Home Kolumnen Die bunte Welt von Vivienne
11.08.2005, © Vivienne
Das Mitternachtsgespenst
Beate Karlinger ist eine nette Kollegin von mir. Eine lebenslustige junge Frau mit viel Humor und Witz so kann man sie am besten beschreiben. Sie ist immer für einen Streich zu haben und vor längerer Zeit einmal hat sie mich sogar mit unterdrückter Rufnummer angerufen und sich als eine Mitarbeiterin des ORF ausgegeben in Sachen Millionenshow. Wir haben in der Abteilung Tage darüber gelacht und selbst heute muss ich noch schmunzeln, wenn ich an diese Episode denke. Ja, Beate ist ein lustiger, ein fröhlicher Mensch, aber auch eine warmherzige Seele, die sofort mit Rat und Tat hilft, wenn man Trübsaal bläst. Und das ist auch viel Wert.
Vor einigen Wochen saßen wir aus der Abteilung abends in einem Weinlokal beisammen. Es war schon spät und der eine oder andere Schwips hatte schon feuchtfröhliche Einkehr bei uns gehalten. Beate lachte noch mehr als sonst und unterhielt uns mit Schwänken aus ihrem Leben. Kein Wunder, sie war schon beim dritten Gspritzten angelangt und kramte nun manches aus ihrem Leben hervor. Etwa, das sie ein wenig schreckhaft war und sich in der Wohnung schnell fürchtete, wenn etwa draußen ein Unwetter niederging und sie auch noch allein im Bett lag. Ihre Wohnung befand sich im zweiten Stock, wie sie uns noch hinwies. Beate war eine gebürtige Mühlviertlerin wie ich und das verbindet natürlich zusätzlich.
Ich war schon etwas müde geworden. Der Chef orderte auf Kosten der Kaffeekasse eine Runde Wein und ich, die Kaffeebeauftragte bei uns, konnte nicht einmal etwas dagegen unternehmen. Mir blieb nur Prost sagen! Beate kicherte wieder und dann begann sie wie auf ein Stichwort zu erzählen. es war furchtbar zäumte sie ihre Geschichte von hinten auf. Was war furchtbar? wollte eine Kollegin gleich wissen. Beate sammelte ihre Erinnerungen. Ich lag in meinem Bett. Bei mir ist übrigens immer das Fenster offen, auch im Winter. Ich war damals fast eingeschlafen als ich ein Geräusch hörte. Beim zweiten Mal war ich sofort hellwach. Ich drehte das Licht an. Nichts zu sehen und zu hören, außer diesem feinen Geräusch. Immer wieder. Ich lauschte in die Nacht hinaus. Was war das? fragte ich mich die ganze Zeit. Mein Herz klopfte zum Zerspringen und ich spürte, dass meine Hände feucht wurden vor lauter Nervosität
Vielleicht ein Nachtgespenst! warf ich ironisch ein. War die Geisterstunde schon angebrochen? Beate überhörte mich geflissentlich. Minuten bin ich in meinem Bett gesessen. Dann stand ich auf und machte die Schlafzimmertür zu, sperrte ab. Das Geräusch kam in regelmäßigen Abständen wieder. Und ich zitterte fast schon vor Angst. Aber ich traute mich nicht zum Fenster zu gehen und hinauszuschauen, ob sich unterhalb jemand befand. Schließlich verkroch ich mich wieder in meinem Bett, deckte mich fest zu und ballte die Fäuste. An schlafen war nicht zu denken. Plötzlich hörte ich etwas ganz anderes. Es klang wie leises Gemurmel, und Kichern. Dann hörte ich Schritte unter dem Fenster, der Kies knirschte. Und schließlich startete ein Automotor, das Fahrzeug entfernte sich rasch
Es war still geworden in der Runde. Da schau her! warf schließlich eine Kollegin ein. Sehr irdische Gespenster. Hast du eine Ahnung, wer das war? Beate nickte. Ich kann es mir denken. Das waren zwei Leute aus unserem örtlichen Schachverein, in dem ich Mitglied bin. Ich war kurz vor dem Vorfall mit einer Bekannten dort ins Gespräch gekommen. Und erzählte ihr nebenbei, dass ich so ein Angsthase bin und mich bei jedem Geräusch fürchte. Ihr kennt mich ja alle, ich kann so was nicht für mich behalten. Wir lachten also noch laut, da fiel mir auf, wie sie einer Freundin zuzwinkerte. Ich wurde stutzig und fragte mich, was das jetzt wohl zu bedeuten gehabt hatte. Aber ich vergaß wieder völlig darauf Daher dürfte also der Wind geweht haben. Und am Morgen nach dieser Heimsuchung fand ich jede Menge kleiner Steinchen im Schlafzimmer unter dem Fenster und auf meinem Bett. Die hatten die zwei die ganze Zeit herein geworfen
Sag, hast du ihnen die Leviten gelesen? erkundigte ich mich neugierig. Das war doch ein böser Streich! Aber geh! wischte Beate meine Frage weg und kicherte. Ich bin doch selber für jeden Blödsinn zu haben. Wenn ich so was nicht aushalte was dann? Das Thema wurde gewechselt, schließlich zahlten wir und machten uns gemeinschaftlich auf den Heimweg. Albert schnarchte selig als ich ins dunkle Schlafzimmer stolperte und rührte sich nicht. Schreckhaft war er offenbar nicht im Geringsten und einen gesunden Schlaf hatte er auch!
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