Textauszüge: Harry Popow – „In die Stille gerettet“. Persönliche Lebensbilder. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3
Henry hat Zeit und ist gedanklich beim zukünftigen Schwedenhaus, jagt Faxe los an einen schwedischen Makler und an deutsche Immobilienhändler. Wartet auf Angebote. Die kommen prompt. Die Preise der Häuser liegen ab 50.000 DM und weit darüber. Eine bekannte Westberliner Immobilienfirma läßt seine Mitarbeiterin ins Telefon flöten: „50.000 DM! Meine Dame, ich bitte sie, unser Klientel ist Teureres gewöhnt, und auch sie wollen doch keine Hundehütte kaufen.“ Man würde ja auch bei der Finanzierung helfen, man sei es ja den Brüdern und Schwestern im Osten schuldig.
Zwei Tage später Anruf von Cleo an die Geschäftstüchtige: „Wir haben unsere Hundehütte gefunden mit 4 Zimmern, Küche mit Eßplatz, Alkoven, Garage, knappe 900 Quadratmeter Garten am Wald: Preis 48.000 DM!“ Denn wir hatten unser kleines „Traumhäusel“ gefunden. Super gepflegt, wichtig für Cleo, da ich absolut kein As im Handwerklichen bin. Cleo und Henry entscheiden sich aus dem Bauch heraus – das hat bisher immer gut geklappt. Das Exposeé mit aussagekräftigen Farbfotos überzeugt beide. Doch es gibt weitere Interessenten, so kommt es, daß sie 15.000 DM anzahlen, ohne je schwedischen Boden betreten, geschweige das Haus vorher gesehen zu haben. Der Grund: Der längst geplante und bezahlte Österreich-Urlaub mußte angetreten werden. Wichtige Dinge wurden fernmündlich mit dem sympathischen schwedischen Makler geklärt. Letzte Gewißheit, daß der „total in Ordnung sei, und wenn da stehe „gepflegtes Haus“, dann stimme das, bestätigten unsere Freunde Gerda und Dieter, die zufälligerweise gerade auch bei diesem Makler gekauft hatten. Trotzdem schmunzeln nicht nur unsere Kinder, alle Freunde und Bekannten, auch der Makler selbst und die Gadderoser über diesen „Blindkauf“. Haha! Wir lachen mit, denn wir wurden nicht enttäuscht. Hatte die Wahrsagerin von Teupitz in der Silvesternacht 92/93 doch ihre Finger im Spiel?
Pfingsten 96. Auf der Fähre über´s „große Wasser“ von Rostock nach Trelleborg. Wie oft hatten sie am Strand von Ahrenshoop davon geträumt, mit so einem großen weißen Schiff über die Ostsee zu fahren. Nun sitzen sie mit Tochter Patricia und Enkel Flu an Deck. Was die Kinder zunächst nur für eine Vision hielten, wird Wirklichkeit. Es geht zum Hauskauf! Der Enkel war vor wenigen Stunden mit seinem Papa erst aus den USA zurückgekehrt – und nun die weite Tour nach Norden. Dem Knirps von dreieinhalb Jahren schien das nichts auszumachen. Na und, er wolle unbedingt dabei sein, sagte er. Das erste Mal in ihrem Leben sahen sie die schmucken schwedischen Holzhäuser und jubelten bei jedem neuen und schönen Anblick der Landschaft. Doch Schweden ist riesengroß. Diese Wälder! Endlos schien die Fahrt zu dauern, bis sie vor Ort waren. Blumen am Ortseingangsschild Gadderos. Sie biegen in ihre Straße ein, am Ende das ersehnte Eckgrundstück. Aus vier Mündern: „Da ist es!“ Weiß-braun, schmuck, großer Garten mit Haselnußhecken. Eine ältere Frau läßt sie ein. Zwei Zimmer unten, zwei in der oberen Etage. Durch alle Fenster flutet viel Licht in die Wohnung. Cleo und Henry sind begeistert. Sie umarmen die Schwedin. Dann ging alles schnell. Zunächst ein Gespräch mit dem Makler und der Hausverkäuferin. Das alles wickelt Cleo gekonnt ab. Patricia filmt das ganze Anwesen und die Räume und Flu macht Faxen. Die schriftlichen Formalitäten werden allerdings in der Bank Orrefors erledigt. Die zwei ahnungslosen Deutschen richten sich auf stundenlange Prozeduren ein. Doch dann die riesengroße Überraschung: Nach genau 25 Minuten war die Verkaufshandlung – unglaublich professionell vorbereitet – abgeschlossen. Die Schwedin lädt zum Mittagessen ins Värdshus (Gaststätte) ein.