Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Oktober 2004



Der Sinn unseres Seins

Wenn der Mensch glücklich ist, hinterfragt er kaum sein Leben.
Er rätselt selten über dessen Sinn.
Und noch weniger stellt er ihn in Frage.
Er nimmt, was er kriegt.
In vollen Zügen.
Manchmal übernimmt er sich auch.
Bezahlt wird später…
Es gibt Jahre, in denen sich oft alles fast von selbst zum Besten fügt.
Das Beste fällt einem in den Schoß.
Man nimmt es für selbstverständlich.
Selbstverständlich, dass man die Hände aufhält und empfängt.
Aber einmal schlägt der Glückswind um.
Und das Schicksal fasst den Menschen nicht mehr mit Samthandschuhen an.

Wenn der Hagel anhält.
Und der Sturm immer stärker weht.
Sehnt sich der Mensch nach den glücklichen Zeiten.
Ja, er sehnt sie sich wieder herbei.
Hadert mit dem Schicksal.
Und versteht nicht, dass auch Leid seinen verborgenen Sinn hat.
Nicht immer gleich ersichtlich.
Manchmal gar nicht.
Weil es vielleicht andere sind, die dies begreifen müssen.
Wir alle sind oft nur Werkzeuge.
Mancher sagt, in Gottes Hand.
Doch selbst, wer nicht an Gott glaubt, bekommt immer wieder vor Augen geführt.
Das Leben ist oft ein Mysterium.
Chaos total.
Doch in diesem Chaos selbst lässt sich eine Ordnung feststellen.
Wenn man danach sucht.
Ob man nun Gott darin sieht.
Die Natur.
Oder einfach das Universum.
Ohne Sinn ist unser Dasein nicht.
Ohne Sinn ist nichts, was uns passiert.
Auch wenn wir manchmal schreien mögen deswegen.
Und unser Dasein verwünschen.
Uns selber Leid tun.
Oder am eigenen Leid zerbrechen.

Leid kann aber auch eine Chance sein.
Stärker zu werden.
Und trotzdem offen zu bleiben.
Sich mutig neuen Herausforderungen zu stellen.
Auch wenn der Schicksalsschlag wie ein Amboss trifft.
Dir die Lebenskraft nimmt.
Dir die Kraft fehlt, als wären deine Sehnen durchgeschnitten.
Was liegt für ein Sinn…
… im unglücklichen Tod eines kleinen Kindes?
… in der unheilbaren Krankheit einer jungen Frau?
Und beides trifft eine kleine Familie?
In Abständen, die dich kaum Atem holen lassen?
Ein Hammer nach dem anderen.
Eine Wolke über dem Leben, schwarz wie die Nacht.
Wenn der Schmerz dich halb wahnsinnig macht.
Weniger der körperliche als der seelische…
…ist es für andere leicht zu predigen, vom „verborgenen Sinn“.
Es mag wie Hohn klingen.
Oder bitterer Zynismus.

Doch wen immer solches Leid trifft.
Oder Ähnliches.
Die Antwort liegt in ihm selbst.
Nicht Verzweiflung oder Hass sind die Antwort.
Sondern Hoffnung.
Die Hoffnung steht über allem.
Und wenn nicht mehr für dich, so doch für die Deinen.
Die Sonne geht wieder auf.
Nach der schwärzesten Nacht.
Und erleuchtet den ersten Tag.
Von einem neuen Leben.
Und das ist so gewiss und real wie unser Dasein selbst.
Kummer und Sorge lassen Weisheit in dir reifen.
Und Zuversicht.
Wenn du es zulässt.
Nichts ist für immer.
Nichts ist wirklich vorbei.
So wie die Raupe sich verpuppt.
Und als Schmetterling einen anderen Sichtwinkel von den Dingen erhält.
Von oben überblicken ist einfacher als von unten hinaufsehen.
Eine neue Dimension.

Das Leben hält sie auch für dich bereit…

Vivienne

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