Diese von mir verfasste Geschichte soll zum Nachdenken anregen.
Es war zu spät…
(copy Jörg S.)
Annabelle chattete wie jeden day mit Tommy.
„Hallo wie geht`’s?“
„Ganz gut“ antwortete Tommy
„Und wie gehts Dir Anna?“
„Auch ganz gut“ schrieb Anna voller Fröhlichkeit ihm.
Es war wie immer beim Chatten.
Auch die Verabschiedung.
Doch etwas war anders heute. Tommy war so einsilbig,
ja fast schweigend, und das wo er doch immer
ein Feuerwerk an Worten beim Chatten entfachte.
Annabelle hatte ein ungutes Gefühl.
Deshalb rief sie Tommy später noch einmal an.
Am Telefon das Gleiche wie im Chat,
doch sie wollte ihn nicht fragen, ob irgendetwas mit ihm war.
Sie wusste nicht, warum sie ihm diese Frage nicht stellte.
Auch das Telefonat mit Tommy war wie immer.
Nur sein einsilbiges Schweigen wirkte hier umso stärker.
So gab sie sich einen Ruck und fragte Tommy
„Wollen wir uns heute treffen?“
„Ja gerne, das Leben ist lang und doch zu kurz,
da ist jeder schöne Moment wichtig.“ beantwortete Tommy ihre Frage.
Dies mit einem merkwürdigem Unterton, den sie nicht zu deuten wusste.
„Lass uns bitte an meinem Lieblingsplatz treffen, wenn Du es auch möchtest“,
fügte er noch hinzu.
„Ja gerne, dann bis bald“ erwiderte Annabelle voller Freude.
Als sie an seinem Lieblingsplatz waren,
einem Ort der Stille, war auch alles wie immer,
doch sein einsilbiges Schweigen hielt an.
Beim Verabschieden umärmelte sie ihn sehr lang,
gab ihm einen Wangen-Bussy-Kussi, und sagte zu ihm voller Herzensgefühl:
„Hey Tommy, du weißt, ich bin immer für Dich da, wenn Dich etwas belastet“
„Ja, ich weiß, doch das Leben hat lange Wege und der Weg des Todes ist kurz,
so sage ich Dir: Ich hab Dich lieb, wo ich auch bin und was auch passiert,“
erwiderte Tommy.
Sie war irritiert, ließ sich aber nichts anmerken,
sie konnte so schwer ihre Gefühle zeigen.
So gingen beide schließlich an diesem Tag einen anderen Weg.
Am nächsten Tag war Tommy nicht online,
Annabelle erreichte ihn auch nicht telefonisch,
doch sie dachte sich nichts dabei.
„Vielleicht mag er einen Tag mal nur für sich sein“
dachte sie sich.
Am übernächsten Morgen, als Annabelle die Zeitung las, erschrak sie.
Eine kleine fast in der Bedeutungslosigkeit fallende Meldung in der Zeitung
ließ sie das Folgende lesen:
„Am Morgen des … fand man den zerschmetterten Körper des Tommy S.
Er nahm sich durch einen Sprung von einem Hochhaus,
welches auch „Haus der Selbstmörder“ genannt wird,
in der Nacht des…das Leben.
Er hinterließ einen Abschiedsbrief mit den Worten
*Annabell ich hab Dich lieb*
Es war die Nacht des Tages, an dem Tommy
so wie immer und doch anders, so einsilbig schweigend-redend war…
In panischer Angst rief sie bei ihm an.
Nichts…
Sie fuhr voller Verzweiflung zu seiner Wohnung und klingelte immer wieder.
Nichts…
Eine Nachbarin, die gerade nachhause kam,
sprach Annabelle an
„Ja wissen sie denn nicht, der Tommy sprang in den Tod,
steht heute sogar in der Zeitung.
Dabei lachte und lächelte er immer, und half mir auch manchmal.
man sah gar nicht, dass er so voller Verzweiflung war.“
Annabelle schrie und brach in Tränen aus
und erinnerte sich
an den Chat, das Tele und das Treffen…
Den Satz, den Tommy beim Abschied zu ihr sagte:
„Ja, ich weiß, doch das Leben hat lange Wege und der Weg des Todes ist kurz,
so sage ich Dir: Ich hab Dich lieb, wo ich auch bin und was auch passiert,“
Sie hatte ihm beim letzten Abschied
kein
„Ich hab Dich lieb“ zu ihm gesagt.
Sie würde es ihm nie mehr sagen können.
Zu spät…
(C) Jörg S.