde mich für meine Weitsicht schon im August zu loben wissen! Weihnachten ohne Tanne, und wenn sie auch nur aus Plastik ist und sogar auch noch „Stille Nacht, heilge Nacht…“ trällert?

    Antworten

Schreibe einen Kommentar