Weil man als Mann trotzdem mehr zählt… – Kritisch betrachtet

Die an sich recht passablen Winterspiele von Vancouver sind auch schon wieder Geschichte. Geschichte ist auch das historische Debakel der ÖSV-Herren bei dieser Veranstaltung. Nicht eine klitzekleine Bronzemedaille blieb den alpinen Burschen, während die ÖSV-Damen, die eine bisher eher durchwachsene Saison hinter sich hatten, über sich hinaus wuchsen. Wäre der umgekehrte Fall eingetreten, liebe Leser, hätte es vorrangig Häme für die Mädchen gegeben, von Unglück keine Rede. Aber so hat sich eine fast nationale Tragödie griechischen Ausmaßes ereignet, durch die die einstige Schi-Nation Nr. 1 auf’s Übelste gedemütigt wurde. Ich traue mich das Ganze nicht so tragisch zu sehen. Für mich ist Sport vorrangig Unterhaltung und das Glück des „wahren Lebens“ gilt so viel mehr als ein Olympiasieg oder eine verpasste Medaille…

Natürlich konnte ich nicht übersehen, welch herber Schlag das ÖSV-Herren-Debakel für viele Leute war. Rein sportlich sehe ich schon ein, dass es Konsequenzen geben muss und wird. Schließlich baut eine ganze Industrie auf den Erfolgen der Schifahrer auf. Mir blieb aber auch nicht verborgen, dass die Pleite vor allem deshalb so traf, weil sie unseren Schi-Herren passierte. Wie schon eingangs erwähnt: ein ähnliches Fiasko bei den Damen hätte nicht so viel Staub aufgewirbelt. Wenn zwei (Geschlechter) dasselbe tun, dann hat es nicht immer dieselbe Bedeutung. Und eine olympische Goldmedaille von Michael Walchhofer in der Abfahrt hätte die reale von Andrea Fischbacher deutlich überstrahlt. Kein Mensch, liebe Leser, kann mir einreden, dass das nicht stimmt und kein Mensch kann mir glaubhaft versichern, dass wir in einer westlich-orientierten, gleichberechtigten Welt leben – weil es nicht stimmt. Als Mann zählst du immer noch mehr in dieser Welt, das gilt nicht nur für den Sport.

Die Einkommensschere zwischen Mann und Frau klafft nach wie vor weit auseinander. Aber nicht, wie gerne vorgetäuscht wird, wegen der Teilzeitarbeitsplätze der Frauen. Die Statistik berechnet nach dem Stundenlohn – dort hapert es, und das ganz gewaltig. Das ist die Realität. Man könnte unzählige Beispiele heranziehen in dem Zusammenhang. Paprademacho James Brown räumte selber in einem Song ein. „It’s a man’s world, but it would be nothing without a woman or a girl…“ Söhne möchte fast ein jeder haben, aber wer bringt dann noch die Kinder auf die Welt? Manche schimpfen mich eine Emanze, weil ich derartige Gedanken pflege, was ich aber weit von mir weise. Ich gehe auch im Alltag im Wesentlichen Streitereien und Diskussionen in dem Zusammenhang aus dem Weg – weil es nichts bringt. Wenn mir jemand klar machen will, dass es uns Frauen ohnedies so gut geht und dass es eine schöne Lebensaufgabe ist, seinen Mann und die Familie zu versorgen und zu verwöhnen (während man die eigenen Träume und Wünsche in den Wind schreiben muss), kann ich nur den Kopf schütteln. Manche Frau mag ja durchaus damit glücklich und zufrieden sein (und darf es auch, dass da kein Missverständnis aufkommt), aber ich erwarte mir etwas anderes vom Leben.

Nicht jede Frau träumt eben denselben Traum vom Glück. Meiner etwa war nie auf eine eigene Familie ausgerichtet, was mehrere Gründe hatte, die ich hier nicht näher ausführen möchte. Aber als eine im Grunde allein lebende Frau spürt man die Wirtschaftskrise, hohe Preise und ein Gehalt, mit dem man nicht so leicht sein Auskommen findet, doppelt. Den Rat, eine Beziehung einzugehen um versorgt zu sein, kann ich nur als schlechten Scherz ansehen. Ich bin ein Freigeist, ich liebe die Selbstständigkeit, aber die ist vorrangig den Männern in die Wiege gelegt: schon durch ein zumeist weitaus höheres Gehalt und wegen der Chance auf eine bessere Ausbildung bereits im Vorfeld. Selbstverständlich bin ich nicht egoman, alles andere als das. Ich arbeite jede Woche ein paar Stunden ehrenamtlich beim Roten Kreuz und für meine Familie und meine Freunde bin ich immer da. Ich habe aber auch einige herbe menschliche Enttäuschungen erlebt, das nur am Rande erwähnt, gerade durch Leute, die ich für gute Freunde hielt – und mehr… Geprägt durch diese bösen Erfahrungen will ich mich niemandem ausliefern. So wie mir geht es sicher auch anderen Geschlechtsgenossinnen, aber man wird auch heutzutage viel zu oft als Frau auf Haushalt und Mann/Familie reduziert. Aber die Frauen sind auch anders…

„Sisters are doing it for themselves!“ war ein bekannter aufrührerischer Song der Eurythmics mit Areatha Franklin in den 80ern. Mir ist schon klar, dass ich die Welt alleine nicht verändern kann und mir ist es wohl vorbestimmt, dass ich immer anecken werde. Ich bin aber auch keine „pseudofortschrittliche“ Emanze, die sich völlig deplatziert hinter der fragwürdigen Quotenregelung versteckt. Diese stellt für mich eine völlige verfehlte Medizin für ein schweres, schwelendes Problem dar, das ganz klar gesagt. Die Gedanken der Menschen muss man verändern! Wir bekommen quasi mit der Muttermilch vermittelt, dass ein Mann alles besser macht als eine Frau und zwar in allem, was er tut. Dass man einem Mann kein Kondom „zumuten“ darf und mit dem Staubtuch oder dem Klobeserl darf man ihn auch nicht losschicken. Aber es gibt so vieles, was man uns Frauen zumuten darf – ob wir wollen oder nicht und oft aufgrund von Abhängigkeit. Ich räume gerne ein, dass viele Frauen das nicht so empfinden und in diesem Schema glücklich und zufrieden leben. Einige führen außerdem wirklich gute, gleichberechtigte Partnerschaften. Aber eben nicht alle, und ich wage es das Frauen- und Männerbild unserer Gesellschaft in Frage stellen. Dahingehend, dass ich leben möchte, wie ich will und mir die Voraussetzungen dafür erkämpfe. Auch wenn man das vorrangig einem Mann zugesteht – und nicht mir als Frau.

Vor vielen Jahren, als ich in Salzburg lebte, traf ich nach einem Kurzurlaub daheim im Mühlviertel bei der Rückfahrt im Zug eine junge Frau. Sie dürfte einen extrem religiösen und konservativen Background gehabt haben und versuchte mir, das alte kirchliche Schema vom Mann, der das Haupt darstellt, schmackhaft zumachen. Ich wäre beinahe in Streit mit ihr geraten. Denn, und daran hat sich seither nichts geändert, ich brauche niemanden, der privat für mich denkt. Das tue ich schon selbst!

Link: „Frauen verdienen um ein Viertel weniger“ auf oesterreich.orf.at

Vivienne/Gedankensplitter

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