Es war gegen Ende der Sommerferien. Da fasste eine meiner Nachbarinnen den Entschluss, uns zu besuchen, was sie äußerst selten tut, denn sie wird lieber besucht. Nichtsahnend, dass mein Mann daheim war, weil er Urlaub hatte, sonst wäre sie nicht gekommen, sagte sie, um nicht zu stören. Schließlich kam das Gespräch auf Katzen, ihre Mutter hätte von Nachbarn eine bekommen sollen, obwohl ihr Vater nicht begeistert war. Jedenfalls haben sie es sich doch anders überlegt, und die Katze braucht einen Platz. Lange Rede, kurzer Sinn, wir schlugen zu zweit meinen Mann breit, und am nächsten Tag hatten wir unser neues Familienmitglied! Wenn mein Mann nicht daheim gewesen wäre, wäre sicher nichts daraus geworden, denn dann hätte ich ihn am Abend halbherzig, weil ich ja selber keine mehr verlieren möchte, gefragt, ob er dafür ist, und das wäre er nicht gewesen.
Wir haben alle viel Freude mit dem rot-weißen Burschen – Kopf, Rücken und Schwanz sind rot, der Bauch, sowie ein breiter Streifen im Nacken sind weiß, Gesicht und Beine fleckig. Sein auffälligsten Merkmal: Er hat ein weißes Kreuz auf seinem roten Rücken, das erst mit dem Wachsen so richtig deutlich wurde, und das kann nur ein gutes Zeichen sein.
Natürlich gab es auch Probleme, etwa mein Nachbar mit dem Jagdhund (er hat inzwischen 2) ist deshalb sehr sauer auf mich. Anfangs war Hugo nur drinnen, dann ließen wir ihn langsam und immer nur kurz raus. Er hatte auch hauptsächlich bei Sonnenschein das Bedürfnis dazu, und es war gerade ein sehr schöner Herbsttag. Hugo – ich habe seinen Namen noch gar nicht erwähnt – genau wie der alte verstorbene Kater, blieb immer gerne bei uns in der Nähe, aber meine Mädchen spielten ziemlich nah an der Grundgrenze zum Nachbarn, und so wagte Hugo sich daüber, zumal er neugierig darauf war, was der Nachbar da machte. Ich war im Haus. Da sagte der Nachbar zu den Kindern, sie sollen mir sagen, ich soll den Kater von seinem Grundstück wegholen! Stinksauer war ich und ging doch los, da meinte er, so ginge es nicht weiter, wenn die Katze immer rüberkommt, müsse ich sie halt an die Leine nehmen! (Das war ernst gemeint!). Da sagte ich, dass ich nicht glaube, dass es so weit kommt. Da fing er an, mit mir zu schreien, er lässt sich nicht von meiner Katze auf seinen Grund sch… (dafür bringt er ja seine Hunde zu anderen Grundstücken…), ich wäre die erste, die sich aufregen würde, wenn sein Hund auf unserem Grund wäre, und er sperrt nicht wegen mir seinen Hund ein – worauf ich noch sagte, das hätte auch niemand verlangt. Ich sagte nicht viel und ging dann, weil ich Angst hatte, wenn ich zu viel sage, ist der Hund schnell auf die Katze losgelassen, was bei einem Jagdhund aus Erfahrung blitzschnell zum Tod der Katze führt.
Natürlich hätte ich sagen können, er soll den Hund halt auf die Katze loslassen, wenn sie auf seinem Grund ist, aber ich kenne die Problematik, nämlich wenn der Hund erst mal auf die Katze losgeht, dann läuft er ihr überall hin nach und kennt keine Grenzen, bleibt also nicht auf seinem Grundstück – was ja eigentlich sein Problem ist, weil ja er zu gierig war und nirgends einen Zaun gemacht hat – weil sein Hund ja eh folgt… Jedenfalls alles Reden ist sinnlos, es ist schon alles durchbesprochen, man kommt auf keinen grünen Zweig, ist zu weit voneinander entfernt. So bin ich nach wie vor dahinter, dass Hugo nur ganz selten und kurz rausgeht, wenn er es drinnen nicht mehr aushält und sich lautstark bemerkbar macht. Nach kurzer Zeit rufe ich ihn dann schon wieder, wenn möglich, damit er sich nicht zu weit von zu Hause entfernt. Auch wegen der Straße.
Ich wollte ihn am Abend mal reinholen, weil es schon finster wurde (mittlerweile lasse ich ihn sogar lieber erst im Dunkeln raus), und nachts ist er ohnehin immer drinnen. Da traf ich eine nette Bekannte, und sie begann ein wenig zu plaudern. So ging ich zu ihr an den Straßenrand, und Hugo fing an, um mich herum immer wieder auf die Straße zu springen. Meine Drohungen, oder wenn ich ihn einfangen wollte, fand er nur lustig. Immer wieder fuhren Autos knapp an ihm vorbei, oder er sprang vor sie, ich hatte panische Angst, war stinksauer auf ihn, kam aber später zu der Erkenntnis, dass er nur meinetwegen so waghalsig gewesen war, weil ich so nah an der Straße war. Würde er das immer tun, wäre er sicher längst tot. Ich darf ihn auch nicht mit in den Garten nehmen, wenn ich nah an der Straße arbeite, denn er hält sich immer in einem bestimmten Umkreis von mir auf, da spart er die Straße nicht aus.
Sie wissen ja sicher, wie kleine Katzen sind, sie springen gern an den Leuten rauf, was ich auch noch sehr lustig fand, als er klein war. Nur mit zunehmendem Gewicht wurde es immer störender bzw. schmerzhafter, und er ließ sich diese liebgewonnene Gewohnheit nur schwer abgewöhnen. Zeitweise waren dann meine Beine und der Rücken übersäht von unzähligen punktförmigen Wunden oder Kratzern! Aber das hat sich mittlerweile fast erledigt. Er hat inzwischen sogar einen Kratzbaum bekommen – das hatte noch keinen Katze bei uns zuvor. Er benutzt ihn zwar nicht immer und zweckentfremdet manchmal unser Sofa, den Hocker, die Schultaschen der Kinder… Beim Kratzbaum ist sogar eine Schlafhöhle dabei, die er gern und oft benutzt – obwohl bei Katzen ein Häufiger Schlafplatzwechsel anscheinend ein absolutes Muss ist – und außerdem eine erhöhte Liegefläche.
Wir haben Hugo auch ein Klo gekauft, aber ohne Überdachung, nur mit einem leicht nach innen gewölbten etwa 5 cm hohen Rand. Leider ist es schlechte Qualität, die Plastikschale ist völlig windschief verzogen und instabil, der Rand hält nicht richtig. Aber besser als eine Schachtel mit Plastik drin, wie wir sie vorher hatten. Es ist halt ein ewiges Gepatze mit Futter, Kot und Katzenstreu im engen Abstellraum, was nicht so angenehm ist. deshalb will mein Mann Hugo im Frühjahr ausquartieren (es wundert mich sogar, dass er bis jetzt so nachgiebig war), also dass er draußen schläft und dort auch sein Geschäft verrichtet, aber ich habe den Kampf noch nicht aufgegeben, denn ich fürchte, dass das sein (Hugos!) Ende wäre, weil er dann mehr streunt, außerdem ist es ein zusätzlicher Streitpunkt mit dem Nachbarn, auch wegen dem Kot. Dabei habe ich sogar schon seinen Kot aus dem Katzenklo genommen und bei unseren Sträuchern verteilt, damit er ja wieder dort hin macht und nicht zum Nachbarn geht!
Apropos Klo, er geht mir immer aufs Klo nach! Besonders neugierig ist er auf die Spülung, das gefällt ihm immer wieder. Ich wette fast, ich hätte es schaffen können, ihm beizubringen, auf die Toilette zu gehen – aber das soll nun doch den Menschen vorbehalten bleiben. Apropos beibringen, er ist ja recht verspielt und dabei sehr bissig, während ich von meinen anderen Katzen eigentlich kenne, dass sie merken, wenn sie zu weit gehen und einfach nicht so fest zubeißen oder dann drüber lecken. Das fehlt ihm leider, zu unserem Leidwesen. Wenn er dann gerade recht kämpferisch und aggressiv ist, und ich locke ihn mit ausgebreiteten Armen, dann konzentriert er sich und springt dann senkrecht hoch und los auf meine Hand, um sie anzugreifen (und totzubeißen…). Ich fange ihn dann auf , lobe ihn (was eigentlich falsch ist, wenn er so grob ist) und raufe in dann nieder!
(C) Sarkastika