Ich gebe es offen zu.
Ich pflege ziemlich viele Ängste.
Ängste, die schon Neurosen geworden sind.
Bisweilen.
Angst, vor diesem oder jenem.
Angst, den Erwartungen nicht zu entsprechen.
Angst, jemanden zu verlieren.
Einen lieben Menschen.
Ein Mitglied der Familie.
Meinen Job.
Obwohl es gar nicht danach aussieht.
Zur Zeit.
Angst vor der Zukunft.
Was soll aus mir werden?
So allein?
Und verloren?
Ich bin ein Gewohnheitstier.
Wie viele Menschen.
Ich habe oft Angst mich etwas zu trauen.
Das ich bisher noch nicht wagte.
Dieses könnte passieren.
Und jenes.
Und noch ganz anderes.
Möglichkeiten, die ich mir gar nicht vorstellen kann.
Im Moment.
Die ich aber jetzt schon fürchte.
Natürlich.
Ich bin ein gebranntes Kind.
Bisweilen wurde mir übel mitgespielt.
Viele Narben auf der Seele.
Ein Meer von Tränen geweint.
Ich möchte oft gar nichts mehr riskieren.
Aus Angst.
Dass mir wieder etwas passiert.
Ich rechne immer mit dem Schlimmsten.
Weil schon so viel Schlimmes passiert ist.
In meinem Leben.
Ich wage es nicht mehr auf Liebe zu hoffen.
Dabei geht es mir gut.
Gut, wie lange nicht.
Ich habe viele Menschen um mich.
Die sich um mich sorgen.
Und die viel von mir halten.
Eigentlich eine sehr schöne Zeit.
Die ich durchwandere.
Wenn ich nicht die Zukunft so fürchten würde…
Kürzlich saß ich beim Kaffee.
Mit einer Bekannten.
Nicht so viel jünger als ich.
Und auch schon ein gebranntes Kind.
Sie erzählte dieses und jenes von sich.
Aber sie kannte keine Verbitterung.
Aus, vorbei.
Abgeschlossen.
Schließlich sagte sie zu mir.
Weißt du.
Mir kann gar nichts mehr passieren.
Ich habe alles schon durchgemacht.
Und ich habe mich gewappnet.
Wenn ich wieder in eine bekannt brenzlige Situation komme.
Rufe ich mir alles in Erinnerung.
Was beim ersten Mal passiert ist.
Und dann bin ich doppelt vorsichtig.
Und ich ziehe mich sofort zurück.
Wenn die Sache eskalieren könnte.
Ich staunte.
Sie hatte eine gesunde Lebenseinstellung.
So ganz anders als ich.
Ich fürchtete mich wegen meiner Erfahrungen.
Vor allen Eventualitäten.
Aber meine Bekannte sah das ganz anders.
Sie ging mutig weiter durch ihr Leben.
Risikobereit.
Und voller Schwung.
Mir kann nichts mehr passieren…!
Ein tolles Motto.
Es gefällt mir.
Es hat mir eine neue Tür geöffnet.
Gegen vieles sind wir ohnedies machtlos.
Aber sich einfach zusagen.
Ich kenne schon alles.
Ich bin hellhörig.
Und passe einfach auf.
Wenn es gefährlich wird.
Aber das bremst mich nicht an sich.
Das imponiert mir.
Und warum nicht einfach probieren?
Zum Beispiel eine neue Liebe?
Sag ja zum Risiko!
Kalkuliert.
Und ehrlich gesagt…
Mir kann nichts Neues mehr passieren.
Mit einem anderen Mann.
Außer dass er diesmal einmal wirklich passt…
Für Petra!
© Vivienne