Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Juli 2004



Gedanken über das Ausnutzen anderer

Missbrauch hat viele Gesichter.
Nicht der unwesentlichste Teil davon ist das Ausnutzen.
Jemandem schön tun.
Jemandem Gefühle vorzugaukeln.
Nicht um seiner selbst willen.
Sondern wegen des Vorteils.
Den der Initiator davon hat.
Dem geht es nicht um das Gegenüber.
Und um seine Hoffnungen.
Sondern nur um das, was er sich davon erwartet.
Zuckerbrot und Peitsche.
Liebesentzug contra streng dosierte Zärtlichkeiten.
Du werkst und ich heimse den Erfolg ein.
Ich liebe dich, aber nur, wenn du tust, was ich will.
In einigen Farben schillert dieser  Missbrauch.
Und alle sind sie ekelhaft.
Derb.
Unschön.
Billig.
Aber das erkennt man nur aus der Distanz.
Wer selber verstrickt ist in dieses Gewebe.
Dem fällt das nicht auf.
Nicht mehr…

Ausnutzen ist umso schlimmer.
Je mehr Gefühle im Spiel sind.
Vom „Gebrauchten“, der zum „Missbrauchten“ wird.
Eine vermeintliche schöne Freundschaft.
Kann auf dieser Berechnung aufbauen.
Im Grunde ist sie mir egal.
Aber ich kann ihr meine Eheprobleme aufhalsen.
Sie nimmt sich immer Zeit für mich.
Aber auch unerwiderte Liebe gibt einen guten Boden ab.
Zum Ausnutzen.
Der Typ steht auf mich.
Und er kommt immer sofort.
Wenn ich Probleme mit dem Auto habe.
Praktisch.
Und manches mehr…
Was ist falsch daran?
Fragen sich vielleicht einige.
Niemand zwingt diese Leute dazu.
Sie tun es doch freiwillig.
Selber schuld.
In gewisser Weise tun sie das.
Aber auch nicht.
Liebe und Gefühle schärfen den Verstand nicht unbedingt.
Vor allem, wenn keine klaren Worte kommen.
Worte, die die Situation klären.
Worte, die man dem anderen schuldig ist.
Ehrlichkeit.
Auch einfach schweigen ist im Grunde genommen Lüge.
Auch einfach weiter Nutzen aus der Liebe eines  Menschen ziehen ist Unrecht.
Mit den Gefühlen eines Menschen spielen ist nicht fair.
Und noch schwerwiegender als der eigentliche Missbrauch.

Ich kenne die Situation.
Nur zu gut.
Ein junger Mann machte mir vor einiger Zeit Hoffnung.
Auf seine Liebe.
Ganz gezielt.
Ich war nie gut genug für ihn.
Das ist mir erst später klar geworden.
Er dachte nicht im Traum daran mich zu lieben.
Auch wenn er so tat.
Was er brauchte war meine tatkräftige Hilfe.
Für längere Zeit.
Dafür war ich gut genug!
Mehr als der Missbrauch selbst.
Schmerzten meine verletzten Gefühle.
Ich vergoss Tränen um jemand.
Der es nicht Wert war.
Das habe ich erkannt.
In den Wochen und Monaten danach.
Eine Blessur von vielen.
Weil meine Gefühle nicht oberflächlich sind.
Sondern tief und leidenschaftlich.
Und echt.
Wenn ich gebe, dann ganz.
Ich kam darüber hinweg.
Eine Narbe reicher…

Was uns nicht umbringt, macht uns noch stärker…

Vivienne

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