Schreiben ist meine Bestimmung – das wissen Sie, die Leser der Bohne, mittlerweile hinlänglich. Ich habe in dieser besonderen Fähigkeit den Sinn meines Lebens gefunden und ich bin stolz und glücklich darüber, was ich in den letzten Jahren zu Papier bringen konnte. Dabei sind andere Talente fast verloren gegangen – Handarbeiten etwa ist aus meinem Leben mehr oder weniger verschwunden. Außerdem ist mir irgendwie der Bezug zum Werken mit elektrischen Geräten verloren gegangen – wenn ich früher einen Stecker oder eine Steckdose wechselte, hat das funktioniert. Heute ist das nicht mehr selbstverständlich – als hätte das Schreiben alle Kraft auf sich gebündelt und für so manches andere bleibt plötzlich nur mehr wenig Gespür. Es kommt mir zumindest fast so vor…
Ich habe in anderen Beiträgen der Serie schon anklingen lassen, dass mein Talent zu schreiben zwar schon relativ früh erkannt, aber später wieder beiseite geschoben wurde. Mehrmals in meinem Leben habe ich Bemühungen unternommen, mich in Richtung Journalismus ausbilden zu lassen – aber diese Versuche versandeten ebenso. Meist etwas unerwartet und ich haderte danach immer mit mir wegen der vermeintlich ungenutzten Chancen. Heute weiß ich, dass ich diesen Gelegenheiten nicht nachtrauern muss. Ich bin keine Journalistin in herkömmlichem Sinne, ich bin nicht auf der der Suche nach der guten Story und belästige auch niemanden, der irgendwo im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht. Das liegt mir nicht unbedingt, will ich doch selber auch lieber meine Ruhe haben, und nicht notwendigerweise dauernd im Mittelpunkt stehen.
Ein Erlebnis war in dem Bereich prägend. Ich habe etwa zu dem Zeitpunkt, als ich zur Bohne stieß, ein Praktikum bei einer Bezirkszeitung gemacht. Der Redakteur führte an einem Montagmorgen ein Telefonat mit den Angehörigen eines angesehen Bürgers der Bezirksstadt, der am Wochenende beim Radfahren an einem Herzinfarkt verstorben war. Der Redakteur war bemüht, einige Fakten über die tragische Geschichte zu erfahren, stieß aber, wie ich an seinem Gesichtsausdruck und an den Fragen deutlich erkennen konnte, immer deutlicher auf den Widerstand seiner Gesprächspartners. Der Redakteur versuchte immer wieder zu beschwichtigen, weil ihm anscheinend wegen seiner Neugierde – oder Informationspflicht – Vorwürfe gemacht wurden. Schließlich endete das Telefonat abrupt, und ich konnte in der ungehaltenen Miene des Redakteurs lesen, dass er gerne noch mehr erfahren hätte…
Damals ist mir erstmals bewusst worden, dass mir eine derartige Vorgangsweise nicht liegt. Journalismus kann Spaß machen, wenn man einen lustigen Vogel von „Taxi orange“ interviewt, aber trauernden Hinterbliebenen so nahe zu treten – das bin ich einfach nicht. Ich habe zwar danach noch einige Zeit versucht, den einen oder anderen Artikel für die Bezirkszeitung zu verfassen. Aber dieser Nebenjob verlor sich immer mehr – auch, weil die Bohne an Bedeutung in meinem Leben gewann. Vorstöße ins „Radiogewerbe“ – ich hatte da ein wenig Erfahrung durch eine etwa neunmonatige Arbeit bei einem unbedeutenden Sender in Linz – scheiterten ebenso. Dabei weiß ich, dass ich durchaus das Zeug dazu hätte, am Radio gut rüber zu kommen – meine Stimme wurde schon oft als erotisch bezeichnet – und eine einstündige Life-Sendung bei Peter Michael Leitner auf Life Radio hat mir durchaus Appetit auf mehr gemacht.
Trotzdem waren die Weichen in meinem Leben anders gestellt, aus einem erhofften Praktikum wurde nichts und daneben schrieb und verfasste ich mit immer mehr Begeisterung. Heute ist das Thema Radio für mich endgültig abgehakt, ich suche meine Bestätigung nicht mehr dort obwohl ich nicht völlig ausschließen möchte, in ein paar Jahren meine Lyrik und Prosa zu besonderen Gelegenheiten über eine Art „Webradio“ auf meiner Site (und nur dort!) unter ein lauschendes Publikum zu bringen. Aber selbst das ist Zukunftsmusik, geplant ist nichts zur Zeit und meine heuer noch geplante Übersiedlung nach Linz steht mir um einiges näher. © Vivienne „on Air“ wird es mit Sicherheit noch einige Jahre nicht geben.
So bin ich beim Schreiben gelandet und geblieben, mein „blumiger“ Stil, mein Sarkasmus oder auch die Erzählweise mit kurzen, prägnanten Sätzen kommen an. Was meine Leser aber ganz speziell begeistert betrifft mein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen. Immer wieder erhalte ich Zuschriften und Kommentare von Leuten, die mir versichern, wie sehr ich ihre eigenen Gefühle und Gedanken zum Ausdruck bringen könnte. Darin liegt wohl ein ganz besonderes Talent von mir, das mich vielleicht aus der Masse der schreibenden Zunft etwas hervorhebt und vielleicht findet sich darin auch die Zukunft meines weiteren Werdegangs. Man wird sehen…
© Vivienne