Home Kolumnen Die bunte Welt von Vivienne
31.07.2005, © Vivienne
Zum Teufel mit dir!
Ich stand in der Küche und briet den Fisch von beiden Seiten an. Ein dummes Unterfangen bei dieser Hitze, dachte ich mir schon die ganze Zeit. Nein, es wäre tatsächlich besser gewesen, einen gemischten Salat zuzubereiten: mit Tomaten und viel Mozarella. Und natürlich Oreganum. Ich wischte mir gequält den Schweiß von der Stirn. Die Kräuterbutter wartete schon im Kühlschrank, das Gemüse dünstete vor sich hin. Fehlte nur noch Albert, aber der würde noch nicht gleich kommen. Er und ein paar Kollegen saßen in einem Gastgarten im Linzer Zentrum und feierten Alberts 10jähriges Firmenjubiläum. Nicht, dass ich ihm das Vergnügen nicht gönnte, aber ich war sauer auf mich selbst.
Überrascht löste ich mich aus meinen Gedanken. Der Schlüssel sperrte im Schloss und Albert zog sich im Vorraum die Schuhe aus. Ali? In diesem einen Wort von mir lag eine ganze Reihe von Fragen, unausgesprochen. Mein Mann grinste mich an. Sag jetzt nicht, du freust dich nicht, dass ich schon daheim bin! Er nahm mich in den Arm und ich merkte, dass er irgendwie angespannt schien. Ist etwas passiert? Ich versuchte es im zweiten Anlauf mit einer konkreten Frage. Ali lachte. Das kannst du wohl sagen. Fantastisch, das Essen ist gerade fertig. Woher wusstest du ? Ali ließ mich wieder los und stürmte in die Küche. Herrlich, ich liebe Scholle. Typisch, Mann! dachte ich mir. Unmöglich von einem Vertreter dieser Spezies die Facts zu bekommen.
Wir setzten uns schweigend zu Tisch. Albert sagte nicht viel, zeigte mir aber eine Gratifikation von der Firma, die ich nie und nimmer von seinem Chef, dem knausrigen Rossecker, erwartet hätte. Die Karte der Kollegen und eine selber gestaltete Urkunde brachten mich zum Lachen. Albert holte sich einen Kaffee, zündete sich eine Zigarette an und schließlich begann er von selbst zu erzählen. Bombenstimmung in der Arbeit, das kannst du dir vorstellen. Was ich heute Sekt getrunken habe, geht auf keine Kuhhaut. Schließlich sind wir nach der Arbeit noch so zehn Leute in ein Lokal gegangen. Natürlich in den Gastgarten. Es sah schon so aus, als würde das ein langer Abend werden, ein sehr langer… Ein herrlicher Abend. Und stell dir vor, wir sitzen so da und ordern gerade die Speisekarten
Ali unterbrach sich. Er wirkte leicht mitgenommen auf mich. Dann sah er mich wieder an. ich bin neben der Doris Mittmannsgruber gesessen, die neu im Verkauf ist. Ich weiß nicht, ob ich dir von ihr schon erzählt habe. Nicht sehr redselig und sie muss sich in den letzen Jahren einiges mitgemacht haben. Plötzlich steht da dieser Kerl da, so um die 1,80 groß, dunkelhaarig, hoher Haaransatz und Brille. Sah irgendwie total schräg aus, er wirkte nicht ganz echt, und der geht auf die Mittmansgruber zu, die gerade in der Speisekarte blättert und sagt mit so einem ekeligen Grinsen: Hallo Doris! Ich musterte Albert interessiert. Der dämpfte seine Zigarette aus und nahm den Faden wieder auf. ich weiß gar nicht, wie ich dir das erzählen soll. Es war furchtbar. Die Mittmannsgruber zuckt zusammen und schreit auf. Irgendetwas wie: Du mieser Bastard! Dann drosch sie mit der Speisekarte auf ihn ein und wünschte ihm Tod und Pestilenz auf den Hals. Ich habe so was noch nie zuvor gesehen. Und glaub mir, Vivi, ihr Gesicht war so hassverzerrt, ich stehe jetzt noch unter Schock.
Betroffen blickte ich zu Boden. Das hörte sich im ersten Moment sehr komisch an, aber Ali vermittelte nicht den Eindruck, dass der Vorfall wirklich witzig gewesen wäre. Was musste da bloß vorgefallen sein? Mein Mann schnaufte durch. …irgendwann habe ich es geschafft, ihr die Speisekarte wegzunehmen. Sie war fast wie von Sinnen. Und der Typ stand nur da wie ein geprügelter Hund. Schließlich lief er davon Doris fing zu weinen an. Sie verschwand mit einer Kollegin am WC. Und wir haben uns alle ratlos angesehen. Bis Hanna eine Kollegin, etwas erwähnte. Doris Mittmannsgruber war vor ein paar Jahren einmal in eine tragische Liebesgeschichte verwickelt gewesen. Ein abgeblitzter Verehrer rächte sich mit einer Verleumdung an ihr. Er drückte ihrem neuen Liebhaber eine böse Geschichte rein, sie wäre vorbestraft oder so was. Unglaublich, was? Ali schüttelte den Kopf.
Dieser schräge Typ im Gastgarten muss dieser verlogene Kerl gewesen sein. Ihr Liebhaber hat sie nämlich anscheinend wegen dieser Geschichte verlassen, worüber die Doris nur schwer hinweggekommen ist. Wenn überhaupt. Und dieser Kerl, der Abgeblitzte, hatte jetzt anscheinend die Stirn so zu tun, als ob nichts gewesen wäre. Vielleicht hat er auch geglaubt, dass er jetzt Chancen bei ihr hätte. Aber so wie der aussah ! Ali lachte kurz auf. Kein Mann für eine Frau. Nein, auf keinen Fall Und ganz sicher nicht für die Mittmanssgruber! Ich nickte. Merkwürdiges Aufeinander treffen. Kein Wunder, dass sich die Gruppe um Ali schnell zerstreut hatte. Die Stimmung war nach diesem Vorfall rapid im Keller gelandet. Tut mir leid für dich, Ali. Ich küsste ihn zärtlich. aber wenn du Lust hast, können wir ja noch was aus diesem angebrochen Abend machen. Schauen wir zum Italiener? Oder zum Chinesen? Was meinst du? Ali grinste mich vergnügt an. Besser als daheim sitzen und fernsehen. Die Nach ist noch jung und es wäre doch schade, sie ungenutzt zu lassen
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